TRANSFORMATIONEN DES HEILIGEN

Überblick

Das Heilige hatte über Jahrhunderte die Funktion einer ‚starken‘, nicht mehr hinterfragbaren Setzung, die in säkularen Gesellschaften ihre Bedeutung an andere diskursive Formierungen gesellschaftlicher Selbstverständlichkeiten verloren zu haben schien oder sie zumindest mit diesen geteilt hat. Nicht erst seit dem 11. September 2001 aber haben Vorstellungen und Setzungen eines Heiligen eine Re-Aktualisierung in verschiedenen Zusammenhängen erfahren. Der Forschungsverbund untersucht, hier ansetzend, Aushandlungen des Heiligen in Gesellschaft, Religion, Philosophie, Literatur, Musik und bildender Kunst sowie der populären Kultur in systematischer und historischer Perspektive. Als leitende Ausgangsthesen für die Forschungsarbeit dienen dabei die Überlegungen: (1) Das Heilige ist als Ergebnis von Aushandlungsprozessen mit unterschiedlicher Reichweite (zeitlich/historisch, kulturell, räumlich, semantisch, strukturell) und Gewichtung ständigen Transformationen unterworfen. (2) Lineare Entwicklungskonzepte und teleologische Narrative einer sich fortschreibenden Ausdifferenzierung werden der transformatorischen Dynamik des Heiligen ebenso wenig gerecht wie ausschließlich binäre Modi der Kategorisierung nach dem Muster ‚alt│neu‘, ‚zugehörig│unzugehörig‘; davon unberührt bleibt, dass zweiwertige Logiken als Grundmuster des Denkens sich nicht hintergehen lassen, mithin auch die dem Heiligen kulturgeschichtlich zukommende Zweiwertigkeit gerade in ihrer transformatorischen Dynamik als gleichsam binärer Rand Gegenstand der Beobachtung bleiben muss. (3) Die transformatorische Dynamik der Aushandlungen des Heiligen entfaltet reziprok zu Transformationsprozessen in Gesellschaft und Kultur Wirkung. Die Aushandlungen des Heiligen ‚regieren‘ m.a.W. transformierend in die Bereiche hinein, in denen sie erfolgen. Umgekehrt bietet die Analyse von Konzeptualisierungen und Modellierungen des Heiligen nicht allein Zugänge zu verbürgten Schemata der Weltbewältigung und Positionssicherung; sie gewährt Einblicke auch in die Voraussetzungen und Bedingungen kultureller Wandlungsdynamiken als solcher.

Gefördert durch: Universität Paderborn/Fakultät für Kulturwissenschaften

Key Facts

Laufzeit:
01/2015 - 12/2024

Detailinformationen

Projektleitung

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Prof. Dr. Norbert Eke

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