Universität Paderborn mit mehreren Wissenschaftler*innen beteiligt – Forschungseinrichtung wird mit 10,7 Millionen Euro gefördert
Wie wird künstliche Intelligenz die Arbeitswelt verändern? Wie können kleine und mittlere Unternehmen neue Technologien einsetzen, um ihre Beschäftigten zu entlasten und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern? Und wie können Mitarbeitende auf den digitalen Wandel vorbereitet werden? Antworten auf diese Fragen liefert das Kompetenzzentrum „KI für die Arbeitswelt des industriellen Mittelstands“ (KIAM), das am 1. Oktober im Rahmen des Spitzenclusters it‘s OWL eröffnet wurde. Fünf Hochschulen, darunter die Universität Paderborn, zwei Fraunhofer-Einrichtungen, elf Unternehmen sowie weitere Einrichtungen entwickeln gemeinsam mit der IG Metall konkrete Ansätze für die Arbeitsplatzgestaltung und Qualifizierung von Beschäftigten.
KIAM als eines von bundesweit zwei Projekten ausgewählt
Im Rahmen der Ausschreibung „Kompetenzzentren für Arbeitsforschung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gab es 47 Bewerbungen aus ganz Deutschland. Das Kompetenzzentrum KIAM wurde als eines von bundesweit zwei Projekten ausgewählt. Es wird über fünf Jahre mit 10,7 Millionen Euro durch das BMBF gefördert und durch die it´s OWL Clustermanagement GmbH koordiniert. Die Universität Paderborn ist mit mehreren Wissenschaftler*innen beteiligt. Koordiniert wird die Paderborner Forschung durch das Software Innovation Lab (SI-Lab) des SICP – Software Innovation Campus Paderborn der Uni. Die Paderborner Projektbüros werden schwerpunktmäßig im Gebäude „Zukunftsmeile 2“ an der Fürstenallee angesiedelt.
Paderborner Wirtschaftswissenschaftler*innen und Informatiker*innen leisten Grundlagenforschung
Im Kompetenzzentrum KIAM werden vier Paderborner Wissenschaftler*innen Grundlagenforschung zur sogenannten humanzentrierten Arbeitsplatzgestaltung und zu Change Management-Prozessen, also der planvollen Gestaltung von Veränderungen in Unternehmen, leisten. Zudem werden zwei Beispielprojekte mit Unternehmen durchgeführt. „Wir untersuchen im neuen Kompetenzzentrum insbesondere, wie KI-Systeme sozial und gerecht eingeführt werden können und wie sich die Einführung von KI am Arbeitsplatz mit besonderem Fokus auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter gestalten lässt“, erläutert Prof. Dr. Kirsten Thommes. Die Wirtschaftswissenschaftlerin leitet die am Kompetenzzentrum KIAM beteiligten Paderborner Projekte. Neben ihr sind Prof. Dr. Gregor Engels, Prof. Dr. Eyke Hüllermeier und Prof. Dr. Axel-Cyrille Ngonga-Ngomo – sämtlich am Institut für Informatik tätig – daran beteiligt.
„Durch die besondere Verbindung von Forschungsperspektiven aus der Arbeitswissenschaft sowie der Informatik sollen im Kompetenzzentrum neue und praxisnahe Ansätze im Sinne der Arbeitnehmer wie auch der Unternehmen entwickelt werden“, so Gregor Engels, der auch Vorstandsvorsitzender des SI-Labs und stellvertretender Sprecher des SICP ist. Dabei komme es vor allem darauf an, KI-Lösungen für ganz reale Situationen zu entwickeln, also neueste technologische Verfahren und Gegebenheiten der Arbeitswelt möglichst optimal aufeinander abzustimmen.
KI als cleverer Helfer für Unternehmen
Mit KI als Technologie ist es möglich, die Qualität in den Bereichen eines Unternehmens zu verbessern, die bislang wenig von technologischem Fortschritt erreicht wurden. Dazu Eyke Hüllermeier: „In der Medizin zeigt sich das beispielsweise schon deutlich, wenn Ärzte durch KI-Verfahren bei der Diagnose unterstützt werden. Produzierende Unternehmen wiederum könnten durch den Einsatz von KI in vielen Bereichen künftig effizienter arbeiten – etwa im Personalbereich, im Einkauf und im Vertrieb.“
Aktuell setzen Unternehmen KI-Lösungen bereits in Bereichen ein, in denen Daten in ausreichender Menge und Qualität vorliegen – etwa im Rechnungswesen oder in der Absatzplanung. „Da KI-Lösungen für jede Frage spezifisch sind, sind die Umstellungskosten für Unternehmen derzeit aber sehr hoch: Dort, wo besonders hohe Effizienzsteigerungen durch KI möglich wären, genügt es nicht, einfach nur eine KI-Lösung zu etablieren. Es müssen auch passende Daten vorliegen und die Anwender müssen in der Lage sein, Ergebnisse zu interpretieren und kritisch zu hinterfragen“, beschreibt Axel Ngonga die Herausforderung. Unter anderem hier setzen die Paderborner Forschenden daher mit ihrer Arbeit an.
Transfer in den Mittelstand
Die Ergebnisse und Erfahrungen aus den einzelnen KIAM-Projekten sollen für kleine und mittlere Unternehmen verfügbar gemacht werden. Dazu bauen die Wissenschaftler*innen eine Informationsplattform auf, bereiten nachahmenswerte Best-Practice-Beispiele aus den KIAM-Projekten auf und führen Veranstaltungen und Workshops durch. In Weiterbildungen werden Beschäftigte von Unternehmen für den Einsatz von KI-Technologien qualifiziert. In Transferprojekten können Unternehmen in Kooperation mit einer Forschungseinrichtung neue KI-Technologien für sich nutzen, um konkrete Herausforderungen in ihrem Betrieb zu lösen. Dabei unterstützen Transferpartner des Kompetenzzentrums wie beispielsweise OWL Maschinenbau und die OstWestfalenLippe GmbH.
Über die Projektbeteiligten
KIAM wird durch das Spitzencluster it’s OWL von Prof. Dr.-Ing. Roman Dumitrescu (Geschäftsführer der it‘s OWL Clustermanagement GmbH) koordiniert und gemeinsam durch die Universität Paderborn, die Universität Bielefeld, die TH OWL, die FH Bielefeld, die Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Paderborn, das Fraunhofer IEM und das Fraunhofer IOSB-INA sowie durch die Unternehmen Atos, Bette, Bosch Rexroth, Deutsche Angestellten-Akademie OWL, Dr. Oetker, Kannegiesser, itelligence, Lenze, Miele, WAGO, Weidmüller und die IG Metall getragen.
Simon Ratmann, Stabsstelle Presse, Kommunikation und Marketing