“In­ter­re­li­gious Di­a­logue is no com­pe­ti­ti­on!“ – Be­grün­der der Kom­pa­ra­ti­ven Theo­lo­gie in den USA, Prof. Dr. Fran­cis Cloo­ney, Ha­r­vard Di­vi­ni­ty School, in Pa­der­born

Das Konzept der Komparativen Theologie hat seit 2009 durch Prof. Dr. Klaus von Stosch und mit dem Aufbau des Zentrums für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften einen festen Platz an der Universität Paderborn erhalten. So war es eine besondere Ehre, den Begründer dieser wissenschaftlichen Disziplin und Leiter des Zentrums für die Studien der Weltreligionen in den USA, Prof. Dr. Francis X. Clooney, am 4. und 5. Juli in Paderborn willkommen heißen zu dürfen. Clooney, selbst Jesuit und katholischer Priester, beschäftigt sich seit vierzig Jahren intensiv mit dem Hinduismus und verbrachte auch einen Teil seiner Forschungszeit als Lehrer einer jesuitischen Schule in Indien. Komparative Theologie ist somit nicht nur eine wissenschaftliche Disziplin, die er lehrt und zu der er auch andere Wissenschaftler/innen einladen möchte, sondern in gewisser Weise auch sein Lebenskonzept.

An zwei Tagen nun hatten Studierende und Doktoranden der Uni Paderborn die Möglichkeit, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Am Donnerstag, dem 4. Juli, diskutierte er innerhalb eines Kolloquiums mit Doktorand/innen intensiv über seine Thesen und machte deutlich, dass gerade das Eintauchen in eine andere Religion Fragen aufwerfen kann, die ein tieferes Verständnis der eigenen religiösen Überzeugungen ermöglichen. Am  Freitag im Zuge seines Gastvortrages zum Thema „The Reality (or Not) of Incarnation in Vaisnava Hinduism", den er im Rahmen der Vorlesung von Prof. Dr. Klaus von Stosch hielt, verdeutlichte er dies anhand des Beispiels von der Inkarnation Gottes in Jesus Christus und Krishna, der der Bhagavad Gita zufolge als Avatar, als Erscheinung Gottes, auf die Erde kam. Er beleuchtete Gemeinsamkeiten dieser beiden Denktraditionen, aber auch ihre Unterschiede und betonte, dass die Fragestellungen, die die Theolog/innen bis heute umtreiben, in beiden Traditionen sehr ähnlich sind: Was bedeutet es, wenn Gott in die Welt kommt? Wie kann man seine Leiblichkeit denken und wie kann er gleichzeitig göttlich sein? Wie lässt sich sein Verhältnis zur Zeit bestimmen? Antworten sind in beiden Religionen vielfältig und sollten weder in einen Wettstreit noch in eine Beurteilung der Gedanken der anderen Religion als besser oder schlechter führen. „But here you can find no winner of theological thought. I can be deeply fascinated by ideas of thinkers of another tradition and at the end I am still a Roman-Catholic.”

Auch Erzbischof Hans-Joseph Becker empfing Prof Dr. Francis Clooney und freute sich über die Zusammenarbeit des katholischen Paderborner Professors Klaus von Stosch mit dem amerikanischen Gelehrten der Harvard Universität. Im Anschluss lud ihn  Domkapitular Msgr. Göbel zu einer Führung durch den Paderborner Dom ein und erläuterte seine Architektur und Geschichte. Clooney zeigte sich beeindruckt von der langen Tradition katholischer Theologie in Paderborn und der Offenheit für die Begegnung mit Menschen anderen Glaubens.
 

Ann-Christin Baumann
Universität Paderborn
Zentrum für Komparative Theologie
und Kulturwissenschaften (ZeKK)
Tel. 05251/60-2354
E-Mail: abaumann@mail.uni-paderborn.de