Prof. Dr. Bettina Kohlrausch
Professur für gesellschaftliche Transformation und Digitalisierung
- E-Mail:
- bettina.kohlrausch@uni-paderborn.de
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33098 Paderborn - Raum:
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Lehre
Laufende Lehrveranstaltungen
- Arbeit und Demokratie
Weitere Informationen
Abgeschlossene Projekte
Qualifikationsanforderungen einer veränderten Arbeitswelt
Mit der Digitalisierung der Arbeitswelt haben sich auch die Qualifikationsanforderungen an (künftige) Arbeitnehmer/innen gewandelt. Zum aktuellen Zeitpunkt wissen wir allerdings noch wenig darüber, in welchem Maße und in welcher Form sich Arbeitsorganisationsprozesse- und inhalte verändert haben und welche (neuen) Qualifikationsanforderungen sich daraus ergeben. Es ist davon auszugehen, dass diese Wandlungsprozesse nicht nur den Arbeitsmarkt, sondern auch die Bildungsinstitutionen und die Schnittstellen zwischen Arbeitsmarkt und Bildungssystem tiefgreifend verändern werden. Qualifizierungsphasen und Phasen der Erwerbstätigkeit werden sich zukünftig stärker mischen. Ebenso stellt sich die Frage ob das für die Organisation des Bildungssystems konstituierende Prinzip der Trennung von beruflicher und akademischer Bildung (Bildungsschisma) in Zukunft an Bedeutung verlieren wird
Aktuelle Projekte
Aktuelle Forschungsvorhaben:
Publikationsprojekt: Die Bedeutung des Übergangsprojektes in den Ausbildungsverläufen leistungsschwacher Hauptschüler/innen
Vor dem Hintergrund der problematischen Situation von Hauptschüler/innen und Jugendlichen ohne Schulabschluss auf dem Ausbildungsmarkt stellt sich die Frage, wie ein dauerhafter Ausschluss dieser Gruppe aus dem System der beruflichen Ausbildung vermieden werden kann. Im Rahmen dieser Publikation wird auf der Datengrundlage des Übergangspanels untersucht, welche individuellen und institutionellen Voraussetzungen einen erfolgreichen Ausbildungsverlauf bedingen. Im Fokus steht hier die Frage unter welchen Bedingungen der Besuch von Maßnahmen des Übergangssystems zu einer Brücke in einen stabilen Ausbildungsverlauf werden kann und welche Faktoren dazu beitragen, dass dieser eher zu einer Sackgasse wird.
Kooperationspartnerinnen: Dr. Maria Richter (Soziologisches Forschungsinstitut) Tanja Schmidt
Bildungsverläufe und betriebliche Gatekeepingprozesse
Vor dem Hintergrund eines drohenden Facharbeitermangels und der Flüchtlingskrise stellt gewinnt die Frage, wie Jugendliche mit Migrationshintergrund besser in das System der beruflichen Bildung integriert werden können an Bedeutung. Diese Frage steht im Zentrum des Projektes „Bildungsverläufe und betriebliche Gatekeepingprozesse“ im November 2017 am Lehrstuhl für Bildungssoziologie gestartet ist.
Gegenstand des Forschungsvorhabens ist eine detaillierte Analyse der Rolle von betrieblichen Gatekeepingprozessen bei der Integration von geringqualifizierten Jugendlichen (Hauptschüler*innen), insbesondere solchen mit Migrationshintergrund, in eine vollqualifizierende duale Ausbildung. Jugendliche mit Migrationshintergrund sind nach Beendigung der Schule häufiger als andere Jugendliche im Übergangssystem zu finden und seltener in einer vollqualifizierenden Ausbildung. Bestehende empirische Analysen zeigen, dass diese Jugendlichen nicht (nur) an ihren individuellen Defiziten scheitern, sondern vor allem an Diskreditierungsprozessen, bei denen Betriebe als Gatekeeper eine maßgebliche Rolle spielen. Welche Mechanismen betriebliche Rekrutierungsprozesse genau strukturieren und inwieweit der Auswahl von Auszubildenden, insbesondere solchen mit Migrationshintergrund, auch Diskriminierungsprozesse zugrunde liegen, untersucht dieses Projekt.
Vor dem Hintergrund demografisch bedingter Nachwuchsengpässe als auch der Herausforderung der gesellschaftlichen Integration von Menschen mit Migrationshintergrund sind die Ergebnisse sowohl in den Betrieben als auch bei Praktiker*innen in den Arbeitsagenturen oder Gewerkschaften von großer Bedeutung.
Das Projekt wird von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert und in Kooperation mit dem Soziologischem Forschungsinstitut Göttingen bearbeitet. Detaillierte Informationen finden Sie hier.
