Prof.in Dr.in-Ing.in Ka­trin Tem­men - Lei­te­rin des Fach­ge­biets Tech­nik­di­dak­tik

Mein Name ist Katrin Temmen, ich bin 50 Jahre alt und leite als Professorin an der Universität Paderborn das Fachgebiet Technikdidaktik.

Was und an welcher Hochschule haben Sie studiert?

Ich habe an der TU Dortmund Elektrotechnik studiert.

Was hat Ihre Neugier für dieses Studienfach geweckt?

Ich hatte in der 9. Klasse einen Physiklehrer, der naturwissenschaftliche Phänomene mit sogenannten „Kausalketten“ analysiert hat. Also nach dem Motto „das hat zu Folge, dass …., was wiederum zur Folge hat, dass …, was wiederum zur Folge hat, dass…“. So hat er mit uns aus einzelnen physikalischen Gesetzmäßigkeiten hergeleitet, warum sich z.B. der Elektromotor dreht. Das fand ich total faszinierend. Da mir das großen Spaß gemacht hat, habe ich als Leistungskurs Physik gewählt. Bei der Studienfachwahl bin ich dann sehr pragmatisch vorgegangen: ich habe geschaut, welches Studienfach viel Physik, viel Mathe und ein bisschen Chemie beinhaltete. Dass es dann Elektrotechnik geworden ist, lag wahrscheinlich auch daran, dass mir die Aufladungs- und Funkenexperimente großen Spaß gemacht haben – nicht umsonst bin ich später in der Hochspannungstechnik „gelandet“. 

Wie sehen Ihre typischen Tätigkeiten im Arbeitsalltag aus?

Als Professorin bin ich für den Bereich Forschung und Lehre zuständig. Für die Forschung suche ich z.B. Kooperationspartner*innen und bespreche und plane mit ihnen gemeinsame Projektideen. Dann schreiben wir gemeinsam Anträge, um Geldgeber*innen für unsere Ideen zu finden. Werden diese Projekte bewilligt, dann stelle ich Mitarbeiter*innen ein und begleite sie bei der Bearbeitung der Forschungsprojekte. D.h. wir besprechen seine/ihre Ergebnisse, die weitere Vorgehensweise, planen gemeinsame Veröffentlichungen, fahren gemeinsam auf Konferenzen, um die Ergebnisse vorzustellen und zu diskutieren. Im Bereich der Lehre halte ich Vorlesungen und Seminare – überlege mir immer wieder, wie man aktuelle Themen und neue Medien einflechten kann und knüpfe auch hierzu Kooperationen z.B. zu Schulen in der Region. Zur Lehre gehört natürlich auch das Planen und Durchführen von schriftlichen und mündlichen Prüfungen. Hier macht es mir besonders viel Spaß, Aufgabenstellungen zu finden, die denjenigen, die „es verstanden haben“ leichtfallen und die diejenigen entlarven, die bloß auswendig gelernt haben.

Wie schaffen Sie es, Beruf und Familie zu vereinbaren?

Das war in den unterschiedlichen Entwicklungsphasen der Kinder ganz unterschiedlich: als die Kinder noch sehr klein waren, habe ich freiberuflich viel von Zuhause (und nachts) gearbeitet. Ich habe Messungen analysiert und ausgewertet – dafür war häufig eine umfangreiche Literaturrecherche notwendig, um herauszufinden, welches physikalische Phänomen zu den vorliegenden Ergebnissen führte. Wenn ich tageweise zu meinen Auftragsgebern gefahren bin, um die Ergebnisse vorzustellen und zu diskutieren, hat mein Mann Urlaub oder Überstundenfrei genommen. Als die Jüngste meiner 3 Kinder 5 Jahre alt war, habe ich mit einer 75%-Stelle an der Universität Paderborn angefangen. Wir haben seitdem eine „Familienhilfe“, die Haushalt und Kinderbetreuung in der Zeit übernimmt, in der keiner von uns beiden Zuhause ist. Ich fange dann morgens sehr früh an (der Wecker schellt um 5:00 Uhr), während mein Mann wartet, bis das letzte Kind aus dem Haus ist. Dafür bin ich dann früher Zuhause und arbeite auch teilweise von Zuhause aus. Inzwischen ist die Jüngste 15 – da ist der Familien-100%-Beruf-Spagat deutlich entspannter.

Was muss sich Ihrer Meinung nach ändern, damit mehr Frauen einen MINT-Beruf wählen?

Es braucht mehr MINT-Lehrkräfte, wie meinen ehemaligen Physiklehrer und meine Mathelehrerin, die von ihrem Fach begeistert sind und für ihr Fach begeistern; für die es gleichzeitig völlig normal ist, dass sich auch Mädchen für das Fach begeistern lassen. Wenn diese Lehrkraft dann noch eine Lehrerin ist, haben die Schülerinnen direkt ein Role-Model vor Augen.