KI Talks

Wie beurteilen Sie die aktuelle Entwicklung und den Einsatz von KI in der akademischen Bildung?
KI ist einfach da, und ich sehe meinen Bildungsauftrag darin, den Studierenden zu zeigen, wie man KI reflektiert nutzen kann. Das bedeutet auch, dass wir die verschiedenen Möglichkeiten, die KI bietet, in der Lehre einbinden, weil sie uns nicht nur Arbeit abnehmen, sondern auch neue Perspektiven eröffnen kann. Sie ist Teil der Entwicklung in der Wissenschaft.
Welchen konkreten Einfluss sehen Sie von KI auf den Lernprozess und die Studierendenleistung?
In meinen Seminaren lasse ich die Studierenden mit KI forschen und lernen, und dabei hat sich gezeigt, dass viele zunächst verunsichert sind. Studierenden ist bewusst, dass KI Risiken birgt. Sie sehen aber auch Arbeitserleichterungen und sind verunsichert, wann und wie sie KI-Tools nutzen können und dürfen und was die Konsequenzen der Nutzung sind. Die Frustration kann groß sein, wenn wissenschaftliche Informationen zu KI noch limitiert sind. Ich versuche, durch Reflexion, Diskussionen und bspw. Forschungstagebücher die Frustration zu mindern und ein tiefgehendes Verständnis für KI zu erreichen.
Wie integrieren Sie KI-Tools in den akademischen Alltag, und wie beurteilen Sie deren Effektivität für die Lehre?
In meinen Seminaren ermöglicht KI bspw. das kritische Denken, denn die Studierenden müssen Inhalte hinterfragen und Grenzen der Tools erkennen. Diese Tools können bspw. eine erste Struktur beim Schreiben von Hausarbeiten ermöglichen. Man kann mit ihnen ein sokratisches Gespräch führen, Theorie erklären lassen und diese dann mit den wissenschaftlichen Veröffentlichungen abgleichen.
Haben sich die Anforderungen an Studierende und Lehrende mit dem Aufkommen von KI geändert?
Es ist wichtig, dass angesichts der Verunsicherung über die Nutzung von KI sowohl Studierende als auch Lehrende mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gewinnen und die Möglichkeiten der KI reflektiert nutzen. Mein Ziel ist es, den Studierenden beizubringen, wissenschaftlich zu arbeiten, kritisch zu denken und gleichzeitig die Vorteile von KI zu nutzen.
Welche Chancen und Risiken sehen Sie in der Nutzung von KI in der Bildung?
Ein großes Risiko ist, dass KI die feinen Nuancen in Texten verwässert und Stereotype verstärkt. Auf der anderen Seite bietet KI enorme Chancen, z.B. durch Übersetzungen und die Bereitstellung von Synonymen im Schreibprozess, was für Studierende, die keinen akademischen Hintergrund haben oder Deutsch nicht als Erstsprache sprechen eine große Hilfe darstellt.
Abschließende Gedanken und Empfehlungen zur Rolle von KI in der Hochschulbildung
Ich denke, KI muss in die akademische Bildung integriert werden, damit diese Bildung weiterhin Relevanz besitzt. Dabei ist es entscheidend, zu überlegen, welche Kompetenzen wir bei den Studierenden fördern möchten. Letztlich sollte KI-Kompetenz und kritisches Denken Bestandteil der universitären Ausbildung sein.
Lea Biere promoviert in der Bildungssoziologie zum Thema, ob es einen Zusammenhang zwischen KI und dem Digital Divide im Hochschulkontext gibt. Sie gibt Seminare mit Titeln wie "Künstliche Intelligenz und digitale Spaltung in Bildungskontexten"
Sie arbeitet im Sonderforschungsbereich TRR 318 „Constructing Explainability“ Erklärungen gemeinsam entwickeln
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