Das Historische Institut der Universität und der Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Paderborn, laden ein zu einem Vortrag von Prof. Dr. Andreas Ranft (Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg), der unter dem Titel „Turnieradel – Von Stand, Ehre und der Bewahrung des Rechts“ über die Bedeutung des Ritterturniers für den mittelalterlichen Adel spricht. Der Vortrag findet am Dienstag, 26. November 2013, um 20.00 Uhr im Hörsaal 2 der Theologischen Fakultät Paderborn, Kamp 6, statt.
Seit jeher gehört das Rittertum zu den Erscheinungen, die auf den ersten Blick mit dem Mittelalter in Verbindung gebracht werden. Mit ihm wurde im 11. und 12. Jahrhundert nicht nur ein neuer, sich zu den christlichen Idealen bekennender Kriegertypus geboren, sondern auch eine neue adlige Kultur mit festen Ritualen und eigenen Umgangsformen, mit besonderen Formen von Geselligkeit und sozialer Abgrenzung, mit spezifischen, über das kriegerische Moment hinausreichenden Normen und Werten hervorgebracht. Markenzeichen dieser neuen Kultur und dieses neuen sozialen Standes war das Ritterturnier, das sich seit dem hohen Mittelalter zu einer exklusiven, Aufmerksamkeit heischenden Veranstaltung entwickelte, bei dem sich Ritter, bestes ausstaffiert, vor größerem Publikum in verschiedenen Wettkämpfen miteinander maßen.
Dass diese farbenfrohen, zuweilen aber auch von Todesfällen überschatteten Spektakel nicht nur dem Zeitvertreib dienten, sondern vielfältige soziale Funktionen besaßen, das wird Prof. Dr. Andreas Ranft in seinem Vortrag über den mittelalterlichen Turnieradel demonstrieren. Dabei wird er ausgehend von einer reichen Sammlung von Turnierbildern die verschiedenen, im Laufe der Zeit sich ändernden Formen des Turniers ebenso ansprechen wie das Bestreben, es zu adliger Repräsentation zu nutzen, es als soziales Distinktionsmerkmal einzusetzen und mit seiner Hilfe die Neigung zur bewaffneten adligen Selbsthilfe zu bekämpfen.
Prof. Dr. Ranft, der seit 1998 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Mittelalterliche Geschichte lehrt, gehört zu den ausgewiesenen Spezialisten für die Geschichte des Rittertums und des spätmittelalterlichen Adels in Deutschland. Hervorgetreten ist er dabei vor allem durch sein Buch über die spätmittelalterlichen Adelsgesellschaften und eine Fülle von Aufsätzen zu unterschiedlichen Aspekten dieses Themas, in denen er sozial- und kulturgeschichtliche Ansätze äußerst fruchtbar miteinander verknüpft.