Territoriale Machtentfaltung zwischen weltlicher und geistlicher Herrschaft im Herzogtum Westfalen zu Ende des 12. Jh. am Beispiel des Kölner Erzbischofs Philipp von Heinsberg

Überblick

Insbesondere im 12. Jh. gingen Herrschaftsbildung und Landesausbau durch die Kölner Erzbischöfe Hand in Hand. Bis in das 13. Jahrhundert hinein sollte die erzbischöfliche Territorialpolitik einen Wandel erfahren, aber gleichwohl ihren Höhepunkt erreichen. Gerade die zweite Hälfte des 12. Jh. gilt als Glanzzeit des heiligen Kölns. Es war auch die Zeit, in der die noch heute sichtbare Stadtmauer Kölns enorm erweitert wurde, wuchs die Stadt im 12. Jh. doch bereits zu ihrem Umfang im 19. Jh. an. Diese Entwicklungen waren auch für das hochmittelalterliche Westfalen von enormer Relevanz. Dabei erfasste die erzbischöfliche Territorialpolitik systematisch die rheinischen (Vest Recklinghausen) und westfälischen Besitzungen (Herzogtum Westfalen).

 

Vornehmlich diese westfälischen Besitzungen werden neben anderen Regionen Gegenstand der Betrachtung sein, wobei die Bezeichnung Westfalen eine besondere Eigentümlichkeit aufweist. Wird die Bezeichnung „Westfalen“ heute zu häufig auf den erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Landesteil von Nordrhein-Westfalen übertragen, galten die Westfalen bis in das hohe Mittelalter als die Sachsen, die im Westen siedelten. Erstmals fanden sie 775 in den fränkischen Reichsannalen Erwähnung als Gruppe, doch es war nicht die uns bekannte heutige Region Westfalen gemeint, sondern jene Kerngebiete, die im 12. Jahrhundert dem Erzbischof von Köln – Philipp von Heinsberg – als dem Herzog von Westfalen übertragen worden waren.

 

Im Rahmen dieses Dissertationsprojekts soll es sich verlohnen, auf jenen schillernden Kölner Metropoliten ein Augenmerk zu lenken. In hohem Ansehen bei Kaiser Friedrich Barbarossa (1155-1190) stehend, bestimmte dieser Philipp von Heinsberg (1167-1191) unmittelbar auf den Kölner Bischofsstuhl, nachdem sein Vorgänger Rainald von Dassel (1159-1167) in Italien zu Tode gekommen war. Als besonders wirkungsvoll erwies es sich für Philipp, dass ab 1177 Spannungen zwischen Kaiser Friedrich Barbarossa und Herzog Heinrich dem Löwen (1142/56-1180) den höchsten Stand erreicht hatten. Der Herzog und Vetter des Kaisers hatte sein Schicksal herausgefordert, indem er Barbarossa einst die Heeresfolge versagt hatte. Als treibende Kraft der moralischen Opposition ging Philipp von Heinsberg in die Geschichte ein, der maßgeblichen Anteil daran hatte, dass mit der Gelnhäuser Urkunde das Ende des alten Stammesherzogtums Sachsen besiedelt wurde. Heinrich wurden seine Herzogtümer Bayern und Sachsen genommen. Der Kölner Erzbischof erhielt vom Kaiser für seine Treue die Herzogtümer Westfalen und Engern. Diese schlossen sich an seine bisherigen Besitztümer an und machten ihn zum mächtigsten Fürsten im Nordwesten von Deutschland. Fortan sollte Philipp noch ein ganzes Jahrzehnt den Kölner Bischofsstab tragen und sich zugleich seinen Machtzuwachs planvoll nutzbar machen.

 

Es wird der in der Forschung noch nicht explizit aufgeworfenen Frage nachgegangen, inwiefern Philipp von Heinsberg sein Amt in Richtung eines Territorialherrschers neu definierte, insbesondere durch das Urteil von Gelnhausen. Die Grundsätze und Maximen seiner Politik werden dazu analysiert und sodann herausgestellt, nach welchen Maximen der Kölner Erzbischof handelte. Angelegt wird das Kriterium, ob es systematische Hinweise auf regionale Intensivierungen seines Einflusses Philipps gibt. Da bisher grundlegende und zukunftsträchtige Probleme der Territorialpolitik in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts nur am Rande behandelt wurden, soll diese Untersuchung in besonderem Maße die territoriale Machtentfaltung im Hinblick auf die zu dieser Zeit gegebenen Möglichkeiten, die sich Philipp in verdichteter Weise zu nutzen machte, ergründen.

 

Die Studie unterliegt der Analyse einer breiten Quellenbasis sowohl urkundlicher als auch historiographischer Überlieferungen. Im Hinblick auf den Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit, Philipp von Heinsberg und dessen Territorialpolitik, ist eine umfassende monografische Studie gleichwohl längst wieder von Nöten, da die Arbeiten aus dem 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts über den Kölner Erzbischof hinsichtlich ihres Forschungsstandes in großen Teilen überholt sind.

Betreuerin des Projekts: Prof. Dr. Brigitte Englisch

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Laufzeit:
04/2024 - 04/2027

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Carolin Schreckenberg

Mittelalterliche Geschichte II

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