Digitale Medien und damit verbundene Algorithmen wirken sich immer mehr auf alle Lebens- und Arbeitsbereiche aus. Gerade deshalb ist ein reflektierter Umgang mit ihnen umso wichtiger – das gilt insbesondere für Schüler*innen. Unter diesem Gesichtspunkt entstand eine Kooperation zwischen einem Brakeler Oberstufenkurs des Fachs Philosophie und einem Hochschulseminar der Universität Paderborn. Das Philosophieseminar unter der Leitung von Prof. Dr. Ruth Hagengruber, Fachleitung des Faches Philosophie, befasst sich mit der „Philosophie im digitalen Zeitalter: Algorithmen, menschliche und künstliche Intelligenz, die Zukunft der Arbeit“. Ganz im Sinne dieses Titels werden im Rahmen des Seminars die Struktur, Arbeitsweise und Leistungsfähigkeit von Algorithmen betrachtet und diskutiert. Der qualitative und quantitative Unterschied menschlicher und künstlicher Intelligenz stellt eine der zentralen Diskussionsfragen des Seminars dar. Darüber hinaus widmen sich die Seminarteilnehmer der Problematik, wo die Zukunft des Bildungs- und Arbeitswesens hinsteuern soll.
Am Dienstag, 19. November, waren die Schüler*innen aus Brake zu Besuch im Seminar, wo sie sich der Verbindung zwischen der Philosophie und der Informatik annäherten. Die fachliche und didaktische Planung sowie die Durchführung der Sitzung wurden von Carolin Schreckenberg und Dorian Weiss vorgenommen, die Philosophie für das Gymnasiallehramt studieren. Studierende und Schüler*innen hatten hier die Möglichkeit, in Diskussionen ihre Ideen zu vertreten.
In der methodisch vielfältig aufbereiteten Sitzung nahmen die Studierenden zusammen mit der Schüler*innengruppe verschiedene Themenkomplexe in den Blick. Ausgangpunkt der Sitzung war ein Computerprogramm, das Menschen für eine reale Person hielten. Der britische Mathematiker Alan Turing hatte im Jahr 1950 einen Test formuliert, um mit diesem zu prüfen, ob eine Maschine tatsächlich denken kann. Der Test, der als Meilenstein in der Forschung zur Künstlichen Intelligenz (KI) gilt, wurde erstmals 2014 erfolgreich absolviert.
Die Seminar- und die Schüler*innengruppe befassten sich ebenso mit der Unterscheidung moralischer Ratgeber und moralisch eigenständiger Maschinen. So wurde klar, dass etwa moralische Ratgeber nicht eigenständig moralisch handeln und dem Menschen nur in einer bestimmten Art von Situation dienen können. Diese finden beispielweise bereits heute in der Pflege Anwendung und dienen als medizinische Ratgeber für moralisch problematische Situationen.
Der philosophische Bezug wurde im Rahmen der Sitzung durch Diskussionen grundlegender Fragestellungen hergestellt: Wer, Mensch oder Maschine, wird in Zukunft Entscheidungen treffen? Inwieweit sollten Menschen der Künstlichen Intelligenz vertrauen? An welchen Stellen bieten sogenannte „Soziotechnische Systeme“, die aus einem technischen und einem sozialen Bestandteil bestehen, eine Chance, aber auch ein Risiko für die Zukunft? Nicht zuletzt stellte die Frage der Verantwortungszuschreibung bei ungeplanten Auswirkungen der Maschinennutzung einen wichtigen Diskussionspunkt dar.
An weiterer Stelle des Seminars wurden Humanoide thematisiert, leblose Maschinen, die auf Grundlage immenser Datenmengen konzipiert sind und dennoch Emotionen, wie z. B. Trauer zeigen können. Zwar seien sie das Ergebnis der Kreativität und des Geschicks des Menschen, dennoch diskutierten die Studierenden Carolin Schreckenberg und Dorian Weiss mit den Teilnehmenden die Problematik, ob sich Humanoide auch als routiniert und innovativ bezeichnen lassen. In der abschließenden Debatte wurde dann die Frage behandelt, ob Maschinen in naher Zukunft die Entscheidungsträger der Gesellschaft sein können.