Am Freitag, 16. Mai, 18 bis 20 Uhr, hält Prof. Dr. Gilbert Lupfer im Museum in der Kaiserpfalz einen Vortrag zum Thema „Was für Folgen hat der „Fall Gurlitt“ für die Museen – Überlegungen zu Institutionsgeschichte, Provenienzforschung und Restitutionen“. Alle Interessierten sind herzlich zum Vortrag eingeladen; der Eintritt ist frei. Die Veranstaltung des Lehrstuhls für Materielles und Immaterielles Kulturerbe der Universität Paderborn findet im Rahmen der Vortragsreihe „Beutekunst und Provenienzforschung“ statt.
Gilbert Lupfer leitet die Abteilung für Forschung und wissenschaftliche Kooperationen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und lehrt Kunstgeschichte an der TU Dresden. Lupfer, seit 2002 in der Provenienzforschung tätig, ist Vorsitzender des Fachbeirats der Magdeburger Koordinierungsstelle und Mitglied des Beirats der Berliner Arbeitsstelle für Provenienzforschung.
Begriff und Gegenstand der Provenienzforschung werden neuerdings von einer großen Medienresonanz begleitet. Die gegenwärtigen Debatten zum „Fall Gurlitt“ oder zu erfolgten Restitutionen etwa des Gemäldes „Berliner Straßenszene“ von Ernst Ludwig Kirchner aus dem Berliner Brückemuseum an die ehemaligen Eigentümer stehen beispielhaft für diese Ereignisse. Öffentliche Einrichtungen sowie staatliche Institutionen sind jedoch spätestens seit dem Washingtoner Abkommen verpflichtet, die Herkunft ihrer Bestände zu klären und gegebenenfalls Kunstwerke und Objekte zu restituieren, welche in der Zeit des Nationalsozialismus den Eigentümern verfolgungsbedingt entzogen wurden. Dabei umfassen diese beiden oben genannten Fälle nur einen geringen Teil der tatsächlich derzeit stattfindenden Restitutionsbemühungen und Provenienzforschungen.
Für Museen bietet dieser neue Fokus auf die Provenienzforschung die Möglichkeit, ihrer öffentlichen Verantwortung nachzukommen und zu unrecht eingezogene Kunstwerke in ihrem Bestand den rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben. Zugleich ist Provenienzforschung auch ein viel älteres Thema forschender Museen, die durch die Kenntnis und Aufarbeitung der eigenen Bestände diese immer wieder neu vor dem Hintergrund heutiger Fragestellungen bearbeiten können um sie letztlich an die Öffentlichkeit in Ausstellungen und sonstigen Publikationen zu vermitteln. Dies ist genuine Aufgabe sammelnder Museen.
Die Vortragsreihe des Lehrstuhls für Materielles und Immaterielles Kulturerbe greift einige Aspekte der Provenienzforschung auf. Dieser Vortrag thematisiert den Umgang der Museen mit den öffentlichen Debatten und den sich daraus ergebenden Auswirkungen auf die Provenienzforschung.