Mit einem spannenden Vortragsthema verabschiedet sich Prof. Dr. Manfred Grote, Analytischer Chemiker der Universität Paderborn, von seiner aktiven Zeit als Hochschullehrer: „Verbraucherrisiken durch Antibiotikaeinsatz in der Landwirtschaft – Kann Rohkost gefährlich sein?“ Zu diesem kostenlosen und öffentlichen Vortrag am Montag, 27. Januar, 17.15 Uhr, Hörsaal A4, lädt das Department Chemie herzlich ein.
Prof. Grote wird über Auswirkungen und mögliche gesundheitliche Risiken des jahrzehntelangen Antibiotikaeinsatzes in der landwirtschaftlichen Tierhaltung berichten. In seiner Abschiedsvorlesung zieht er eine Bilanz aus 13 Jahren interdisziplinärer Forschung.
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Im Jahre 1975 wurde Manfred Grote nach dem Lehramtsstudium der Fächer Chemie und Mathematik an der Universität Bochum promoviert und von der damaligen „Gesamthochschule Paderborn“ als Akademischer Rat im Fach Chemie eingestellt. Er folgte damit seinem Doktorvater Prof. Dr. Antonius Kettrup. Engagierte Lehre und Forschung über „edelmetallselektive chelatbildende Ionenaustauscher“, führten schließlich 1992 zur Habilitation für das Fach „Analytische Chemie“ und fünf Jahre später zur Ernennung zum außerplanmäßigen Professor. Grote betreute 28 Promotionen sowie zahlreiche experimentelle Staatsexamens- und Diplomarbeiten. Nach der Pensionierung im Jahr 2011 blieb er weiterhin in Forschung und Lehre aktiv.
Die zentralen Fragestellungen, mit denen sich Prof. Dr. Manfred Grote in mehreren Studien befasst hat, u. a. in Kooperation mit der FH Südwestfalen, Abteilung Soest, dem Max-Rubner-Institut, Standort Detmold, der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR Berlin) sowie der FU Berlin, resultieren aus der Tatsache, dass in Deutschland jährlich ca. 30 Mio. Tonnen Gülle als Wirtschaftsdünger anfallen, die auf ackerbaulich genutzte Flächen ausgebracht werden. Untersucht wird, inwieweit durch die intensive Anwendung von Antibiotika in der Massentierhaltung Arzneistoffrückstände und multiresistente Krankheitskeime in die Umwelt gelangen oder ob Getreide- und Gemüsepflanzen aus Ackerböden Antibiotika aufnehmen, die dadurch in die Nahrungsmittelkette eingetragen werden.
Für den Verbraucher könnten dadurch besondere Risiken entstehen, insbesondere vor dem Hintergrund der Zunahme und Verbreitung bakterieller multiresistenter Krankheitserreger, z. B. MRSA (Methicillinresistente Staphylococcus aureus-Stämme) und ESBL-bildende Darmkeime. Einen Beitrag zur Klärung dieser Fragen lieferten Aufnahmeexperimente in Hydrokultur und unter Feldbedingungen. Es wurden Getreide und Gemüse (Feldsalat, Weiß- und Rotkohl, Porree) auf Versuchsfeldern angebaut und mit tierischen Exkrementen, die definiert mit Antibiotika belastet waren, aus der Schweine- und Geflügelhaltung gedüngt.
Zum Nachweis von Antibiotikarückständen in Gülle, Boden und Pflanzen entwickelte die Arbeitsgruppe von Prof. Grote empfindliche Analyseverfahren („HPLC-MS/MS-Methoden“). Die Ergebnisse der Spurenanalysen und bakteriologischen Untersuchungen im Rahmen des BMBF-geförderten Verbundprojektes RESET („ESBL and (fluoro)quinolone Resistance in Enterobacteriaceae“) führten zu neuen Erkenntnissen über die Antibiotika-Exposition von Verbrauchern und der Ausbreitung resistenter Keime durch pflanzliche Lebensmittel.