„[…] kein Fremder zog vorüber, den man nicht abends an die Wand geschrieben hätte; die Storchenschnäbel durften nicht rasten.“ Mit diesen Worten Goethes, der hier 1792 über das Anfertigen eines Schattenbildes berichtet, beginnt Judith Steinheider ihre Dissertation zu dem Thema „Schattenbild und Scherenschnitt als Gestaltungsmittel der Buchillustration“, welche von Prof. Dr. Jutta Ströter-Bender, Fach Kunst, betreut und herausgegeben und nun im Tectum-Verlag veröffentlicht wurde.
Die Geschichte des Scherenschnitts und Schattenbildes reicht bis in das 19. Jahrhundert zurück, als es zu einem beliebten und weit verbreiteten Illustrationsverfahren wurde, und ist eng mit den Namen „Biedermeier“ und „Goethe“ verknüpft. Trotz des Interesses in dieser Zeit und dem nachfolgenden Jahrhundert wurde das Thema in der kunsthistorischen Forschung bisher nur ansatzweise behandelt. Judith Steinheider widmet sich diesem Forschungsdesiderat und arbeitet die Geschichte und Bedeutung der Schattenbilder und Scherenschnitte als Gestaltungsmittel umfassend auf und versucht, eine möglichst vollständige und konzentrierte Bibliografie seit Beginn dieses Verfahrens vorzulegen. Die Dissertation widmet sich außerdem verschiedenen Künstlern/innen, die für die Ausübung dieser Gestaltungsform bekannt sind, und öffnet so auch den kunstpädagogischen Kontext zum Gebrauch von künstlerischen Techniken und Materialien. Wie die Herausgeberin Jutta Ströter-Bender in ihrem Vorwort betont, handelt es sich damit „zugleich auch um einen bedeutenden Beitrag zur Sicherung eines kulturellen Erbes. […] Das Werk erschließt in seiner historischen Dimension, an der Schnittstelle zwischen Kunsthandwerk, Illustration und Kunst, eine heute eher im Design angesiedelte Darstellungsweise.“ Somit ein Standardwerk für den genannten Forschungsbereich.
Larissa Eikermann M. A.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Prof. Dr. Jutta Ströter-Bender
Fakultät für Kulturwissenschaften
Fach Kunst
