Der Zweite Weltkrieg und seine (Un-)Vermarktbarkeit
Überblick
Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit Geschichtsdarstellungen auf der Plattform YouTube. Bei YouTube handelt es sich um eine sogenannte Aufmerksamkeitsökonomie, das bedeutet, dass das zu vermarktende Gut die Aufmerksamkeit der Zuschauer:innen ist. Besonders in den Blick genommen werden in diesem Projekt die Produktionsumgebungen und -bedingungen der Plattform, der Vermarktungsdruck derjenigen, die Geschichtsnarrative erstellen und die Geschichtsbilder, die aus diesen Voraussetzungen resultieren, sowie deren Anschlussfähigkeit an vorherrschenden historischen Dispositiven.
Dies wird am Beispiel des Kanals "World War Two" erarbeitet, da es a) das nach eigenen Angaben größte Projekt aller Zeiten zu diesem Konflikt darstellt und b) der Zweite Weltkrieg aufgrund der besonders mörderischen Kampagnen der Nationalsozialisten gewissermaßen a priori den Community-Guidelines, also den einseitig von YouTube gestellten Vertragsbedingungen, widerspricht, sofern es nicht explizit didaktischen Wert aufweist. Zudem sind die Produzenten hinter "World War Two" auf die Werbeeinnahmen der Plattform angewiesen, der Holocaust ist aber ein genuin werbeuntaugliches Thema.
Das Spannungsfeld, in dem sich also YouTuber, die über den Zweiten Weltkrieg sprechen möchten, bewegen müssen, soll in dieser Arbeit zum Kern der Analyse werden. So soll beleuchtet werden, wie Narrative des Zweiten Weltkriegs an die Vermarktungslogik aufmerksamkeitsökonomischer Plattformen angepasst werden und welche Implikationen sich für die Disziplin der Geschichtswissenschaft und die Erinnerungskultur sowohl in Deutschland als auch vor allem im anglo-amerikanischen Raum ergeben.
Key Facts
- Profilbereich:
- Digital Humanities
- Art des Projektes:
- Forschung
- Laufzeit:
- 11/2023 - 10/2026