Lange Zeit galt die Depression als psychische Störung, über die nur ungern gesprochen wurde. Doch seit einigen Jahren verlässt die Depression die Tabuzone; Betroffene suchen und finden vielerorts Rat. Die Universität Paderborn hat früh Hilfsangebote für die Mitarbeitenden der Hochschule entwickelt. Mit der Gründung einer Arbeitsgruppe „Psychisch stark am Arbeitsplatz: Uni-Bündnis gegen Depression“ vor vier Jahren nahm die Universität seinerzeit eine Vorreiterrolle ein.
Die Arbeitsgruppe, zu der die Gesunde Hochschule, die Zentrale Studienberatung und ein Lehrstuhl aus der Fakultät für Maschinenbau der Uni Paderborn gehören, will durch Vorträge und Schulungen aufklären. Zudem organsiert sie die jährlichen Aktionstage und hat Vertrauenspersonen ausgebildet.
„Nicht therapieren, sondern informieren“, lautete auch das Motto der diesjährigen Aktionstage. Sandra Bischof als Leiterin der Gesunden Hochschule Paderborn und Dr. Yvonne Koch, eine der Vertrauenspersonen des Uni-Bündnisses, hatten ein vielfältiges Programm organisiert, zu dem neben Vorträgen auch Workshops zu Entspannungstechniken und zum Stressabbau gehörten. Die Mitarbeitenden der Universität konnten dabei verschiedene Möglichkeiten der Stressbewältigung kennenlernen und deren Einsatz im Alltag reflektieren.
Als externe Expertin referierte die Dipl.-Sozialpädagogin und HP-Psychotherapeutin Hildegard Harmeier zum Thema „Ich glaub, ich hab ´nen Burnout … Nur erschöpft oder schon krank.“. Ihr Eindruck: „Dadurch, dass die Depression zunehmend in der Öffentlichkeit diskutiert wird, sinkt die Scheu, professionelle Hilfe zu suchen.“
Sie konnte in ihrem Vortrag eindrücklich zeigen, wie längerfristige Arbeitsüberforderung und persönliche Dispositionen zu einem Erschöpfungszustand und Burnout führen können, der wiederum ein hohes Risiko für Folgeerkrankungen wie Depression, Angstzustände, Tinnitus oder Hypertonie sein kann. Umso wichtiger sei es, frühzeitig arbeitsplatzbezogene und individuelle Auslöserfaktoren für Erschöpfungszustände zu erkennen und nach Wegen zu suchen, um Entlastungs- und Entspannungsphasen in den Alltag einzubauen.
„Es ist ein großer Vorteil, dass die Hochschulleitung unsere Informationsarbeit auch in diesem Bereich unterstützt“, sagt Sandra Bischof. Oft würden Themen wie psychische Störungen tabuisiert, Betroffene blieben auf sich allein gestellt. Mit den Vertrauenspersonen gibt es jedoch Gesprächspartner, die sich als kollegiale Beratung verstehen. „Wir legen höchsten Wert auf Vertraulichkeit und unterstützen dabei, die Situation zu analysieren und nach Möglichkeiten der Veränderung zu suchen“, sagt Dr. Yvonne Koch. Konkrete Zahlen, wie viele Mitarbeitende die Hilfe des Bündnisses annehmen, werden nicht veröffentlicht. Aber jede und jeder Betroffene, der oder dem geholfen wird, rechtfertigen das ehrenamtliche Engagement der Vertrauenspersonen.
Text/Foto: Heiko Appelbaum