EPIQUALIS - Erkenntnistheoretische Fortschritte durch qualitative Literaturanalysen in der Wirtschaftsinformatikforschung

Überblick

Die qualitative Literaturanalyse ist in vielen akademischen Disziplinen, darunter auch in der Wirtschaftsinformatik, eine etablierte Forschungsmethode. Aus erkenntnistheoretischer Sicht können qualitative Literaturübersichten sowohl aus der kumulativen als auch aus der revolutionären Perspektive zum wissenschaftlichen Fortschritt in der Informatik beitragen und sogar die Grundlage für die Forschung in der Informatik bilden. IS-Autoren haben die Bedeutung von Literaturübersichten anerkannt, indem sie seit dem Jahr 2000 mehr als 173 qualitative IS-Literaturübersichten in den 39 wichtigsten IS-Zeitschriften veröffentlicht haben, und diese Literaturübersichten wurden in mehr als 2.300 in diesen Zeitschriften veröffentlichten Forschungsarbeiten zitiert. Die Analyse der IS-Literatur zeigt, dass trotz des großen bibliometrischen Einflusses von Literaturübersichten in Bezug auf Zitate und des großen Potenzials von Literaturübersichten noch nicht erforscht ist, ob und in welchem Ausmaß die IS-Disziplin das Potenzial von Literaturübersichten genutzt hat, um das Wissen durch erkenntnistheoretische Beiträge zu erweitern, z. B. durch die Synthese des Wissensbestands, die Identifizierung von Forschungslücken oder die Aufstellung oder Prüfung neuer Theorien.

Das Verständnis dieser erkenntnistheoretischen Frage ist für die IS-Disziplin aus drei Gründen wichtig, mit denen die Hauptziele des Projekts verknüpft sind: (1) Aus einer analytischen Perspektive liefert es Erkenntnisse darüber, wann und wie IS-Literaturreviews (un)erfolgreich zur erkenntnistheoretischen Verbesserung beigetragen haben. Insbesondere ermöglicht es den Vergleich von realisierten Beiträgen mit potenziellen Beiträgen sowie die Identifizierung von Lessons Learned. Diese "Lessons Learned" umfassen Beispiele dafür, wie Literaturübersichten Wissen geschaffen haben (direkte epistemologische Wirkung) und wie sie andere Forscher in die Lage versetzt haben, Wissen auf der Grundlage dessen zu generieren, was die Literaturübersichten erreicht haben (indirekte epistemologische Wirkung).

Ein Ziel des Forschungsprojekts ist die Identifizierung der direkten und indirekten erkenntnistheoretischen Beiträge von IS-Literaturrezensionen (Ziel 1: Erkenntnistheoretische Erweiterungen durch IS-Literaturrezensionen). (2) Aus einer präskriptiven Perspektive können aus diesen Erkenntnissen Empfehlungen abgeleitet werden, sowohl für i) Autoren zukünftiger IS-Literaturrezensionen, um deren erkenntnistheoretischen Einfluss und die Anzahl der Zitationen zu erhöhen, als auch für ii) alle IS-Forscher, die die erkenntnistheoretischen Fortschritte von Literaturrezensionen nutzen wollen, um selbst Wissen zu generieren. Die Bereitstellung dieser Empfehlungen ist das zweite Ziel des Projekts (Ziel 2: Erkenntnistheoretische Leitlinien für Autoren in der IS-Disziplin). (3) Aus wissenschaftsphilosophischer Sicht gibt es keine erkenntnistheoretische Grundlage für die Gattung der Literaturberichte. Ein drittes Ziel des Projekts ist es, einen Beitrag zur Entwicklung einer solchen theoretischen Grundlage zu leisten.

Key Facts

Art des Projektes:
Forschung
Laufzeit:
03/2017 - 09/2021
Gefördert durch:
DFG

Detailinformationen

Projektleitung

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Prof. Dr. Guido Schryen

Wirtschaftsinformatik, insb. Operations Research

Zur Person