Spitzensportler, die durch ein Studium rechtzeitig für die Zeit nach ihrer Karriere vorsorgen, sind an deutschen Universitäten sicherlich keine Seltenheit. Oft haben sie allerdings Probleme damit, die sportlichen und akademischen Anforderungen miteinander zu kombinieren. Die Universität Paderborn, das Studentenwerk Paderborn und das Forum Paderborner Spitzensport haben nun auf diesen Umstand reagiert und eine Vereinbarung zur Förderung studierender Spitzensportlerinnen und Spitzensportler unterzeichnet.
„Wir wollen verhindern, dass auf Grund der hohen Anforderungen an die Leistungssportler eine Benachteiligung während des Studiums entsteht. Daher ermöglichen wir ihnen bereits seit 2005 beste Trainingsmöglichkeiten und flexible mit den Sportvereinen abgestimmte Studienbedingungen, so dass für sie ein erfolgreicher akademischer Abschluss machbar wird. Durch diese Kooperation wird die Zusammenarbeit mit den Vereinen weiter vertieft“, sagte Prof. Dr. Bernd Frick, Vizepräsident der Universität Paderborn. Koordiniert wird der Bereich an der Universität durch Prof. Dr. Norbert Olivier vom Department Sport und Gesundheit der Fakultät für Naturwissenschaften.
Das Forum Paderborner Spitzensport besteht aus den sechs Paderborner Spitzenvereinen Paderborn Baskets, SC Paderborn 07, Paderborner Squash Club (PSC), Paderborner Schwimmverein (PSV), Untouchables Paderborn sowie dem Leichtathletikclub (LC) Paderborn. Das Forum nutzt die Teilnahme der genannten Mannschaften beziehungsweise der Sportlerinnen und Sportler an bundesweiten sowie internationalen Wettbewerben, um für den Sportstandort Paderborn zu werben und diesen zu fördern. Dementsprechend berät es die Mitglieder seiner angeschlossenen Vereine auch bei der Wahl des Studienfaches und des Studienortes.
„Das Forum hat bereits Förderungsabkommen mit Grundschulen, dem Paderborner Reismanngymnasium sowie im Bereich der Ausbildungsplatzvermittlung geschlossen. Durch die enge Kooperation mit der Universität können wir bei unseren Sportlern mit einem attraktiven Gesamtpaket punkten, das von der Grund- bis zur Hochschule alle Bildungsbereiche abdeckt. Das ist in Deutschland bislang einzigartig“, freute sich Christoph Schlösser, Vizepräsident der Paderborn Baskets. Mit ihm unterzeichneten die weiteren Vertreter der Mitgliedsvereine des Forums Paderborner Spitzensport – Raphael Lorenz aus dem Vorstand des PSC, Ulrich Kramer, zweiter Vorsitzender des PSV, Martin Hornberger, Vizepräsident und Geschäftsführer des SC Paderborn 07, Uwe Diedam, erster Vorsitzender der Untouchables Paderborn, sowie Claudia Reichold vom LC Paderborn – die Vereinbarung.
Auch wenn Dr. Katja Ullrich aus dem Studentenwerk Paderborn – dieses wird den Sportlern Wohnmöglichkeiten sowie die passende Ernährung zur Verfügung stellen – und Prof. Frick unisono von einem „denkwürdigen Ereignis“ sprachen, betonte der Vizepräsident der Universität Paderborn dennoch, dass diese enge Zusammenarbeit mit den Sportvereinen nicht gleichbedeutend mit einer Amerikanisierung der Hochschule sei. „Wir bieten den Spitzensportlern kein leichteres Studium an, sondern achten darauf, dass die Anforderungen zu ihren Bedürfnissen passen. Ansonsten müssen sie an der Hochschule selbstverständlich die gleichen Leistungen erbringen wie jeder andere Student auch“, betonte Frick.
Er muss es wissen, schließlich arbeiten bei ihm mit Marius Nolte von den Paderborn Baskets und Lars Osthoff vom Paderborner Squash Club gleich zwei Leistungssportler an ihrer Diplomarbeit. Der Professor regte zudem an, auch in anderen Bereichen, in denen Höchstleistungen erbracht werden, über eine enge Kooperation der verantwortlichen Institutionen und der Hochschule nachzudenken, beispielsweise in der Musik.
Durch die Vereinbarung können nun jährlich bis zu zwölf von einem Gremium aus jeweils drei Vertretern des Forums Paderborner Spitzensport und der Universität Paderborn vorgeschlagene Sportlerinnen und Sportler gefördert werden. Die Vereinbarung zwischen der Hochschule und dem Forum gilt bis zum 30. September 2010 und ist an die Mitgliedschaft im Forum Paderborner Spitzensport gebunden. Die Kooperation verlängert sich um ein Jahr, wenn sie nicht innerhalb einer Frist von sechs Monaten gekündigt wird.
Dieter Thiele, Leiter des Paderborner Hochschulsports, freute sich besonders über die bundesweite Vorbildfunktion der getroffenen Vereinbarung. „Aus Wuppertal und Aachen wurde bereits großes Interesse an unserem Modell bekundet. Wir sind in diesem Bereich die Vorreiter“, so Thiele. Darüber hinaus teilte Prof. Frick für das Wintersemester 2009/2010 den voraussichtlichen Start des neuen Studienganges Sportökonomie und Sportmanagement mit.