Au­to­ma­tis­men der Er­in­ne­rung in der Li­te­ra­tur – Vor­trag von Nor­bert Ot­to Eke am 13. De­zem­ber 2011

Unter dem Titel „Paradoxale Fügungen. Inszenierungen mnemonischer Automatismen und epiphanischen Erscheinens“ wird Prof. Dr. Norbert Otto Eke die nächste Ringvorlesung des Paderborner Graduiertenkollegs „Automatismen“ gestalten, die in diesem Semester unter dem Titel „Automatismen revisited“ steht. Der Vortrag, zu dem alle Interessierten herzlich eingeladen sind, beginnt um 18.15 Uhr und findet in Raum E 5.333 statt.

Die Literatur ist voll von Bildern mnemonischer Automatismen, die den Prozess des Schreibens in Gang setzen. Von Goethe, über Heine und Proust bis zu Uwe Timm eröffnen Inszenierungen der Mneme den Fluss des Erzählens. Ihnen zur Seite stehen Markierungen epiphanischen Erscheinens, die das erzählend durchmessene Feld der Erinnerung öffnen (wie in W. G. Sebalds Roman „Austerlitz“, der mit einer Epiphanie der Vergangenheit beginnt) oder die zum Baustein ästhetischer Selbstverständigungen werden (wie etwa bei Rainald Goetz oder Wilhelm Genazino). In den Inszenierungen mnemonischer Automatismen und des epiphanischen Erscheinens in der Literatur schwingt aber auch die Vorstellung der Unterbrechung mit: Das Erzählen öffnet, indem es sich ‚ein Bild macht‘ einen anderen Zeit-Raum des Nichtidentischen, Diskontinuierlichen. „Sich ein Bild machen, heißt in die Gegenrichtung zu deuten“ (Herta Müller). Auf paradoxale Weise treten hier also Vorstellungen der Strukturentstehung und der Strukturbrechung (Entautomatisierung) in einer gegenläufigen Fügung zusammen. Ihrer Spur wird der Vortrag folgen.

Norbert Otto Eke ist seit 2006 Universitätsprofessor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Paderborn und u.a. Mitherausgeber der Zeitschrift für deutsche Philologie. Seine Forschungsschwerpunkte sind Dramengeschichte, Literaturtheorie, Literatur zwischen Spätaufklärung und Vormärz, Gegenwartsliteratur und –theater sowie Literatur und Shoah.

Der Vortrag ist Teil der Veranstaltungsreihe des 2008 an der Universität Paderborn eingerichteten DFG-Graduiertenkollegs „Automatismen“. Die hier versammelten Dissertationsprojekte untersuchen Automatismen –verstanden als Abläufe, die sich einer bewussten Kontrolle weitgehend entziehen – im Feld der Medien, der Informationstechnik und der Kultur. Konstitutiv ist der Brückenschlag zwischen Kulturwissenschaft und Informatik. Weitere Informationen unter: www.upb.de/gk-automatismen.

Prof. Dr. Norbert Otto Eke