Die Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller wird für ihre literarische Leistung und ihr politisches Engagement von der Universität Paderborn mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. Die Ehrung Herta Müllers durch die Fakultät für Kulturwissenschaften erfolgt auch in Anerkennung und Wertschätzung der langjährigen Verbundenheit der Autorin mit der Universität Paderborn. Bereits im Wintersemester 1989/90 war Herta Müller als Dozentin an der Universität tätig. Die Verleihung der Ehrendoktorwürde findet am 29. Oktober 2012 anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der Hochschule statt.
Herta Müller habe durch die Erweiterung des Formen- und Bilderreservoirs der Sprache einen ganz eigenen Ton in die deutschsprachige Gegenwartsliteratur eingetragen, so der Paderborner Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Norbert Otto Eke, Vorsitzender der Promotionskommission. Die Autorin mache die prekären Lebensbedingungen unter diktatorischen Verhältnissen vorstellbar. Ihre Appelle allerdings erreichten den Leser immer auch als sprachliche Artefakte von eindringlicher Bildmacht und Schönheit, fasst Eke die Argumente des Gutachtergremiums zusammen.
Bereits seit dem Wintersemester 1989/90 besteht ein intensiver Kontakt der Autorin mit Lehrenden und Studierenden des Instituts für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft. Herta Müller war in den Jahren 1993, 1994, 1998, 2002, 2005 und zuletzt 2010 wiederholt Gast der Universität. An der Universität Paderborn entstand auch die erste größere wissenschaftliche Publikation zu Herta Müllers Werk, dem zahlreiche weitere Arbeiten Paderborner Literaturwissenschaftler folgen sollten. Die Verleihung der Ehrendoktorwürde verstehen die Paderborner Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auch als Verpflichtung, die Auseinandersetzung mit dem Werk Herta Müllers wissenschaftlich weiterzutragen.
Herta Müllers Paderborner Vorlesungen erschienen auszugsweise in der Reihe der „Paderborner Universitätsreden“ unter dem Titel „Wie Wahrnehmung sich erfindet“ (1991) und komplett in Herta Müllers Essay-Band „Der Teufel sitzt im Spiegel. Wie Wahrnehmung sich erfindet“ (1991), einer der zentralen Schriften zum Verständnis ihres Werkes.
Herta Müller, 1953 in Nitzkydorf/Rumänien geboren, lebt seit 1987 als Schriftstellerin in Berlin. Im Jahr 2009 erhielt sie den Nobelpreis für Literatur für ihr sprachgewaltiges Gesamtwerk. In ihrer Stockholmer Nobelpreis-Vorlesung sagte sie, sie wolle mit ihren Texten ausdrücken, wie Diktaturen Menschen ihrer Würde beraubten. Sie habe „auf die Angst vor dem Tod mit einem Durst nach Leben“ reagiert und sei vom Regime Ceaușescus verfolgt worden, weil sie sich geweigert habe, Informantin zu werden. Werke von Herta Müller sind mittlerweile in 50 Sprachen veröffentlicht worden.