8.45 Uhr, Haupteingang der Universität. Dort, wo sonst Studierende und Mitarbeitende rasch ins Haus hasten, sangen und tanzten am 25. Juni 2013 30 Kindergartenkinder gemeinsam mit ihren Erzieherinnen und den Studierenden des Seminars „Mathematik an jedem Kindergartentag“ das Zahlenlied „Wer hat die 6 verhext?“. Viereinhalb Stunden schnupperten die kleinen Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Kindertagesstätte Schatenstraße aus Hövelhof Uniluft.
Aufgeteilt in drei Gruppen wanderten sie ins Gebäude D, um dort „eine Zahlensuppe zu kochen“ oder ein Bild zur Zahl 6 zu gestalten, indem sie immer sechs gleiche Dinge wie Aufkleber, Kügelchen, Dinosaurier und vieles mehr auf dem Blatt verteilten. „Die Art und Weise, wie die Kinder die verschiedenen Sechsergruppen anordnen, sei es in einer Reihe, in 2er- oder 3er-Gruppen, zeigt, über welche Bilder der Menge 6 sie verfügen“, erläutert Dr. Dorothea Backe-Neuwald, Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fachgruppe Mathematikdidaktik: „Im nächsten Schritt schauen wir in einer Art „Museumsrundgang“ alle Bilder gemeinsam an, vergleichen und besprechen Anordnungen. Es braucht aber einen Erwachsenen, der beim Bearbeiten begleitet, der nachfragt und anregt.“ Diese Rolle übernahmen an diesem Morgen die Studierenden.
Im Rahmen des Seminars „Mathematik an jedem Kindergartentag. Elementare Wege in die Mathematik“ beschäftigten sich die Studierenden im Vorfeld mit mathematischen Frühförderkonzepten, die als Einführung in die Welt der Zahlen in den Kindergärten und Kitas eingesetzt werden. Im Mittelpunkt des Interesses stand dabei die Frage, welches Bild der Mathematik damit vermittelt wird. Zum Testen der Konzepte schlüpften die Studierenden in die Rolle der Kinder und Erziehenden und probierten die Konzepte aus. Außerdem analysierten und verglichen sie die Bildungspläne verschiedener Bundesländer für den Elementarbereich und hospitierten vier Stunden im Kindergarten. „Wir haben beobachtetet, wie die Kinder unangeleitet die Mathematik im Alltag nutzen, wenn sie sich z.B. der Größe nach aufstellen, den Tisch decken oder Bücher im Regal sortieren“, erklärt Studentin Britta Lohmeier: „Und wir haben sie zu ihrer Lieblingszahl befragt.“ Zusätzlich organisierten und planten sie den Gegenbesuch der Kindergartenkinder, und entwickelten kindgerechte Angebote nach didaktischen Ansätzen.
Kurz vor dem Mittagessen in der Mensa erlebten die Kinder den Mathematik-Didaktik-Professor Dr. Sebastian Rezat live im Hörsaal und stellten ihm Fragen zu seiner Arbeit. Der Chemiker Prof. Dr. Dirk Kuckling nahm die Kinder mit in die Welt der Chemie und demonstrierte z.B., wie man mit einer Banane einen Nagel in die Wand schlagen kann. Zum Abschluss ließen alle gemeinsam sechs Helium-Luftballons in den Himmel über der Uni steigen. Der Kommentar des kleinen Marius traf die Stimmung der Kinder auf den Kopf: „Dieser Tag war der Beste!“ Dorothea Backe-Neuwald und ihre Studierenden wünschen ihm und allen anderen, dass sie noch viele „beste" Tage haben mögen.
Text und Fotos: Heike Probst