Dr. Viktoria Rath

Didaktik der Physik

Ehemalige

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Forschungsinteressen

Diagnostische Kompetenz und diagnostische Performanz

Obwohl das Diagnostizieren von Lernvoraussetzungen (z.B. Schülervorstellungen) in der Literatur als relevant für guten Unterricht angenommen und die zugehörige diagnostische Kompetenz von Lehrkräften in der gegenwärtigen Diskussion als bedeutsam erachtet wird, existieren hierzu kaum empirische Erkenntnisse. Für die Domäne Physik fehlen sowohl Modellierungen der inneren Struktur des Konstrukts als auch Testinstrumente, welche die diagnostische Performanz in ihrer Struktur empirisch abzubilden vermögen.

Ausgehend von dieser Problematik wurde mithilfe von Analysen verschiedener Konzeptualisierungen der diagnostischen Kompetenz ein differenziertes Modell der fachbezogenen diagnostischen Kompetenz sowie Qualitätsmerkmale der diagnostischen Performanz bei der Diagnose von Schülervorstellungen (in der Mechanik) entworfen. Diese Modellierungen dienten als Grundlage für die Entwicklung eines videobasierten, interviewleitfadengestützten Testinstruments. Die Entwicklungsarbeiten beinhalteten die Produktion und Auswahl von geeignetem Videomaterial, die Entwicklung eines normgegebenes Gütemaßes für die Diagnose der Schülervorstellungen in den videographierten Gruppendiskussionen, die Erstellung eines Interviewleitfadens sowie ein zugehöriges kategorienbasiertes Auswertungssystems.

Eingesetzt wurde das Testinstrument an der Universität Paderborn zusammen mit einem Selbsteinschätzungs- und drei Wissenstests, um so sowohl die Ausprägung der diagnostischen Performanz empirisch zu erheben, als auch weiterführende Zusammenhangsanalysen mit dem Professionswissen sowie der selbst eingeschätzten diagnostischen Kompetenz durchführen zu können.

Die empirischen Ergebnisse zeigen ein differenziertes Bild der Ausprägung der diagnostischen Performanz und ihres Zusammenhangs mit dem an der Universität erwerbaren (Professions)Wissen.

Schülervorstellungen in der Mechanik

Die hohe Bedeutung von Schülervorstellung für das Lernen von Physik ist in der Physikdidaktik anerkannt. Auch herrscht ein Konsens über zentrale Forschungsergebnisse dieses Bereichs. Trotz der über Jahrzehnte intensiven Forschungsaktivitäten in diesem Bereich fällt bei genaueren Betrachten eine beträchtliche Divergenz bei den Beschreibungen und Repräsentationen von Schülervorstellungen, insbesondere in der Mechanik, auf. Dies stellt immer dann ein Problem da, wenn in der Fachdidaktik geteiltes Wissen gefragt ist, wie beispielweise für eine Kriterien geleitete, eindeutige Diagnose von Schülervorstellungen in der Mechanik.

Im obige Projekt zur Erfassung der diagnostischen Kompetenz von (angehenden) Physiklehrkräften ist ein (valider) Gütemaßstab für die Analyse von Schülervorstellungen zwingend notwendig gewesen. Daher wurde ein theoriegeleiteter Katalog von Schülervorstellungen in der Mechanik speziell für die Diagnose eben diesen in Videos erstellt. Dieser Katalog stellt eine Synthese aus den Klassifizierungen von Jung (1982), Schecker (1985), Nachtigall (1986) und Wodzinski (1996) da und weist (ausschließlich) kontextspezifische Vorstellungen zu Phänomenen, Begriffen und Gesetzten über den gesamten Schulstoff der Mechanik auf. Ein weiterer Unterschied zu den bisherigen Katalogen ist die für Diagnosezwecke angepasste Formulierung der einzelnen Schülervorstellungen und deren Indikatoren, die in Anlehnung an die (Teil-)Vorstellung von Schecker (1985) vorgenommen wurde.

Dieser auf bereits bestehenden Klassifizierungen aufbauende Katalog wurde auf drei Videos des Instruments zur Erhebung der diagnostischen Performanz angewendet (vgl. Rath & Reinhold 2015b). Bei Einsatz des Instruments durch zwei unabhängige Rater wurden gute bis sehr gute Werte bei der prozentualen Übereinstimmung sowie ähnlich gute Kappa-Werte erreicht. Der gefundene Katalog stellt damit einen projektbezogenen Lösungsansatz für die heterogene Darstellung der Forschungsergebnisse zu Schülervorstellungen in der Mechanik dar. Die Projektbezogenheit des Gütemaßstabs ist allerdings mit Einschränkungen in der Verallgemeinerbarkeit der mit dem o.g. Erhebungsinstrument gewonnenen Ergebnisse verbunden. Es bleibt zu diskutieren, ob dies ein inhärentes Problem von Maßstäben ist, die auf noch nicht vollständig kanonisiertem Wissen (wie dies oft in der Fachdidaktik der Fall ist) basieren.

Videoportal: Paderborner Videos

Mit dem Videoportal Paderborner Videos wird die Idee verfolgt, Videos aus Forschungsprojekten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Unter anderem sind hier ausgewählte videographierten und transkripierte Gruppendisskusionen über Aufgaben aus der Mechanik verfügbar.

Weiterbildungen/ Zerifikate

"Professionelle Lehrkompetenz für die Hochschule"

Das Zertifikatsprogramm ist ein hochschuldidaktisches Weiterbildungsprogramm der Universität Paderborn, welches mit dem landesweiten "Netzwerk Hochchuldidaktik NRW" abgestimmt ist und sich an nationale und internationale Sandards für die Aus- und Weiterbildung der professionalisierten Lehrkompetenz orientiert. (Link)