Hum­boldt-Uni­ver­si­tät Ber­lin zeich­net Pa­der­bor­ner Nach­wuchs­wis­sen­schaft­ler Di­pl.-Inf. Gö­de Both für her­aus­ra­gen­de In­for­ma­tik-Di­plom­a­r­beit aus

Am 3. Mai erhielt Göde Both für seine herausragende Diplomarbeit den Institutspreis 2012 vom Institut für Informatik der Humboldt-Universität zu Berlin. Seit 1.4.12 ist Göde Both wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Jutta Weber im Arbeitsschwerpunkt „Mediensoziologie“ des Instituts für Medienwissenschaften. In seiner Diplomarbeit untersucht Göde Both umfassend die virtuelle Assistentin „Siri“, noch bevor sie durch das Apple iPhone 4S in Deutschland bekannt wurde. Derzeit arbeitet er an seinem Dissertationsprojekt zu Autonomen Fahrzeugen.

Die Diplomarbeit analysiert das Konzept und die Implementierung von Virtual Personal Assistants (VPA) aus den Perspektiven der Informatik, der Geschlechterforschung und der Wissenschafts- und Technikforschung. VPAs verheißen Arbeits- und Zeitersparnis für ihre NutzerInnen durch die Delegation von Aufgaben (z. B. Restaurantreservierungen) an ’intelligente’ Software-AssistentInnen. Die Diplomarbeit entwickelt dabei einen innovativen, interdisziplinären Ansatz, welcher eine aktuelle und viel diskutierte Innovation entlang der Kategorien agency (HandlungsträgerInnenschaft) und Geschlecht untersucht.

Zwei Beispiele werden näher untersucht. Das mock-up "Knowledge Navigator" (1987) aus dem gleichnamigen visionären Video prägt die Entwicklung gegenwärtiger VPAs. Es wird mit dem aktuellen VPA "Siri" (2009) verglichen. VPAs materialisieren die Phantasien und Begehren der Dienstleistungsökonomie. Die Vorstellung, dass es jemanden oder etwas gibt, der/die/das 'uns' die Arbeit abnimmt und 'unsere' Leben leichter macht, setzt eine ungleiche Verteilung von Reichtum und Macht voraus. Es wirft die Frage auf, wer dieses 'uns' verkörpert und wer die Dienstleistungen erbringt.

Der VPA "Siri" verkörpert das Ideal einer weiblichen Servicekraft, welche stets verfügbar und hilfsbereit ist. Allerdings muss der/die AnwenderIn lernen, wie sie/er sich artikulieren muss, um Siri zur gewünschten Aktion zu bringen. Dies beinhaltet, die in Siri eingeschriebenen ontologischen Setzungen zu akzeptieren. Die Handlungsfähigkeit der/des Nutzers/in erschöpft sich in der Wahl zwischen vorgegebenen Aufgaben. Die Arbeit kommt zu dem Ergebnis, dass das NutzerInnen-Bild einem/r hoch-mobilen, wohlhabenden KonsumentIn entspricht. Das eingeschriebene, eher männliche NutzerInnen-Bild geht von den Bedürfnissen einer Person aus, die sich häufig auf Geschäftsreisen befindet.

Nach der Preisverleihung sagte Göde Both: „Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung, da sie zeigt, dass die Informatik nicht auf Ansätze der Geschlechterforschung und der Wissenschafts- und Technikforschung verzichten kann. Mein besonderer Dank gilt meinen beiden Gutachterinnen, Prof. Dr. Beate Meffert von der Humboldt-Universität zu Berlin und Prof. Dr. Sigrid Schmitz von der Universität Wien, sowie Dipl.-Math. Corinna Bath und Dr. Petra Lucht für Ihre kritische Begleitung der Arbeit.“

Die Diplomarbeit wurde im vergangenen Jahr von der Humboldt-Universität zu Berlin veröffentlicht und steht als Open-Access Dokument unter dem folgenden Link zur Verfügung: http://edoc.hu-berlin.de/docviews/abstract.php?id=39114

Abbildung: Göde Both
Abbildung: Göde Both