Der Vortrag findet von 16-18 Uhr im Atelier im Kunstsilo im Rahmen des Seminars/der Ringvorlesung „Angst drängt sich ins Bild“/Prof. Dr. Sabiene Autsch statt. Interessierte sind ganz herzlich eingeladen.
In ihrem Vortrag thematisiert Karin Harrasser die filmisch-skulpturalen Strategien des amerikanischen Künstlers Matthew Barneys (* 1967), dessen Werk als gezielte Inszenierungen zwischen „hybriden Objektinstallationen, gefilmter Performnace und stilisierten Videos“ oszillieren. Matthew Barneys Settings, insbesondere seine filmischen und performativen, sind hoch artifizielle Spielstätten. Sein Figuren-, Material- und Formenrepertoire unterhält Bezüge zur Medizintechnik, speziell zur Prothetik, ferner zu Märchen und Mythen, zur Kunst- und Architekturgeschichte, zu den Gender Studies und zur Populärkultur, verstärkt zu Film, Sport und zur Pornographie. Dabei erscheint sein Zugang zunächst furchtlos: So betätigt er sich in seiner fortgesetzten performativen Arbeit „Drawing Restraint“ selbst wiederholt als Kletterer und strapaziert seinen eigenen wie auch die Körper seiner DarstellerInnen kunstvoll und hemmunsglos. Barneys Arbeit erschöpft sich jedoch nicht in der aktionistischen Geste des Austestens der Belastbarkeit der Physis; nicht dem kreatürlichen, deformierten Körper gilt sein Interesse, sondern der Exponierung des Wechselspiels zwischen Traum und Trauma, zwischen Selbstverbesserung und (Selbst)zurichtung, zwischen Angst und Lust als generativer Matrix der künstlerischen Produktion. Am Beispiel des Motivkomplexes „Amputation-Prothese-Fetisch“ geht der Vortrag diesen Strategien der Schmerzerzeugung und Schmerzkontrolle nach und kontextualisiert sie in prothetischen Dis- und Viskursen der jüngeren Vergangenheit.
Karin Harrasser (Dr. phil.) ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin und arbeitet zurzeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Kunsthochschule für Medien in Köln (Kultur- und Medienwissenschaften/Gender). Sie studierte an der Universität Wien. Im Anschluss war sie Juniorfellow am IFK Wien und Research Scholar an der Duke University, Durham. Sie promovierte an der Universität Wien mit einer Arbeit zu den digitalen Kulturen der 80er Jahre, danach war sie als Post-Doktorandin am Graduiertenkolleg Codierung von Gewalt im medialen Wandel an der Humboldt-Universität zu Berlin tätig. Ihr Habilitationsprojekt trägt den Titel: Der prothetische Komplex. Konturen eines Wissensobjekts im 20. Jahrhundert; aktuell erschienen sind: Mit Helmut Lethen und Elisabeth Timm (Hg.): Sehnsucht nach Evidenz. Bielefeld: Transcript 2009. (= Zeitschrift für Kulturwissenschaften 1/2009); mit Günther Friesinger: Public Fictions. Wie man Roboter und Menschen erfindet. Innsbruck (Studienverlag) 2009.
Angela Salmen, Institut für Kunst, Musik, Textil
Ein <link fileadmin uni-aktuell pressefotos november angstposter.pdf _blank>Flyer zur Vortragsreihe steht zur Verfügung.