Frau­en in der Wis­sen­schaft von 1972 bis heu­te

„Wissenschaftlerinnen an der Universität Paderborn. Die Entwicklung von 1972 bis heute“ lautete der Titel eines Vortrags, mit dem Silke Tölle, Referentin im Büro der Gleichstellungsbeauftragten, wichtige Meilensteine in der 40jährigen Geschichte der Uni im Bereich der Frauenförderung nachzeichnete und umfangreiches Zahlenmaterial zur Teilhabe der Frauen in der Wissenschaft vorlegte.

Prof. Dr. Bernd Frick, Vizepräsident für Planung, Finanzen und Internationale Beziehungen, bewertete die Auszeichnung der Uni Paderborn u. a. mit dem „Total E-Qualitiy Prädikat“ für eine Personalpolitik, die an Chancengleichheit orientiert ist, sowie den Gewinn des Genderpreises für das Gleichstellungskonzept als Ansporn, in diesem Sinne weiterzumachen. Gleichzeitig hält er den Blick in die Vergangenheit für sehr hilfreich.

Silke Tölle erinnerte an die sich neu formierende Frauenbewegung Mitte der 1970er Jahre, die vor allem die männlich geprägten Wissenschafts- und Hochschulstrukturen kritisierte. In der Folge entstanden Anfang der 1980er Jahre der Autonome Frauenprojektbereich, heute Gender- und Frauenprojektbereich MIA, das Frauenreferat des AStA, das Frauenforum und 2009 schließlich das Zentrum für Geschlechter-Studien/Gender-Studies. 1985 erließ das Land NRW das erste Frauenförderprogramm, 1987 verabschiedete die Uni Paderborn ihr eigenes und die erste Frauenbeauftragte, Brigitte Armbruster, trat ihr Amt an. 1988 wurde mit Prof. Dr. Helga Grubitzsch die erste Frauenforschungsprofessur besetzt, deren Berufungskommission zum ersten Mal mit Männern und Frauen besetzt war.

Mit 30 % Frauenanteil an den Professuren hält die Uni Paderborn seit 2004 die Pole-Position im Länder- und Bundesvergleich. Doch darf das laut Silke Tölle nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich im Bereich des wissenschaftlichen Mittelbaus und der Spitzenpositionen (u. a. Dekane, Rektorat) die Schere zwischen den Geschlechtern weit öffnet. Nur in der Kulturwissenschaft sind mehr Frauen als Männer auf Professorenebene tätig. Die Fakultäten „Elektrotechnik, Informatik und Mathematik“, Naturwissenschaften“ sowie die Wirtschaftswissenschaften entwickeln sich langsam. Einzig die Fakultät für Maschinenbau verzeichnet in ihrer 40jährigen Geschichte keine einzige „Frau Professor“ und auch auf der Ebene der wissenschaftlichen Mitarbeitenden zeigt sich ein signifikantes Ungleichgewicht. „Es ist in den letzten 40 Jahren schon einiges bewegt worden zur gleichberechtigten Teilhabe von Männern und Frauen in der Wissenschaft, aber es besteht auch noch viel Handlungsbedarf“, sind sich Silke Tölle und Irmgard Pilgrim, die Gleichstellungsbeauftragte der Uni Paderborn, sicher.
 

Text: Heike Probst

Foto (Universität Paderborn, Heike Probst): Frauenpower als Motor für Veränderungen (v. l. n. r.): Irmgard Pilgrim (Frauenbeauftragte der Uni Paderborn), Silke Tölle (Referentin im Büro der Gleichstellungsbeauftragten) und Prof. Dr. Britt-Marie Schus
Foto (Universität Paderborn, Heike Probst): Frauenpower als Motor für Veränderungen (v. l. n. r.): Irmgard Pilgrim (Frauenbeauftragte der Uni Paderborn), Silke Tölle (Referentin im Büro der Gleichstellungsbeauftragten) und Prof. Dr. Britt-Marie Schuster (Professorin für Germanistische Sprachwissenschaft)