Das Paderborn Center for Parallel Computing hat seine Wurzeln in der theoretischen Informatik und entwickelte sich in den vergangenen 30 Jahren kontinuierlich weiter. Heute versteht sich das PC2 auf der einen Seite als Dienstleister für verschiedene Anwender*innen, da es Beratung und Service im Bereich High Performance Computing anbietet. Auf der anderen Seite setzt das PC2 in der Computersystemforschung selbst Maßstäbe durch die Erforschung besonders effizienter Hardwarebeschleuniger-Technologien. Paderborner Forscher*innen ist es zum Beispiel erst kürzlich gelungen, als erste Gruppe weltweit die Rechenleistungsschranke von einem sogenannten „Exaflop“ – das sind mehr als eine Trillion Gleitkommaberechnungen pro Sekunde – für eine Anwendung in den rechnergestützten Wissenschaften zu durchbrechen. Damit haben sie einen neuen Weltrekord aufgestellt. Ihre Expertise bringen sie außerdem in zahlreiche Forschungsprojekte ein, national und international.
Weltweit führend ist die Universität Paderborn im Bereich der FPGAs. Zur Einordnung: Die Prozessoren im Rechner sind wie Werkzeuge, mit denen Aufgaben bearbeitet werden. Es gibt spezifische und unspezifische Prozessoren, konkret „Central Processing Units“, kurz CPUs. Diese kann man sich entweder wie einen ganzen Werkzeugkasten (unspezifisch) oder einen Schraubenschlüssel (spezifisch) vorstellen. Nun gibt es Aufgaben, für die nur ein Schraubenschlüssel gebraucht wird – da ist es wenig effizient, den ganzen Kasten mitzunehmen. Je nach Anforderung werden dementsprechende CPUs genutzt. Dann wiederum gibt es aber derart benutzerabhängige Aufgaben, dass Hardware-Bausteine speziell dafür programmiert werden müssen. Dies könnte, um im Bild zu bleiben, eine Kombination aus Schraubenschlüssel und Pinzette sein. Das sind die FPGAs, „Field Programmable Gate Arrays“, zu Deutsch: vor Ort programmierbare Schaltkreis-Anordnungen. FPGAs sind vollständig spezialisierte Rechenwerke, Verbindungsnetzwerke und Speicher, die massives paralleles Rechnen mit tausenden von gleichzeitigen Operationen erlauben. Die Paderborner Computerwissenschaftler*innen sind weltweit führend in diesem Bereich: Sie untersuchen, wie die Programmierung der FPGAs vereinfacht werden kann, wie anpassbar sie sind und ob es alternative Verfahren dazu gibt. „Wir haben hier eine europaweit einzigartige Installation von sogenannten FPGAs. Damit ist eine vollständige Spezialisierung des Rechenwerks für die jeweils gegebene Aufgabe möglich. Wir sehen darin eine extrem vielversprechende Technologie für die Rechnersysteme von morgen“, fasst Plessl zusammen. In „Noctua 2" sind sowohl CPUs, GPUs (Grafikprozessoren, Graphics Processing Unit) als auch FPGAs eingebaut – ein einmaliger und vor allem produktiv genutzter Hochleistungsrechner, an dem nicht nur Grundlagenforschung betrieben, sondern sehr anwendungsbezogen gearbeitet wird – eben ein Superrechner.