Che­mi­e­do­zen­ten ta­gen in Pa­der­born – Fest­sit­zung mit Preis­ver­lei­hun­gen

Am 10. und 11. März findet an der Universität Paderborn die diesjährige Chemiedozententagung statt. Sie wird wie in jedem Jahr von der GDCh-Arbeitsgemeinschaft Deutscher Universitätsprofessoren und -professorinnen für Chemie (ADUC) organisiert. Vor allem Nachwuchswissenschaftler erhalten hier Gelegenheit, ihre Forschungsarbeiten aus allen Bereichen der Chemie vorzustellen. Traditionell hält die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) aus Anlass der Tagung eine Festsitzung ab, in der Ehrungen vorgenommen werden. In diesem Jahr wird der Carl-Duisberg-Gedächtnispreis an Professor Dr. Thomas Junkers, Universität Hasselt, Diepenbeek, Belgien, und der GDCh-Preis für Journalisten und Schriftsteller an Dr. Michael Groß, Oxford, Großbritannien, verliehen.

Sowohl zur Eröffnung der Chemiedozententagung als auch zu Beginn der Festsitzung wird der seit 1. Januar 2014 amtierende GDCh-Präsident, Dr. Thomas Geelhaar, Merck, Darmstadt, Grußworte halten. Während seiner zweijährigen Amtszeit will er u. a. das Thema "Chemie und Gesellschaft" voranbringen. Dazu gibt es in Paderborn eine erste Aktion; denn zunächst sollen sich die GDCh-Mitglieder äußern, was sie an ihrem Fach fasziniert. "Formulieren Sie bitte Faszination und Vision Ihres Faches in einem Satz", diese Bitte wird Geelhaar den Tagungsteilnehmern gegenüber äußern, die auf einer ansprechend gestalteten Karte dazu Antwort geben können. Als Industriechemiker ist es Geelhaar aber auch ein wichtiges Anliegen, die Bedeutung der Grundlagenforschung hervorzuheben, die ja überwiegend in den Universitätsinstituten durchgeführt wird. Dazu verweist er in Paderborn u. a. auf einen im Dezember vergangenen Jahres in der GDCh-Zeitschrift "Angewandte Chemie" erschienenen Beitrag von Professor Dr. Caspar Hirschi, Universität St. Gallen: "Die Organisation von Innovation – über die Geschichte einer Obsession". In diesem Essay wird darauf hingewiesen, dass unsere Gesellschaft auf einem technologischen Plateau steht und technologische Innovationen heute langsamer auf dem Markt Platz finden als zwischen 1920 und 1960. Das wird darauf zurückgeführt, dass sich die Forschung in einer marktförmigen Konkurrenzsituation befindet. Die Erwartungen, dass es dadurch zu höherer Innovation und stärkerem Wirtschaftswachstum komme, wurden aber enttäuscht.
 

Die Preisträger

Der diesjährige Carl-Duisberg-Gedächtnispreisträger Thomas Junkers forscht an der Schnittstelle von physikalisch-organischer Chemie, makromolekularer Chemie und Chemieingenieurswissenschaften. Dabei stehen Arbeiten im Bereich Polymerisationskinetik, die Entwicklung neuartiger Polymerisationsmethoden und die Synthese komplexer Funktionsmaterialien für Wirkstofftransport, Biosensorik oder organische Solarzellen im Zentrum von Junkers' Interesse. Vor allem seine Ergebnisse zur kontrollierten Synthese von Poly(p-phenylenvinylene)n, die neue Anwendungen im Bereich druckbarer Elektronik ermöglichen könnten, haben für die Verleihung des Carl-Duisberg-Gedächtnispreises an diesen jungen Forscher gesprochen. In seinem Vortrag "Radikale in Bewegung: Präzisionspolymere aus Microflow-Synthese" wird Junkers den Gästen der GDCh-Festsitzung sein interessantes Forschungsgebiet näher bringen. Der Preis ist mit 7.500 Euro dotiert, wovon 2.500 Euro ausschließlich für die Arbeitsgruppe des Preisträgers bestimmt sind.

