Den Dienstantritt als Leiter des Sportmedizinischen Institutes der Universität Paderborn absolvierte Prof. Dr. Dr. C. Reinsberger vom 31. März bis 3. April in Phoenix, Arizona, USA. Jürgen Klinsmann ließ sich von den Professoren Reinsberger und Baumeister ins Bild setzen zu den Chancen einer Sportmedizin mit "Fokus Gehirn". Erste Eckpunkte zum Austausch innerhalb eines transatlantischen Fellowship-Programmes für den Paderborner Nachwuchs sollen den Projektstart für eine besondere Förderung an der Universität Paderborn markieren.
Bei der Beobachtung des US-Trainers Jürgen Klinsmann in den letzten Tagen standen für die mediale Sportwelt die Ernennung von Berti Vogts als "special advisor" und das Vorbereitungsspiel der US Nationalmannschaft gegen Mexiko im Mittelpunkt. Einen ganz anderen Blickwinkel nahmen in derselben Zeit am selben Ort die Professoren Claus Reinsberger und Jochen Baumeister ein. Nur zu gerne hatten sie das Angebot des ehemaligen Bundestrainers angenommen, in Phoenix den Vorbereitungsworkshop des Nationalteams der USA zu beobachten und im Zuge dessen vorzustellen, welchen Beitrag die Sportmedizin mit dem Schwerpunkt "Exercise & Brain" künftig für die Spielsportarten und die Leistungsentwicklung von Sportlern leisten möchte. Im Gegensatz zu den bestehenden medizinischen Zentren im Sportbereich beschäftigt das Sportmedizinische Institut mit Reinsberger den ersten Neurologen als Lehrstuhlleiter sowie mit Baumeister ab Mai einen international ausgewiesenen Sportwissenschaftler mit Schwerpunktbereich Neurowissenschaften und Sport. Eine visionäre Schwerpunktsetzung, die in Leistungsdiagnostik und Trainingsgestaltung sowie in der Verletzungsprävention und -behandlung neue Akzente setzen kann.
Klinsmann, bekannt als Querdenker und offen für neue Ansätze, ist fasziniert vom Austausch mit dem neuen Paderborner Team: "Claus und Jochen haben uns für ihren Grundansatz gewonnen. Mit einem neurowissenschaftlichen Fokus auf den Sport zu schauen wird Potential für weitere Entwicklungen eröffnen. Im Hochleistungssport kennen wir die Sportmedizin bereits als wertvollen Partner bei Verletzungen, medizinischen Checks und für die Leistungsdiagnostik. Das Paderborner Team kann in der Zukunft mit dem Gehirn noch ein wesentliches, bislang unzureichend erforschtes System hinzufügen. Uns wurde hier exemplarisch sehr anschaulich dargestellt, wie die Leistung und Gesundheit unserer Spieler z. B. durch Ermüdung oder Erschöpf des Gehirns beeinflusst werden. Forschungsergebnisse dazu werden das Training künftig sicher weiter verändern." so Klinsmann nach dem Austausch mit Reinsberger und Baumeister.
Im Rahmen des Trainingslehrganges in Phoenix trafen die Paderborner Wissenschaftler dank Klinsmann auch Mark Verstegen (amerikanischer Fitness- und Trainingsexperte für Fußball, Basketball, Golf, American Football u. v. m.) und das Team von EXOS (ehemals bekannt als Athletes' Performance). "Hier wird in der Praxis schon sehr viel ganz nah an unserer Philosophie umgesetzt." erklärt Prof. Reinsberger beeindruckt. "EXOS Mission ist es, jedes Individuum zu befähigen, die eigene Leistung zu optimieren. Mit dem Spiel, der ausgefeilten Aufgabe, bewusst modulierten Veränderungen von Umgebung und Raum werden hier Trainingsreize gesetzt, die wir uns nur zu gern im Gehirn anschauen möchten."
Mit sehr positiven Gefühlen und ersten Plänen für konkrete gemeinsame Vorhaben mit den Amerikanern kehrten Prof. Reinsberger und Prof. Baumeister nach Paderborn zurück. "Wir stehen mit unseren Ideen ja noch ganz am Anfang für die Sportmedizin. Wir sehen so viele Brücken zwischen der Neurowissenschaft und dem Sport – jede wird eine geniale Verbindung mit Mehrwert für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Menschen sein. Auf unseren Weg möchten wir Aktive aus Sport, Medizin und Wissenschaft gleichermaßen mitnehmen und damit die entscheidenden Brücken anbahnen." zeigt Prof. Reinsberger die anstehende Arbeit auf. "Wenn uns interessierte und offene Menschen wie Jürgen Klinsmann und Mark Verstegen dafür die Tür öffnen, wie jetzt in Phoenix, können wir unsere Projekte viel gezielter am Bedarf und Stand ausrichten und im Dialog mehr erreichen. Dafür sind wir sehr dankbar."
Prof. Jochen Baumeister, zurzeit noch an der Universität Trondheim in Norwegen beschäftigt, kann sein Glück kaum glauben: "Viele Jahre versuchen wir aus der Sportwissenschaft heraus in Deutschland unseren Ansatz im Leistungssport zu etablieren. Trainer, Sportler und Wissenschaftler an einen Tisch zu bekommen ist häufig ein großes Problem. Hier in Phoenix ebenso wie am Olympiastützpunkt in Trondheim tauschen sich die Beteiligten mit einem absoluten Interesse an der Sache wesentlich unkomplizierter aus. Beim Mittagessen, zwischen Tür und Angel, in schnellen Meetings. Wie sollen auch sonst Brücken entstehen? Wir werden diese Offenheit für das sportmedizinische Institut der Universität Paderborn mit nach Deutschland nehmen. Noch vor Ort konnten wir die die Weichen für einen transatlantischen Austausch im Rahmen eines Fellowships für Nachwuchswissenschaftler anbahnen – denn soviel ist klar: Für unser Vorhaben brauchen wir noch Mitstreiter, Gleichgesinnte und guten wissenschaftlichen Nachwuchs."
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