Zum Abschluss der aktuellen Ringvorlesung des Paderborner Graduiertenkollegs „Automatismen“ wird Prof. Dr. Friedrich Balke am kommenden Mittwoch nach dem Akt der Wiederholung in der Geschichte fragen: Unter dem Titel „‘Weltgeschichtliche Totenbeschwörung‘. Der Akt der Wiederholung und die Macht des Anachronismus“ beschließt sein Vortrag den Schwerpunkt des Sommersemesters „Wiederholung, Rekursion, Verschiebung“. Die Ringvorlesung beginnt um 18.15 Uhr und findet statt im Gebäude E, Raum E5.333. Interessierte Zuhörer sind dazu herzlich willkommen.
Zum modernen Selbstverständnis gehört die Gewissheit: Geschichte wiederholt sich nicht. Der Vortrag fragt danach, ob sich das in diesem Sinne Neue, das die Geschichte produziert, tatsächlich im Gegensatz zur Wiederholung bestimmen lässt. Möglicherweise wird, auf einer Linie mit Kierkegaard und Deleuze gedacht, ein komplexeres Verständnis von Wiederholung benötigt, um die Produktion des Neuen in der Geschichte fassen zu können. Im Mittelpunkt steht daher die Rolle von Fiktionen, die mit den historischen Aprioris und diskursiven Einheiten, die Ereignissen und Texten ihren Platz und ihre Zeit zuweisen, experimentieren und damit die historiografische Maxime herausfordern, dass zwar alles geschehen darf, aber nur zu seiner Zeit.
Friedrich Balke ist Professor für Geschichte und Theorie künstlicher Welten an der Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar. Bis März 2012 war er Senior Fellow des Internationalen Kollegs für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie (IKKM) in Weimar und ist aktuell Fellow des Exzellenz-Clusters TOPOI an der Humboldt-Universität zu Berlin. Daneben ist er als Sprecher des DFG-Graduiertenkollegs "Mediale Historiographien" sowie Mitherausgeber des "Archivs für Mediengeschichte" oder der Buchreihe "Masse und Medien" im transcript-Verlag aktiv. Seine Forschungsschwerpunkte sind u. a. Souveräne Macht und ihre mediale Delegation, Kultur- und Mediengeschichte von Dingen und Artefakten, Struktur und Geschichte epistemischer Bilder oder die Medienanthropologie mimetischer Prozesse.
Der Vortrag ist Teil der Veranstaltungsreihe des 2008 an der Universität Paderborn eingerichteten DFG-Graduiertenkollegs „Automatismen“. Die hier versammelten Dissertationsprojekte untersuchen Automatismen – verstanden als Abläufe, die sich einer bewussten Kontrolle weitgehend entziehen – im Feld der Medien, der Informationstechnik und der Kultur. Konstitutiv ist der Brückenschlag zwischen Kulturwissenschaft und Informatik. Weitere Informationen unter: www.upb.de/gk-automatismen. Das Programm der aktuellen Ringvorlesung im Sommersemester 2012 finden Sie unter http://www.uni-paderborn.de/institute-einrichtungen/gk-automatismen/ringvorlesung/.