Junkers hat sein 1997 an der Universität Göttingen begonnenes Chemiestudium dort auch 2006 am Institut für physikalische Chemie mit der Promotion abgeschlossen. Nach einem Post-Doc Aufenthalt an der University of New South Wales, Sydney, Australien, ging er 2008 zur Habilitation ans Karlsruher Institut für Technologie. Noch vor Abschluss der Habilitation erhielt er Anfang 2010 einen Ruf an die belgische Universität Hasselt, wo er im Bereich organische Chemie am Institut für Materialforschung die Arbeitsgruppe "Polymer Reaction Design" begründete.

Wem es überzeugend gelingt, die Chemie einer breiten Öffentlichkeit in informativer und verständlicher Weise näherzubringen, hat die Chance, den GDCh-Preis für Journalisten und Schriftsteller zuerkannt zu bekommen. In diesem Jahr fiel die Wahl auf Michael Groß, einen freien Wissenschaftsjournalisten aus Oxford, Großbritannien. Seine Arbeiten, Zeitungs- und Zeitschriftenartikel sowie Bücher, sind äußerst gründlich recherchierte Geschichten aus Forschung und Wissenschaft, die er sowohl in Deutsch als auch in Englisch publiziert. Aber auch humorvolle Glossen gehören zu seinem vielseitigen Repertoire, die er u. a. in der GDCh-Zeitschrift "Nachrichten aus der Chemie" veröffentlicht. Auch in den modernen Medien ist Groß unterwegs. Er betreibt eine eigene Internetseite und einen eigenen Blog und ist auf Twitter und Flickr aktiv. Der Preisträger will in Paderborn mit seinem Vortrag "Wissenschaftsberichterstattung – schneller, bunter, flacher?" zum Nachdenken anregen.

In der ihm eigenen Art stellt Groß seinen Lebenslauf in der GDCh-Zeitschrift "Chemie in unserer Zeit" dar. In dem Beitrag "Mein Weg zum Wissenschaftsjournalismus", der im Februar erscheint, schildert er, warum er sich zum Chemiestudium entschloss, das er in Marburg begann und in Regensburg 1993 mit der Promotion abschloss. Bereits während der Doktorarbeit war er wissenschaftsjournalistisch tätig. An die Universität von Oxford gelangte er als Postdoktorand, anschließend erhielt er ein Stipendium des britischen Biotechnology and Biological Sciences Research Council. Als die Förderungen ausblieben, machte er 2001 sein Hobby zum Beruf und wurde freier Wissenschaftsjournalist.

Zu Beginn der Chemiedozententagung zeichnet die ADUC herausragende junge Wissenschaftler mit dem ADUC-Habilitandenpreis aus. Die Preise beziehen sich dabei traditionell auf das vergangene Jahr; in Paderborn werden also die Preisträger 2013 geehrt: Dies sind Dr. Jan Streuff vom Institut für Organische Chemie und Biochemie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Dr. Roland Marschall, der am Physikalisch-Chemischen Institut der Justus-Liebig-Universität Gießen tätig ist, und Dr. Sebastian Seiffert vom Institut für Chemie und Biochemie, Freie Universität Berlin.

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit über 30.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie vergibt zahlreiche angesehene Preise. Mit dem Carl-Duisberg-Gedächtnispreis wird die Erinnerung an einen der bedeutendsten Industriechemiker wach gehalten. Der Preis wurde nach Duisbergs Tod 1935 beim Verein Deutscher Chemiker, einer der beiden Vorgängerorganisationen der GDCh, zur Förderung des akademischen Nachwuchses eingerichtet. Der Preis für Journalisten und Schriftsteller wird seit 1981 für Publikationen verliehen, die die Öffentlichkeit in hervorragender Weise über neue Entwicklungen in der Chemie informieren oder die schriftstellerisch in bemerkenswerter Weise auf chemische Sachverhalte Bezug nehmen. Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Universitätsprofessoren und -professorinnen für Chemie (ADUC) fördert Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der Chemie sowie die Bildung eines geeigneten wissenschaftlichen Nachwuchses. Sie wurde 1897 als Verband der Laboratoriumsvorstände an deutschen Hochschulen gegründet. Seit 1999 ist die ADUC eine Arbeitsgemeinschaft in der GDCh und hat derzeit rund 220 Mitglieder.
 

Wissenschaftlicher Pressedienst Chemie Nr. 01/14 der Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V. (GDCh)
 

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