Die „KleppArt — Räume für Textiles und Kultur“ der Universität Paderborn stellt vom 18. Dezember 2020 bis zum 31. Januar 2021 künstlerische Arbeiten von Selin Götz aus. Die Werkgruppe textiler Arbeiten mit dem Titel „Zwischen dem Ort und Mir“ befasst sich mit der Wahrnehmung von Orten und Umgebungen. Dabei steht die Stadt Mardin, mit der Selin Götz über ihre Familiengeschichte verbunden ist, im Fokus.
Besonders an der Stadt, deren Gebäude sich an einem Berghang des Gebirges Tur Abdin im Südosten der Türkei treppenartig auftürmen, ist der Blick über die mesopotamische Tiefebene. Wie von einer Tribüne aus blickt man von den zahlreichen Flachdächern und Terrassen auf die dunstige Ebene, die ähnlich einer ruhenden Meeresoberfläche vor einem liegt. Von diesem Ausblick geht eine rätselhafte Ruhe und hypnotische Stille aus, die die großformatigen Gewebe einzufangen versuchen.
Umgesetzt in der Technik der Jacquardweberei, zeichnen sich die Arbeiten durch eine extrem reduzierte Formensprache und Farbgebung aus. Sanfte, tonale Verläufe und differenzierte Farbmischungen verleihen den akkuraten Formen Komplexität und Lebendigkeit. Weiß glänzendes Garn geht eine Verbindung mit rauem Naturleinen ein, sodass die textilen Arbeiten auf unterschiedliche Weise mit dem Licht interagieren. Die Arbeiten folgen der Idee, die in der Stadt Mardin wahrgenommene Stimmung auf abstrakte Weise erfahrbar zu machen. So werden stereotype Bilder des Orients verlassen und eine neue Sichtweise eröffnet. Obwohl eine klare Inspirationsquelle existiert, erklären sich Referenzen nicht eindeutig und eine Unbestimmtheit wird in den Arbeiten gewahrt. Losgelöst von konkreten Gegenständen oder Symbolen, tritt der spezifische Ort in den Hintergrund und die atmosphärische Wirkung von Form, Farbe und Material gewinnt an Bedeutung. So beruhen die Arbeiten auf Selin Götz‘ Wahrnehmungserfahrungen und lassen sich als das beschreiben, was im Dialog zwischen dem Ort und ihr entstanden ist.
Selin Götz studierte Textildesign und Conceptual Textile Design an der Burg Giebichenstein – Kunsthochschule Halle und arbeitet dort heute als Künstlerin und Textildesignerin.
Zum Schutz Ihrer Gesundheit eröffnet die KleppArt eine Schaufensterpräsentation und verzichtet dabei auf eine offizielle Vernissage. Es wird den Besucher*innen somit ermöglicht, jederzeit und ohne Ansteckungsgefahr die Werke zu betrachten.
Text: KleppArt