Rund 600 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kirche und Politik sowie zahlreiche Hochschulangehörige sind zum 38. Neujahrsempfang der Universität Paderborn am Sonntag, 19. Januar, gekommen. Sie alle erhielten interessante Einblicke in die Studien-Realität und Entwicklung der Universität. Während des traditionellen Neujahrsempfangs zog Präsident Prof. Dr. Nikolaus Risch eine erfolgreiche Bilanz des vergangenen Jahres und präsentierte zugleich einen ersten Ausblick auf das gerade begonnene Jahr 2014. Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Christine Silberhorn vom Department Physik der Universität Paderborn.
In seiner Rede zum Neujahrsempfang sprach Prof. Dr. Nikolaus Risch von einem hervorragenden Jahr 2013. In seinem Rückblick benannte er einige der Erfolge der Universität: So konnte mit der Gründung des Instituts für Leichtbau und Hybridwerkstoffen (ILH) ein wichtiges Forschungsgebiet am Standort Paderborn realisiert werden. Ein weiterer herausragender Moment sei der Gewinn des Sonderforschungsbereichs im Department Physik gewesen. Mit der Kombination der Paderborner Expertise im Bereich der photonischen Materialien, der Quantenoptik und der Theorie mit der Expertise im Bereich der nichtlinearen Spektroskopie der TU Dortmund entstünde ein innovatives Kompetenzzentrum zur Erforschung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien. Das Forschungsprogramm erhalte allein in der ersten Förderphase rund zehn Millionen Euro. Auch im Spitzencluster Intelligente Technische Systeme „It’s OWL“ sei die Universität weiterhin stark engagiert, u. a. mit dem Fraunhofer-Institut Mechatronik und dem gerade gegründeten Software Innovation Campus.
Fortschritte habe die Universität 2013 auch in der Lehrerbildung gemacht. „Wir werden in diesem Jahr beginnen, ein Lehramt für Sonderpädagogische Förderung einzurichten“, berichtete Risch. Mit dem im Landeswettbewerb erreichten Gewinn der sonderpädagogischen Lehrerausbildung erhalte die Universität das letzte noch fehlende Standbein in der Lehrerbildung und erarbeite Kompetenzen im Feld Inklusion. Mit der Teilnahme am Wettbewerb des Stifterverbands zum Thema Bildungscluster berichtete Risch von einem weiteren Gewinn. Das Bildungscluster OWL soll durch Allianzen mit regionalen Partnern zukünftig Bildungsangebote und den Arbeitsmarktbedarf stärken und besser verzahnen. Ostwestfalen-Lippe biete mit seinen häufig familiengeführten kleinen und mittelgroßen Unternehmen immense Karrierechancen für Nachwuchsfachkräfte aus dem Hochschulbereich. „80 Regionen haben sich beworben und die Freude war natürlich riesig, als wir in Berlin schließlich als einer der vier Gewinner ausgezeichnet wurden“, sagte Risch.
Ebenfalls zu den Erfolgen der Universität im vergangenen Jahr zähle die verbesserte Infrastruktur. Im Frühjahr sei das kernsanierte Gebäude J für die Kulturwissenschaften, Ernährungswissenschaften, die Mathematik und für die Chemie in Betrieb genommen. Rechtzeitig zum Wintersemester und damit rechtzeitig zur Aufnahme des Doppelabiturjahrgangs, habe die Wirtschaftswissenschaften das neue Rotationsgebäude Q bezogen. Mit dem Bezug von Q seien die Baumaßnahmen an der Universität aber noch nicht abgeschlossen. Der Mensa-Anbau werde im Sommer fertiggestellt. „Auch unsere Träume vom neuen Bibliotheks- und Lern-Zentrum werden in Erfüllung gehen. In zwei Jahren werden wir das neue Gebäude I direkt angelehnt an die jetzige Bibliothek und vis-à-vis zum Gebäude Q beziehen können“, teilte Risch mit.
Kritisch äußerte sich Risch über die aktuellen Entwicklungen zum Entwurf des Hochschulzukunftsgesetz in Düsseldorf. Der Entwurf habe unter sämtlichen Hochschulen NRWs bei allen Statusgruppen, im Deutschen Studentenwerk, in der Wirtschaft und bei Kooperationspartnern der Hochschulen eine ablehnende Reaktion hervorgerufen.
Der Entwurf sei durch unverständliche und lähmende Eingriffe in die Eigenverantwortung der Hochschulen, durch Bürokratie auf dem Rücken der Studierenden und durch ein tiefes Misstrauen ohne partnerschaftliche Ansätze seitens der Landesregierung geprägt, berichtete Risch. Um die Leistungsfähigkeit der Universitäten zu erhalten, seien die NRW-Universitäten der Überzeugung, dass der vorgelegte Entwurf eines Hochschulzukunftsgesetzes erheblich überarbeitet werden muss. Die Qualität in Forschung und Lehre sei gefährdet, betonte Risch. Die deutliche Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der NRW-Hochschulen konnte nur durch die Flexibilisierung gelingen, die das aktuelle Gesetz ermögliche. „Die geplante drastische Einschränkung dieser Eigenverantwortung wird eine massive Beschädigung der Forschungsleistung und eine nachhaltige Schwächung der Entwicklungspotentiale in der Lehre zur Folge haben“, sagte Risch. „Wir müssen gemeinsam im Dialog mit der Politik ein wirklich zukunftsfähiges Gesetz entwickeln. Wir erwarten deutliche Signale aus der Politik, ernsthaft Änderungen zu ermöglichen."
Seit Herbst 2013 studieren mit knapp 20.000 jungen Menschen so viele Studierende wie nie zuvor an der Universität. Für das Jahr 2014 erwartet Risch eine weiterhin gute Entwicklung der heimischen Hochschule. Die wichtigsten Herausforderungen auf die sich die Universität in diesem Jahr einzustellen habe, seien: die weiter großen und sich verändernden Studierendenzahlen, der weitere Ausbau der Forschungsinfrastruktur und damit die weitere Profilierung der Universität sowie zur Weiterentwicklung der Region Ostwestfalen-Lippe beizutragen.
Prof. Dr. Christine Silberhorn vom Department Physik der Universität Paderborn erläuterte in ihrem Festvortrag die neuen Technologien in der Photonik mit Quantenlicht. Silberhorn ist seit 2010 Professorin an der Universität Paderborn und leitet im Department Physik die Gruppe “Integrierte Quantenoptik”. Für ihre Forschungsarbeiten als Physikerin wurden sie im Jahr 2011 mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG ausgezeichnet. Silberhorn gab in ihrem Vortrag einen Einblick in die Grundlagen der Photonik als die Lehre vom Lichtteilchen und berichtete u. a. über deren Einsatz im Bereich der optischen Nachrichtentechnik.
Musikalisch umrahmt wurde der Neujahrsempfang vom Hochschulorchester der Universität unter Leitung von Steffen Schiel. Mit der Aufführung von Claude-Michel Schönbergs „Selections from Les Misérables“ nach einem Arrangement von Bob Lowden und Jeanine Tesoris „Das Mädchen aus dem 4. Stock“, arrangiert von Fedor Vrtacnik, unterstrichen die Musiker die kreative und anregende Vielfältigkeit der Hochschule.
<link fileadmin aktuelles pressefotos januar rede_von_prof._dr._nikolaus_risch.pdf>Die Rede des Präsidenten Prof. Dr. Nikolaus Risch beim Neujahrsempfang der Universität Paderborn als PDF
Text und Fotos: Vanessa Dreibrodt, Referat Presse und Kommunikation