Wie können wir den interreligiösen Dialog sinnvoll und fruchtbar führen? Wie mit Unterschieden und Grenzen des Dialogs umgehen? Wie kann interreligiöser Dialog zum Frieden zwischen den Religionen beitragen? Solche und ähnliche Fragen standen in den vergangenen zwei Wochen des interreligiösen Diskutierens und Erlebens im Rahmen der libanesisch-deutschen Begegnung des vom DAAD geförderten Projekts „Hochschuldialog mit der islamischen Welt“ im Fokus. Libanesische Studierende und Lehrende von der Université Saint-Joseph in Beirut sowie deutsche Studierende und Lehrende der Universität Paderborn und auch drei Studierende aus Qom im Iran nahmen an der Begegnung teil.
Eingeladen hatte das Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften, deren Mitarbeiterinnen Sandra Lenke und Daria Schnipkoweit gemeinsam mit Prof. Dr. Klaus von Stosch zunächst eine fünftägige Konferenz zum Thema „Hermeneutical Levels of Muslim-Christian Dialogue“ an der Universität Paderborn organisiert hatten. Dabei fanden verschiedene Ebenen des interreligiösen Dialogs Beachtung: Mit wissenschaftlichen Vorträgen aus christlich und islamisch theologischer Perspektive wurden die Methode der Komparativen Theologie gemeinsam erprobt sowie in Workshops die Erfahrungen praktisch gelebter Religion geteilt. Gerade die große religiöse und kulturelle Heterogenität der Gruppe zeigte sich als besonders fruchtbar. Schiitische Libanesen und Iraner, sunnitische Deutsche und Libanesen, libanesische Drusen und Maroniten, orthodoxe, katholische und evangelische Deutsche und Libanesen … – eine vielfältige Gruppe, die sich im gemeinsamen Interesse für den anderen und seine Perspektive auf theologische Fragestellungen traf. So standen auch systematisch-theologische, ethische und kirchengeschichtliche Fragen u. a. nach Gottes Gerechtigkeit und Barmherzigkeit im Diesseits und Jenseits und deren Implikationen für den Menschen zur Debatte. Auch das praktische Zusammenleben von Menschen verschiedener Religionszugehörigkeit in Deutschland war Thema der Begegnung. Sowohl im wissenschaftlich-theoretischen Diskurs als auch im Zuge von gemeinsamen Besuchen verschiedener Religionsgemeinschaften in Paderborn, Köln und Berlin wurden Möglichkeiten, aber auch Schwierigkeiten des Zusammenlebens diskutiert. Gerade die Beziehung von Staat und Religion stellte sich dabei immer wieder als eine zentrale Fragestellung heraus. Neben diesen Begegnungen bestand das Programm, das vom 2. bis 6. September in Berlin stattfand, aus vielfältigen gemeinsamen Erlebnissen mit Empfang im Bundestag, Besichtigung von Sehenswürdigkeiten und Museen wie dem Pergamonmuseum und dem Jüdischen Museum.
Neben dem intensiven theologischen Austausch sind in diesen zwei Wochen auch persönliche Beziehungen entstanden, die auf dem Weg zu einem friedvollere Zusammenleben zwischen den Menschen verschiedener Religionszugehörigkeiten und dem größeren Verständnis füreinander sicher nur ein erster Schritt sein können, aber doch in eine positive Zukunft weisen – „Insh’Allah“!
Vorangegangen war diesem Besuch eine Studienreise nach Beirut im März 2013. Hier fand die erste Begegnung der deutschen und libanesischen Gruppe statt und auch hier kennzeichnete ein vielfältiges wissenschaftliches und kulturelles Programm den Aufenthalt.
Nähere Informationen finden Sie unter: http://kw.uni-paderborn.de/institute-einrichtungen/zekk/hochschuldialog/hochschuldialog-libanon/