Projektlaufzeit: Nov 2017 – Juni 2019
Projektleitung: Prof. Bettina Kohlrausch (uni Paderborn), Berthold Vogel (SOFI)
https://www.boeckler.de/11145.htm?projekt=2017-277-5
Differenzierte Lebenslagen und soziale Unsicherheiten im Arbeitskontext als Ursache rechtspopulistischer Orientierungen
Auf Grundlage eines Paneldatensatzes, der die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Einstellungen sowie die sozialen Lagen von insgesamt 4892 Personen sehr differenziert in mehreren Wellen erfasst, bin ich momentan dabei, mehre Expertisen zu den oben genannten Themenstellungen zu erstellen. Ziel ist es zu analysieren, welche Bedeutung subjektive und objektive soziale Lagen auf die Distanz zum politischen System haben. Ein wesentlicher Befund der Analyse ist, dass der Großteil der AfD-Wähler in der unteren Mittelschicht zu finden ist. Allerdings sind es keinesfalls ausschließlich die „sozial Abgehängten“, die die AfD wählen. Arbeitslose wählen beispielsweise nicht häufiger AfD. Die Angst um den eigenen Arbeitsplatz ist aber ein starker Treiber der Bereitschaft, AfD zu wählen. Dies zeigt, dass objektive und subjektive soziale Lagen differenziert betrachtet werden müssen, möchte man das Phänomen des wachsenden Rechtspopulismus verstehen.
Forschungsschwerpunkte
ANALYSE VON MASSNAHMEN FÜR GERINGQUALIFZIERTE JUGENDLICHE
Seit Beginn meiner Forschungstätigkeit befasse ich mich mit der Analyse von Maßnahmen für geringqualifizierte Jugendliche in dem sogenannten Übergangssystem. Insbesondere interessiert mich, welche Muster sozialer Ungleichheit und Exklusion Verläufe im Übergangssystem aufweisen. Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung sind eine besonders verletzliche Erwerbsgruppe, deren Arbeitsmarktrisiken in den letzten Dekaden stetig zugenommen haben. Umso wichtiger ist es, besser zu verstehen, inwieweit qualifizierende Maßnahmen geeignet sind, stabile Ausbildungs- und Erwerbsbiographien zu gewährleisten. Aus der Sicht der Sozialpolitikforschung verbindet sich mit dieser Forschungsperspektive auch die Frage, ob die enge Verzahnung von Bildungs- und Sozialpolitik im „sozialen Investitionsstaat“ ein geeignetes Instrument zur Minimierung von Arbeitsmarktrisiken ist. In meiner Forschung konzentriere ich mich auf die Analyse von Übergangsmustern und Gatekeepingprozessen im System der beruflichen Ausbildung. Ein wichtiger theoretischer Bezugspunkt meiner Arbeit ist daher die Lebenslaufforschung.
QUALIFIKATIONSANFORDERUNGEN EINER VERÄNDERTEN ARBEITSWELT UND DIE ENTSTSEHUNG (NEUER) SOZIALER UNGLEICHHEITEN
Die Arbeitswelt befindet sich aktuell in einem erheblichen Umbruch – vergleichbar möglicherweise mit der 1. Industriellen Revolution, auch wenn es hierzu unterschiedliche Einschätzungen gibt. Insbesondere in wissenschaftlichen Kontexten fokussierte sich die Analyse des Wandels von Arbeit zunächst auf die Folgen der Veränderung industrieller Produktionsabläufe und Organisationsprozesse im Zuge einer „Industrie 4.0“, insbesondere auf die Beschäftigungsentwicklung. Momentan etablieren sich jedoch in der Forschung zur Digitalisierung Ansätze, die sich jenseits der rein technischen Aspekte mit den organisationalen und gesellschaftlichen Aspekten des Wandels von Arbeit befassen. Im Kontext dieser Forschungsrichtung interessiere ich mich für die Entstehung neuer Muster sozialer Ungleichheit. Mit der Digitalisierung der Arbeitswelt haben sich auch die Qualifikationsanforderungen an (künftige) Arbeitnehmer*innen gewandelt. Zum aktuellen Zeitpunkt wissen wir allerdings noch wenig dar-über, in welchem Maße und in welcher Form sich Arbeitsorganisationsprozesse und -inhalte verändert haben und welche (neuen) Qualifikationsanforderungen sich damit verbinden. Die Frage, welche neuen Qualifikationsanforderungen sich aus den mit dem Schlagwort der „Digitalisierung der Arbeitswelt“ skizzierten Wandlungsprozessen ergeben, ist ein weiteres Forschungsinteresse von mir. Dies betrifft den Aspekt der sozialen Ungleichheit in besonderem Maße, da der Zugang zu Qualifikationen auch immer Zugänge zu attraktiven Berufspositionen strukturiert.
SOZIALE LAGEN UND POLITISCHE EINSTELLUNGEN
Die Wahlerfolge der AfD in Deutschland haben, ebenso wie die wachsende Bedeutung rechtspopulistischer Parteien in vielen Ländern Europas und die Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA, zu einer Kontroverse über die Ursachen des Erstarkens rechtspopulistischer Parteien oder Bewegungen geführt. In der öffentlichen Debatte wird diese Entwicklung auf ein doppeltes Politikversagen zurückgeführt:
- Erstens wird die wachsende Bedeutung des Rechtspopulismus als Ausdruck einer tiefgreifenden Krise der repräsentativen Demokratie interpretiert.
- Zweitens wird die Zunahme rechtspopulistischer Einstellungen als Reaktion auf eine wachsende soziale und kulturelle Spaltung innerhalb der Nationalstaaten, aber auch global und insbesondere innerhalb Europas gedeutet. Politik und insbesondere sozial-staatlichen Instrumenten gelingt es somit nicht mehr in ausreichendem Maße, gesellschaftlich integrierend zu wirken.
Die Frage, inwieweit diese Deutungen tatsächlich empirisch belegt werden können, ist ein weiterer Fokus meiner Forschung.