Fakultät für Kulturwissenschaften (rgk). Auftaktveranstaltung der Vortragsreihe „Ethik und Globalisierung“ am Donnerstag, 10. November, 18 Uhr im Hörsaal H5: Prof. Dr. Dr. h.c. Carl Friedrich Gethmann, Philosophieprofessor aus Essen, widmet sich in seinem Vortrag „Das abendländische Vernunftprojekt und die Pluralität der Kulturen“ dem Verhältnis zwischen „westlichen“ Werten und kulturellen Gemeinschaften.
Der Begriff der Globalisierung gibt Raum für zahlreiche widersprüchliche Assoziationen. Krieg, Elend und Ausbeutung, aber auch die Verbreitung moralischer Werte wie Frieden, Ge-rechtigkeit und Menschenrechte werden mit dem Gedanken der Globalisierung verbunden. Diese vielfältigen Ausprägungen des Globalisierungsprozesses sind auch Gegenstand einer Vortragsreihe, die die Fächer Philosophie und Soziologie im laufenden Wintersemester an der Universität Paderborn anbieten.
Es muss noch viel getan werden, damit sich die Globalisierung wirklich, wie UNO-Generalsekretär Kofi Annan es fordert, zu „einer positiven Kraft für alle Menschen“ entwickelt. Was aber genau „Globalisierung“ bedeutet – die globale Vernetzung von Wirtschaftsbereichen, die Durchsetzung internationale Rechtsstandards oder die Ausbreitung „kapitalistischer“ Ausbeutungsmechanismen – wird selten genau hinterfragt. Außerdem: Was ist so neu an dem Prozess, den wir seit einigen Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, „Globalisierung“ nennen? Bereits im Mittelalter gab es internationale Handelssysteme, staatliche und zwischenstaatliche Strukturen, in deren Rahmen sich die Menschen bewegten.
Unabhängig davon sieht sich das Globalisierungsprojekt des 21. Jahrhunderts mit Fragen konfrontiert, die schwerlich eindeutig mit „ja“ oder „nein“ beantwortet werden können: Sollen wir auf einen Weltstaat setzen, um die Lebensbedingungen in der sog. „3. Welt“ zu verbessern? Ist es legitim, den einzelnen Nationalstaaten globale Rechtsstrukturen aufzuzwingen? Sollen und können internationale Wirtschaftsverbindungen staatlich gelenkt werden? Und überhaupt: Geht es nicht nur darum, mit dem Begriff der Globalisierung anderen Länder und Kulturen westliche Werte wie Freiheit und Menschenrechte aufzuzwingen? Die Globalisierung als „abendländisches Vernunftprojekt“ wäre dann bereits gescheitert, denn die repressive Ausbreitung bestimmter Wertvorstellungen ist mit Freiheit und Rechtsstaatlichkeit kaum vereinbar.
Diese Fragen werden auch gegenwärtig in der internationalen Philosophie diskutiert: Einerseits geht es darum, die Globalisierungsdebatte zu strukturieren, andererseits wird versucht, Prinzipien zu begründen, die möglichst allgemein geteilt werden und die in konkreten Streitfällen zu Grunde gelegt werden können. Kontroverse Diskussionen sind dabei nicht nur vorprogrammiert, sondern auch erwünscht. Erst in einer lebendigen Auseinandersetzung mit Fragen der Globalisierung ist es möglich, der Vielfalt unterschiedlichster Kulturen gerecht zu werden. Kontrovers diskutiert werden soll auch in der Paderborner Vortragsreihe: Gleich zum Auftakt am kommenden Donnerstag widmet sich Prof. Dr. Dr. h.c. Carl Friedrich Gethmann, Philosophieprofessor aus Essen, in seinem Vortrag „Das abendländische Vernunftprojekt und die Pluralität der Kulturen“ dem Verhältnis zwischen „westlichen“ Werten und kulturellen Gemeinschaften. Nach ihm werden Hans Peter Nissen, Professor für Allgemeine Volkswirtschaftslehre aus Paderborn (8. Dezember), die Politologin Prof. Dr. Brigitte Young aus Münster (15. Dezember) und der Paderborner Soziologe Prof. Dr. Arno Klönne (19.Januar) u. a. wirtschaftliche Aspekte der Globalisierung, Fragen der Verteilungsgerechtigkeit oder internationaler Marktmechanismen aufgreifen.
Der Vortrag von Prof. Carl Friedrich Gethmann findet am Donnerstag, dem 10. November, um 18 Uhr im Hörsaal H5 der Universität Paderborn statt.