Deut­sche Li­te­ra­tur der Ge­gen­wart an der Uni­ver­si­tät Pa­der­born: Ge­org Klein über­nimmt die 31. Gast­do­zen­tur für Schrift­stel­le­r­in­nen und Schrift­stel­ler

Der Schriftsteller Georg Klein wird am Montag, 3. Dezember, die 31. Paderborner Gastdozentur für Schriftstellerinnen und Schriftsteller am Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Paderborn übernehmen. Die seit 1983 durchgeführte Veranstaltung richtet sich an Studierende und literarisch Interessierte in der Region. Kathrin Röggla und Doron Rabinovici hatten zuletzt die Gastdozentur inne. Die Veranstaltung findet immer montags von 16.15 bis 17.45 Uhr im Hörsaal G auf dem Unicampus statt.

Georg Kleins Gastdozentur trägt den Titel „Die Wirklichkeit des Romans“. Seinen Auftaktvortrag zum Thema „Der Anfang des Romans“ hält er am 3.12. Im Dezember und Januar finden vier weitere Vorträge statt, die von Klein wie folgt betitelt wurden: „Die Illusion des Romans“ (10.12.2012), „Die Wirklichkeit des Romans“ (17.12.2012), „Das Ende des Romans“ (7.1.2013) und „Die Zukunft des Romans“ (14.1.2013).

Georg Klein wurde am 29. März 1953 in Augsburg geboren. Er studierte Germanistik, Geschichte und Soziologie an den Universitäten Augsburg und München. Nach seinem Studium war er u. a. als Ghostwriter und Sprachlehrer tätig. 1984 veröffentlichte er erstmals einen seiner Texte in einer Berliner Literaturzeitschrift. Erst 1998 fand Klein einen Verleger, der seinen ersten Roman „Libidissi“ herausgab. Seit der Zeit publiziert er auch in diversen Zeitungen und Zeitschriften wie beispielsweise der „Berliner Zeitung“ und dem „Freitag“. Klein ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. Er erhielt u. a. folgende Preise: Brüder-Grimm-Preis (1999), Ingeborg-Bachmann-Preis (2000), Preis der Leipziger Buchmesse für „Roman unserer Kindheit“ (2010).
 

 


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Mit einem futuristischen Agentenroman („Libidissi“) betrat Georg Klein 1998 die literarische Bühne. Seitdem gilt er als „Meister einer ironisch-süffisanten Phantastik“, als „literarischer Großtüftler“, vor allem aber als einer der seltenen wirklich originellen Erzähler der deutschen Gegenwartsliteratur.

In Kleins literarischem Kosmos regiert der Aberwitz; seine Erzählungen und Romane führen den Leser in ein Labyrinth aus doppelbödigen Fiktionen, die die Tagseiten der Realität eindunkeln und deren magische Unter- und Nachtwelt zum Leuchten bringen. Das Spiel mit Genres der Populärkultur (Comics, Agenten- und Detektivromane, Science-Fiction und Horror) leitet die wechselseitige Durchdringung des Realen und des Phantastischen, das Kleins Erzählen dabei einen ganz unverwechselbaren Ton verleiht.

Mit Lust den Fundus der literarischen Formen und Genres plündernd, schafft Klein immer wieder aufs Neue hochartifizielle literarische Texturen, die mit ihren sorgsam aufgebauten, verschlungenen und verspiegelten Strukturen poetische Erfahrungsräume jenseits der realistischen Wirklichkeitserfahrung zu öffnen suchen. Entschieden hat Klein so auch der Vorstellung eine Absage erteilt, wonach Literatur eine Wirklichkeit ‚zweiter Ordnung‘ konstruiere, die auf die Wirklichkeit ‚erster Ordnung‘ zurückverweise. „Ich habe mich entschieden der Fiktion verschrieben“, erklärte er vor einigen Jahren programmatisch in einem in der Literaturzeitschrift „Am Erker“ veröffentlichten Gespräch. „Ich will nichts abbilden. Es gibt nichts, das gegenüber meinem Schreiben die Position eines Vorbilds oder einer ersten Wirklichkeit innehat. Der wirklich starke Text bildet keine ‚Realität zweiter Ordnung‘ zu etwas außerhalb des Schreib- oder Leseakts.“ Das bildet die eine Prämisse eines Schreibens, das mit finsterem Humor den Blick in die Abgründe der menschlichen Existenz wagt. Die andere, damit unmittelbar verbundene, lautet: „Ein poetischer Roman muss den herrschenden Realismus öffnen – ungefähr so, wie sich eine verkrampfte Faust mit sanftem Druck wieder zum freien Spiel der Finger öffnen lässt.“