Die diesjährige Softwaretechnik-Tagung „SE 2010“ der Gesellschaft für Informatik (GI) fand mit 280 Teilnehmern vom 22. bis 26. Februar im Heinz Nixdorf MuseumsForum Paderborn statt. Organisiert vom Software Quality Lab (s-lab) der Universität Paderborn stand sie unter dem Motto „Effiziente Softwarelösungen für komplexe Geschäftsanforderungen“. Erstmalig wurde dabei ein Forum mit Ausstellung, Vortragsreihe und Podiumsdiskussion zum Thema „Kooperation zwischen Wissenschaft und Industrie“ veranstaltet, an dem zehn Informatik-Transferinstitute teilnahmen.
„Es ist nicht die Aufgabe einer Universität, reine Auftragsforschungen für die Industrie zu betreiben, aber eine Kooperation bietet natürlich Vorteile für beide Seiten. Die Industrie spart sich Zeit und Kosten und die Studierenden erhalten bereits während ihrer Zeit an der Universität Einblicke in Unternehmen“, betonte Dr. Manfred Nagl, Professor an der Rheinisch-Westfälisch Technischen Hochschule Aachen und einer der Hauptredner bei der SE 2010. Dr. Rainer Janßen, verantwortlich für das Informations- und Kommunikationsmanagement der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Munich RE, stimmte Nagl weitestgehend zu, mahnte gleichzeitig aber auch an, die „Grundlagenforschung nicht zu vernachlässigen, denn diese ist die eigentliche Aufgabe der Universität“.
Prof. Dr. Peter Liggesmeyer, Leiter des Fraunhofer Instituts für Experimentelles Software Engineering an der Technischen Universität Kaiserslautern, hob die hohe wirtschaftliche Bedeutung des Software-Engineering für den IT-Standort Deutschland hervor: „Ohne funktionierende Softwaretechnik gibt es keine gesellschaftliche Weiterentwicklung. Sie muss natürlich funktionieren, sonst werden Softwarefehler teuer. Daher ist es wichtig, dass besonders die Forschungen an anwendbaren Projekten vorangebracht werden.“
Erfolgreiche Innovationen, die aus der Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft entstanden seien, gebe es beispielsweise im Bereich der Elektromobilität, also in der Umstellung des Automobilverkehrs auf Elektroantriebe. Dort gelte es, intelligentere Autos zu entwickeln. So sei denkbar, die Fahrzeuge künftig in der Zeit, in der sie stehen und keine Energie verbrauchen, als Energiespeicher zu nutzen – die richtige Software vorausgesetzt.
Prof. Dr. Wilhelm Schäfer, Leiter des Lehrstuhls Softwaretechnik an der Universität Paderborn und Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs, stellte heraus, dass sich die „Universität Paderborn intensiv um die Förderung des Technologietransfers bemüht. Nicht umsonst werden 30 Prozent des Jahresbudgets der Hochschule durch Drittmittel eingeworben. Das ist ein wichtiger Faktor in der heutigen Zeit“.
Weitere Programmpunkte der SE 2010 waren Workshops und Weiterbildungstutorials, in denen gegenwärtige und neue Ansätze der Softwaretechnik gemeinsam diskutiert wurden und Experten vertiefende Kenntnisse zu ausgewählten Themen vermittelten. Diese schlossen beispielsweise die Steigerung von Softwarequalität, die Sicherung der zivilen Öffentlichkeit und die Schaffung von Innovationen im Automobilsektor mit ein. Im Rahmen eines separaten Industrietags wurden zudem moderne Vorgehensweisen, Erfahrungen und neue Erkenntnisse aus realen und aktuellen Softwareentwicklungen gezeigt.
„Wir erlebten eine interessante Tagung, in deren Rahmen wir die neuesten Softwareentwicklungen präsentierten. Darüber hinaus wurde deutlich, wie wichtig eine enge Kooperation zwischen den Universitäten und der Industrie ist. Der Standort Paderborn ist dabei gut aufgestellt“, so der Tagungsleiter und Vorstandsvorsitzende des s-lab Prof. Dr. Gregor Engels.
Text/Foto: Universität Paderborn, Mark Heinemann