Das Historische Institut der Universität Paderborn und der Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Paderborn laden zu einem Vortrag von Prof. Dr. Bernhard Jussen (Goethe-Universität Frankfurt) ein. Er wird über „Von Marc Aurels Pferd zur Sexualität Christi. „Mittelalterliche“ Herrscherbildnisse zwischen Religion und Politik“ sprechen. Der Vortrag findet am Dienstag, 30. Mai, um 20.00 Uhr im Hörsaal 2 der Theologischen Fakultät Paderborn, Kamp 6, statt.
Im Mittelpunkt des Vortrages steht die Frage, wie und mit welchen Zäsuren sich die politische Geschichte Europas darstellt, wenn man sie nicht wie üblich mithilfe narrativer und pragmatischer Texte entwirft, sondern sich ihr auf der Grundlage von Bildquellen und in diesem Fall der Herrscherbildnisse nähert. Dabei verfolgt Prof. Dr. Bernhard Jussen den unterschiedlichen Umgang mit Bildern im oströmisch-griechischen Kaiserreich und den lateinischen Königreichen und geht den verschiedenen Formen nicht transzendenter Herrschaftsrepräsentation, für die das Pferd Marc Aurels steht, ebenso nach wie den christuszentrierten Bildnissen, die sich seit fränkischer Zeit im Westen durchsetzten. Dass es dann im Westen im 15. Jahrhundert zu dramatisch sexualisierten Christus-Darstellungen kommt, verweist erneut auf einen unterschiedlichen Umgang der beiden politischen Systeme mit der Figur Christi, aber generell mit Bildern, ein Befund, der dann auch neue Einsichten in die Entwicklung der politische Geschichte Europas verspricht. Prof. Dr. Bernhard Jussen, Leibnizpreisträger 2006 und seit 2008 an der Goethe-Universität Frankfurt Professor für ‚Mittelalterliche Geschichte’, ist zunächst mit Arbeiten zur Verwandtschaft und zur politischen Bedeutung der Bußkultur im Mittelalter hervorgetreten. Mit seinem Paderborner Vortrag greift er ein Thema auf, das sich aus seiner jahrelangen Auseinandersetzung mit der Bildproduktion in der europäischen Vormoderne, aber auch Moderne entwickelt hat.