„Computational Thinking“ bezeichnet die Fähigkeit einer Person, einzelne Aspekte von modellierbaren Problemen zu identifizieren, mögliche Lösungsstrategien zu bewerten und eigene Lösungen so zu entwickeln, dass sie von einem Computer ausgeführt werden können. Prof. Dr. Birgit Eickelmann und ihre wissenschaftliche Mitarbeiterin Amelie Labusch, beide vom Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Paderborn, haben bei der „International Conference on Computational Thinking and STEM Education“ (CTE-STEM) Analysen vorgestellt, wie dieser neue Kompetenzbereich in schulischen Lehrplänen verankert werden kann. Der Beitrag der Paderborner Wissenschaftlerinnen wurde als bester Kurzbeitrag der internationalen Konferenz in Singapur ausgezeichnet.
Mit der voranschreitenden Digitalisierung zahlreicher Aspekte des alltäglichen Lebens stellt sich die Schulforschung die Frage, welche für das 21. Jahrhundert benötigten Kompetenzen Kindern und Jugendlichen bereits in der Schulzeit mitgegeben werden müssen, um ihre gesellschaftliche Teilhabe und die Vorbereitung auf das Arbeitsleben zu gewährleisten. So untersucht die weltweite Schulleistungsstudie „International Computer and Information Literacy Study“ (ICILS), bei der Eickelmann nun zum dritten Mal die wissenschaftliche Leitung für Deutschland und die Leitung des nationalen Forschungszentrums innehat, die digitalen Kompetenzen von Achtklässler*innen. Der Kompetenzbereich „Computational Thinking“ wird seit 2018 untersucht und wird auch im neuen Zyklus der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierten Studie, ICILS 2023, berücksichtigt.
Basierend auf den Daten der ICILS 2018 haben Labusch und Eickelmann für ihre Analysen die unterschiedlichen Lehrplanverankerungen im Bereich „Computational Thinking“ in Deutschland, Finnland, Dänemark und den USA miteinander verglichen. Ihre Ergebnisse zeigen, dass in allen Ländern sowohl der soziale Hintergrund als auch die in der Schule erlernten Fähigkeiten eine bedeutende Auswirkung auf die Kompetenzen der Schüler*innen in diesem Bereich haben. Allerdings werden auch geschlechterspezifische Unterschiede zugunsten von Jungen in Deutschland, Dänemark und den USA deutlich. „Das weist auf große Zukunftsaufgaben und notwendige Modernisierungsprozesse im schulischen Bildungsbereich hin“, so Eickelmann.
Die wissenschaftliche Publikation mit dem Titel „Students’ Learning of Computational Thinking in Schools with Different Curriculum Approaches Including Individual Student Characteristics“ haben Eickelmann und Labusch bei der CTE-STEM 2021 präsentiert. Im Rahmen der internationalen Konferenz, die jährlich von der „Asia-Pacific Society for Computers in Education“ (APSCE) veranstaltet wird, befassen sich Wissenschaftler*innen und Lehrkräfte mit der interdisziplinären Erforschung zukunftsweisender Kompetenzen. In diesem Jahr hat die Veranstaltung virtuell stattgefunden, Organisator war die Technische Universität Nanyang aus Singapur.