Neues SprachSpielLabor an der Universität Paderborn eröffnet
Für Kinder ist die Interaktion mit ihren Bezugspersonen maßgeblich für die sprachliche und kognitive Entwicklung. Wie genau dieses Verhalten zwischen Eltern und Kind aussieht und welche Handlungen besonders förderlich für den Spracherwerb sind, untersucht Katharina Rohlfing, neue Professorin an der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn. Zusammen mit ihrem Team hat sie ein SprachSpielLabor eröffnet, um Studien zur Eltern-Kind-Interaktion durchzuführen.
„Die Sprachentwicklung ist ein langer Prozess, der direkt nach der Geburt beginnt. Bezugspersonen kommunizieren ganz intuitiv in einer besonderen Art und Weise mit ihren Kindern, um ihnen die Welt zu erklären“, beschreibt Katharina Rohlfing. So bringen beispielsweise Eltern Bedeutungen von Wörtern in Zusammenhang mit Bewegungen: „Zum Beispiel streckt eine Mutter die Arme des Babys nach oben, wenn sie zu ihm sagt ‚Du bist soooo groß‘“. Oder ein Vater sagt ‚Jetzt ganz schnell‘ während er gleichzeitig die Beine des Kindes schnell bewegt.“ Wie viele solcher Lernangebote Kinder brauchen, um Wörter zu lernen, und wie sie selbst kommunizieren, ob mehr durch Lautsprache oder durch Gesten, sei sehr individuell, erklärt die Wissenschaftlerin.
Im neuen SprachSpielLabor beobachtet Katharina Rohlfing Kinder verschiedener Altersstufen in natürlichen Interaktionen mit ihren Bezugspersonen oder auch in einem Experiment und zieht daraus Schlüsse über die Sprachentwicklung. Aktuell führt sie unter anderem eine Studie über die besondere Lernsituation des Vorlesens durch. „Das Zeigen und Benennen von Gegenständen ist sehr wertvoll für das Sprachelernen. Wir haben festgestellt, dass dieses Benennen beim Bücherlesen sehr viel häufiger vorkommt als beim freien Spiel“, erklärt die Expertin.
Die beobachteten Interaktionen bringen sie und ihr Team in Relation zum Wissensstand der Kinder, der z. B. über den vorhandenen Wortschatz abgefragt wird. Im SprachSpielLabor nutzen die Forscher auch Eye-Tracking-Verfahren, um durch die Messung der Augenbewegungen schon das Sprachverständnis von Säuglingen zu erfassen.
Für seine Studien braucht das Expertenteam immer wieder Teilnehmer/innen: interessierte Eltern, die mehr über das Kommunizieren mit ihren Kindern erfahren wollen. Über ihre Erkenntnisse informieren die Wissenschaftler Eltern in einem regelmäßigen Newsletter, den sie sich unter sprachspiellabor@uni-paderborn.de bestellen können.
Text: Frauke Döll