Nach Michael Lentz vor zwei Wochen hatte die Universität Paderborn am Montag, 2. November, einen „weiteren hervorragenden Vorträger der eigenen Werke“ zu Gast: Das Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft lud zu einer unterhaltsamen Lesung mit Tilman Rammstedt ein.
Viele Studierende und eine interessierte Öffentlichkeit waren der Einladung in den Hörsaal G gefolgt. Dr. Stefan Elit begrüßte dort den Ingeborg-Bachmann-Preisträger, der aus seinem aktuellen Roman „Der Kaiser von China“ und erstmals aus seinem Manuskript über die „Erinnerungen an meinen ehemaligen Schwager“ las.
Obwohl Tilman Rammstedt sich nach eigener Aussage nicht als humoristischen Autor sieht, war die Lesung aus seinem grotesk-schwarzhumorigen „Der Kaiser von China“ äußerst amüsant und vergnüglich. Der Titel greift das Hochstaplerische der erzählten Geschichte auf: Der Protagonist Keith fingiert eine Chinareise mit seinem Großvater, die er ausladend und in allen Details seinen Geschwistern in Briefen übermittelt. Mit seinem Text, in dem Tilman Rammstedt seinen „Spaß am Fabulieren“ auslebt, thematisiert der Autor auch das Verhältnis von Fiktion und Wirklichkeit.
Hochstaplerische Züge fanden sich auch im Charakter des Schwagers in Rammstedts neuem Manuskript, der sich selbst etwa mit Fotos von Robert Redford ausweist. Der Autor las den Text zum ersten Mal vor – auch um ihn vor Publikum zu testen: „Texte müssen zum Hören sein. Ich schreibe Bücher zum Vorlesen.“ Nach der Lesung stellte sich Rammstedt einer Diskussion um die Analyse seiner Werke und signierte anschließend auf Wunsch Bücher