Studierende der Universität Paderborn zeigen in einer kleinen Ausstellung in der Unibibliothek in Zusammenarbeit mit der Stadtarchäologie und dem Museum in der Kaiserpfalz Ergebnisse einer Lehrgrabung und ihre neue Annäherung an die Geschichte.
Vor etwa 1.000 Jahren betrieben die Paderborner Bischöfe auf dem Gelände am Kötterhagen einen großen Kalksteinbruch. Bischof Meinwerk ließ hier für seine Neubauten wie den Dom, die Kaiserpfalz, den Bischofspalast und die Domburgmauer die Kalksteine brechen. Der Bedarf war enorm: bis zu 15 Meter tief und 50 Meter breit war der Steinbruch. Als im 12. Jahrhundert die Stadtmauer errichtet wurde, gewannen die Bischöfe hier neues Bauland, indem sie den Steinbruch zum großen Teil auffüllen ließen. In einer fünf Meter tiefen Senke entstanden die neuen Grundstücke für die Wohnhäuser.
Für die Ausgrabungen, die 2005 und 2006 im Kötterhagen stattfanden, brachte diese Besonderheit interessante Ergebnisse. In den freigelegten Ruinen fanden die Archäologen nicht nur Brunnen, Keller, Latrinen und Kanäle, sondern auch viele Gebrauchsgegenstände, die es ermöglichen, das alltägliche Leben in den vergangenen Jahrhunderten kennen zu lernen. Im Sommer 2006 schlossen sich acht Studierende des Historischen Instituts der Universität Paderborn für zwei Wochen zu einem Ausgrabungsteam zusammen und wurden im Kötterhagen aktiv.
Im Rahmen einer Lehrgrabung in der Paderborner Altstadt wurde ihnen ein Einblick in die archäologische Stadtkernforschung und ihre Arbeitsweisen gegeben. Sie lernten, unscheinbare Spuren im Boden zu erkennen und sie als historische Quellen zur Paderborner Stadtentwicklung nutzbar zu machen. Das Ausgrabungsteam arbeitete unter Leitung der wissenschaftlichen Mitarbeiter im Museum in der Kaiserpfalz, Dr. Guido M. Berndt und Dr. Sven Spiong. Während der zwei Wochen entstand ein anschauliches Bild vom Mittelalter, das die Teilnehmer der Lehrgrabung so nicht aus den Geschichtsbüchern kannten.
Die vor 700 Jahren weggeworfenen Tierknochen waren anfangs noch eklig, doch schon bald interessant, denn sie verraten den Speiseplan des Mittelalters. Es ist der Alltag des mittelalterlichen Paderborn, der mit jedem Spatenstich eine neue Facette preisgab. Dabei konnten alle rätseln, was es mit dem fast kompletten Topf auf sich hatte, der unter einer schön gesetzten Feuerstelle verborgen war. Einzelne Mauern fügten sich zu ganzen Häusern zusammen. In der gemeinsamen Diskussion rekonstruierten die Ausgräber die Geschichte eines Grundstückes und ordneten die Ergebnisse in die Stadtentwicklung ein. Diese für die Teilnehmer der Lehrgrabung neu gewonnene Perspektive möchte das "Archäologenteam" nun ihren Mitstudentinnen und Mitstudenten weiter vermitteln.
Zu sehen ist die Ausstellung vom 4.-30. Dezember im Foyer der Universitätsbibliothek während der Öffnungszeiten Mo-Fr 7.30-24.00 Uhr, Sa 9.00-18.00 Uhr und So 10.00-18.00 Uhr (an gesetzlichen Feiertagen geschlossen).