Das 20. Jahrhundert und insbesondere die zwei Weltkriege haben unsere Geschichte maßgeblich geprägt. In elf Museumskoffern haben Studierende der Universität Paderborn gemeinsam mit belgischen Studierenden der Université catholique de Louvain (UCLouvain) die Beziehung der Nachbarländer Deutschland und Belgien seit dem Ersten Weltkrieg aufgebarbeitet. Bestückt mit authentischen Objekten und Texten in deutscher, französischer und niederländischer Sprache laden die Koffer dazu ein, Belgien und die deutsch-belgische Vergangenheit zu erkunden. Die Museumkoffer werden nun in zwei königlichen Museen in Belgien ausgestellt. Die Ausstellung wird vom Belgienzentrum der Universität Paderborn (BELZ) verantwortet und steht unter der Schirmherrschaft der deutschen Botschaft in Brüssel und der belgischen Botschaft in Berlin.
Die Ausstellung wird mit einer Online-Veranstaltung am Montag, 22. März, eröffnet. Interessierte sind eingeladen, die Eröffnungsfeier, die live aus dem War Heritage Institute in Brüssel übertragen wird, um 10.30 Uhr auf einer der Facebook-Seiten der verschiedenen Partner zu verfolgen. Dies ist u. a. auf dem Facebook-Account der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn (www.facebook.com/fkultur.upb/) sowie dem des War Heritage Institutes (www.facebook.com/WarHeritage/) möglich. Die Koffer der Paderborner Studierenden werden anschließend in zwei belgischen Museen ausgestellt: Vom 4. bis 16. Mai werden sie im Musée royal de Mariemont und vom 16. bis 26. November im Musée royal de l’Armée zu sehen sein. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, digital einen Blick in die verschiedenen Koffer zu werfen (doi.org/10.11588/arthistoricum.543) oder einen Film über die Koffer anzusehen, der über die genannten Facebook-Accounts verlinkt ist.
Elf themenzentrierte Museumskoffer
Insgesamt wurden elf Museumskoffer zur Geschichte Belgiens gestaltet. Zehn davon werfen ein Schlaglicht auf einen besonderen Ausschnitt der belgisch-deutschen Beziehungen seit dem Ersten Weltkrieg bis in die Gegenwart. Ein Koffer hat die Kolonisierung des Kongos durch Belgien zum Gegenstand. In den Koffern werden authentische Objekte wie Helme, Uniformen oder Medaillen sowie Reproduktionen in Form von Zeichnungen oder Fotos zugänglich gemacht. Die Objekte ermöglichen einen interaktiven Zugang zur Geschichte, indem sie dazu einladen, die ausgestellte(n) Geschichte(n) selbst zu entdecken und dazu anregen, sich über verschiedene Materialien und Zugänge mit der Thematik auseinanderzusetzen.
Die Museumskoffer wurden von Studierenden der französischen Sprache, Literatur und Kultur der Universität Paderborn bereits 2018 realisiert. Im Rahmen eines Bachelor- und Masterseminars erarbeiteten die Studierenden Museumskoffer mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten und führen damit Kulturwissenschaft, Geschichte, Sprachpraxis, Kunstpädagogik und interkulturelle Didaktik zusammen. Während des Sommersemesters 2018 unternahmen außerdem Studierende des Fachs Geschichte der belgischen UCLouvain eine Studienreise nach Paderborn, um an dem Projekt teilzunehmen.
Auch das Museum der Belgischen Streitkräfte in Soest beteiligte sich an dem Projekt. „Das Museum war in seiner Gesamtheit ein einmaliges Zeugnis der Beziehungen zwischen Deutschland und Belgien seit dem Ersten Weltkrieg bis in die 1990er Jahre“, betont Marie Weyrich, Gründungsmitglied des Belgienzentrums. In der Stadt Soest waren von 1951 bis 1994 in der Kaserne Colonel BEM Adam belgische Soldaten stationiert. In dem Museum wurden bis zu seiner Schließung hierzu viele Zeugnisse zusammengetragen. Viele Belgier*innen leben noch heute in der Umgebung von Soest. Diese gemeinsame Geschichte soll durch die Museumskoffer zugänglich gemacht werden.
Geschichte anschaulich näherbringen
„Die Museumskoffer eröffnen eine multimediale Reise in die Vergangenheit. Sie zielen darauf ab, auf anschauliche Weise über die belgisch-deutschen Beziehungen und die belgische (Kultur-)Geschichte seit dem Ersten Weltkrieg zu informieren. Teilweise werden Exponate, die Originale aus der Zeit seit dem Ersten Weltkrieg sind, ausgestellt“, erklärt Prof. Dr. Sabine Schmitz, Vorstandsvorsitzende des Belgienzentrums. „Die Koffer können zudem auch Grundschüler*innen und Schüler*innen der Sekundarstufe auf eine originelle Art und Weise wichtige Facetten der belgisch-deutschen Geschichte näherbringen“, so Schmitz weiter. Aufgeteilt in Kleingruppen könnten sie sich mit einem von ihnen ausgewählten Museumskoffer vertraut machen, um ihren Mitschüler*innen anschließend die durch den Koffer vermittelten Inhalte zu erklären.