So schnell kann’s gehen: Letztes Jahr besuchten Franziska Gottwald und Lia Krüger gemeinsam einen Kurs, entwickelten eine Idee, entwarfen einen Prototypen und bereiten sich jetzt schon auf die Gründung eines Start-ups vor. Mit Unterstützung des Technologietransfer- & Existenzgründungs-Centers der Universität Paderborn (TecUP) wollen die Studentinnen der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften schon bald Gründerinnen sein.
Franziska und Lia studieren Management Information Systems im Master an der Uni Paderborn, Lia parallel sogar noch Betriebswirtschaftslehre. Beide haben vorher an anderen Hochschulen International Business Studies studiert und sich in Paderborn zu Beginn des Masterstudiums in Nachholkursen kennengelernt und dann ihr gemeinsames Interesse an Data Science entdeckt. Inzwischen arbeiten beide am Lehrstuhl Data Analytics bei Prof. Dr. Oliver Müller und wollen nächstes Semester ihre Masterarbeit schreiben.
Doch das ist nicht nur der Beginn einer wunderbaren Freundschaft im Studium, sondern aus den Freundinnen sollen demnächst auch Geschäftspartnerinnen werden. Die Idee entstand im Kurs „Digitalisierung in der Gesundheitswirtschaft“ im letzten Wintersemester, damals noch zu dritt in einem Team mit einer weiteren Kommilitonin. Lia und Franziska waren so sehr von der Idee überzeugt, dass – nachdem ihr Projekt durchweg gutes Feedback erhielt – bei ihnen der Gedanke reifte, die Idee auch wirklich in der Praxis umzusetzen. Seitdem arbeiten sie an ihrer App „Digimenz“ und bereiten sich auf die Gründung eines Start-ups vor.
Was genau ist „Digimenz“?
Digimenz ist eine App für Demenzkranke, Angehörige und Ärzte. Die App kann von Demenz betroffenen Menschen genutzt werden, um ihre kognitiven Fähigkeiten zu trainieren. Dabei sind die einzelnen Anwendungen individualisierbar, indem Fotos von Angehörigen hochgeladen und in Spiele und andere Bereiche integriert werden können. Eine Beispielübung wäre, Namen von Angehörigen deren entsprechenden Bildern zuzuordnen. Es können aber auch Fotosammlungen mit Erinnerungen angelegt werden, die dann als digitales Fotoalbum dienen. Die Art der Anwendungen und der Schwierigkeitsgrad können an das jeweilige Demenzlevel angepasst werden.
Der Vorteil der App ist, dass nicht nur Betroffene davon einen Nutzen haben, sondern auch andere beteiligte Gruppen wie Angehörige, Ärzte, Pflegende und spezielle Einrichtungen. Durch die Erfassung der Daten können Rückschlüsse auf den geistigen Zustand gezogen und dessen Veränderungen dokumentiert werden.
Die Idee überzeugt
Nachdem das Konzept der App im Kurs überzeugte, wollten Lia und Franziska das Projekt weiterverfolgen, weshalb sie sich an Gründungscoach Kian Malucha vom TecUp wandten. Dieser machte ihnen den Vorschlag, am Ideenwettbewerb für Geschäftsideen „Call for Ideas“ teilzunehmen. Dort belegten sie den zweiten Platz, wobei es nicht nur ums Gewinnen ging, denn sie sind überzeugt: „Die Beratung, die man erhält und das Netzwerk, was man bei solchen Wettbewerben aufbauen kann, sind genauso viel wert.“
Das Projekt läuft seit dem Frühjahr und stellt zeitlich eine ziemliche Herausforderung neben der Uni und der Arbeit am Lehrstuhl dar. Lia und Franziska: „So ein Start-up ist sehr zeitintensiv. Das schafft man nicht mal eben so nebenbei.“ Nach der Masterarbeit im Wintersemester – in der Franziska sich mit der Validierung von Digimenz beschäftigt – steht die Individual Research Study im Rahmen des Masterstudiums an. „Wir hoffen, dass wir da noch einiges lernen können, was uns später bei unserem Projekt hilft.“
Derzeit befinden sich die zwei Freundinnen in der sogenannten Vorgründungsphase. Hier stehen Orientierung, Planung und Organisation im Fokus sowie Finanzierungsfragen. Ihr Plan ist es, sich für ein Stipendium zu bewerben, um sich in Vollzeit Digimenz widmen zu können. Um die App voranzubringen, stehen die beiden Studentinnen in regem Austausch mit allen Nutzergruppen, um die Wünsche und Anforderungen an ihre Anwendung zu identifizieren.
Exzellente Gründungsberatung an der Universität Paderborn
Unterstützung für ihr Start-up-to-be erhalten Lia und Franziska vom TecUp und ihrem Mentor Prof. Dr. Dr. Claus Reinsberger vom Department Sport und Gesundheit. „Das Feedback und die Anregungen bringen uns wirklich weiter. Die vielen Angebote und Workshops konnten wir trotz Corona digital nutzen, das hat echt gut geklappt und war für unser Vorhaben sehr förderlich.“
Die Angebote des TecUP wenden sich nicht nur an Studierende, die schon konkrete Ideen haben, sondern auch an diejenigen, die solche Ideen erst entwickeln und später verwirklichen möchten. Lia und Franziska empfehlen: „Unser Tipp für alle, die auf Ideen-Suche sind: Kurse belegen. Also mal das Modulhandbuch durchgehen und schauen, in welchen Veranstaltungen es solche Projekte gibt.“ Mit Mut, dem Glauben an die Idee und dem klaren Ziel vor Augen haben Lia und Franziska die ersten Schritte in Richtung Start-up bereits gemacht. Momentan hat das Studium Priorität, aber mit dem Abschluss in der Tasche, wollen die beiden dann richtig durchstarten.
Text: Ulrike Kropf, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften