Am 3. Juni kamen im Zuge der „Ringvorlesung zum Thema Wirtschaftsethik“ Studierende der Universität und der Theologischen Fakultät Paderborn sowie weitere interessierte Zuhörer im Hörsaal 2 der Theologischen Fakultät zusammen, um sich über Möglichkeiten des fairen Handels auf kommunaler Ebene zu informieren.
Als Projektbereich der international operierenden Nichtregierungsorganisation Fairtrade, ist „Fairtrade Town“ eine weltweite Initiative zur Förderung des Fairen Handels auf kommunaler Ebene, der sich bereits über 1500 Städte angeschlossen haben, davon 245 in Deutschland. Vorgestellt wurde die Initiative „Fairtrade Town Paderborn“ vom stellvertretende Bürgermeister Dietrich Honervogt, Bürgermeisterreferentin Christiane Boschin-Heinz und Ulrich Pietsch als Vertreter des Ehrenamts. Letzterer wies zunächst den langen und mit viel persönlicher Überzeugungsarbeit seinerseits verbundenen Weg von der Idee einer kommunalen Politik nach Maßstäben der Organisation Fairtrade, über die Gründung der ersten Steuerungsgruppe, bis zum Ratsbeschluss aus.
Ziel sei es, so Pietsch, ein Bewusstsein für fairen Handel zu schaffen und das nicht nur bei Kaffee und Schokolade, sondern auch bis hin zu Uniformen der Feuerwehr und Pflastersteinen für den Städtebau. Bürgermeisterreferentin Boschin-Heinz führte anschließend in die Organisationsstruktur der Initiative ein und betonte, es gehe nicht darum, wahllos Spenden für hilfsbedürftige Länder zu sammeln, sondern den einheimischen Produzenten auf Augenhöhe zu begegnen. Das gelte für den Konsumenten im Supermarkt im Endeffekt genauso wie für die Entscheidungsgremien der Stadtverwaltung. Der Kontakt zur Paderborner Bevölkerung wird gesucht und über verschiedene Aktionen hergestellt wie z. B. ein „fairer Einkaufsführer“, das „faire Frühstück im Rathaus“ und eine Informations- und Verkostungsveranstaltung im Südring-Center. Dieser Kontakt sei sehr wichtig, so der stellvertretende Bürgermeister Dietrich Honervogt, denn es gehe bei der Arbeit der Initiative darum, Aufmerksamkeit zu erregen. Auch beim Konsumenten, aber auf kommunaler Ebene vor allem im Rat der Stadt. Zwar sei Fairtrade ein wichtiges Thema im Rat, aber nur eines unter vielen und dazu noch, so Honervogt weiter, mit vermehrten Kosten verbunden, die es zu rechtfertigen gelte. So müsse durch Überzeugungsarbeit in der Bevölkerung Druck auf den Stadtrat und den Bürgermeister ausgeübt werden, bei der anstehenden Sanierung von Domplatz und Königsplatz auf den fairen Handel der eingesetzten Baumaterialien zu achten. Als Ziel für die zukünftige Arbeit der Initiative „Fairtrade Town Paderborn“ stehe im Fokus, Verbraucher bei Informationsveranstaltungen auch über fair gehandelte Textilien und Mode zu informieren. Im Zuge dessen soll dann auch Kontakt mit dem SC Paderborn aufgenommen werden, um hier über fair gehandelte und vor allem fair produzierte Fußbälle und deren Einsatz zu diskutieren. Als nächster großer offizieller Schritt stünde im Verlauf dieses Jahres die Überprüfung der Zertifizierungskriterien durch Fairtrade an, außerdem soll der faire Einkaufsführer überarbeitet werden. Was man sich von Seiten der Initiative zudem wünschte, sei eine Zusammenarbeit mit der Universität Paderborn. Zu dieser konnte am Mittwoch ja vielleicht bereits der eine oder andere Zuhörer gewonnen werden.
Die nächste Ringvorlesung findet am 17. Juni 2014 um 18.00 Uhr an der Universität HS O1 statt.
Prof. Dr. Jochen Schmidt, Professor für Systematische Theologie und Ökumene an der Universität Paderborn referiert zu dem Thema: Moralischer Charakter und menschliche Schwäche: Theologische Überlegungen zu einer Wirtschaftstugendethik.
Verantwortlich für die Ringvorlesung sind Prof. Dr. René Fahr für die Universität Paderborn und Prof. Dr. Günter Wilhelms, Theologische Fakultät Paderborn