Wirkmechanismen und Kontextfaktoren von Blicktäuschungen im Sport

Überblick

In nahezu allen Sportspielen nimmt die Verarbeitung der Blickrichtung eine bedeutende Rolle ein. Akteure einer Basketballmannschaft nutzen Blickkontakte um sich untereinander zu verständigen, beispielsweise um einem Mitspieler eine geplante Lauf- oder Passrichtung zu signalisieren. Die Spieler der gegnerischen Mannschaft versuchen diese blickbasierte Kommunikation ebenfalls zu ihrem Vorteil zu nutzen, um geplante Handlungen des Gegners vorherzusagen und ggf. zu unterbinden (z.B. einen Pass abfangen). Die Beachtung der gegnerischen Blickrichtung kann jedoch zu einem Nachteil werden, wenn ein Spieler seinen Blick absichtlich dafür nutzt, um einen Gegner zu täuschen. Dies geschieht etwa dadurch, dass der ballführende Spieler seine Blickrichtung entgegengesetzt zur intendierten Passrichtung orientiert. Diese Art der Täuschung wird als Blicktäuschung bezeichnet.

Unsere Vorarbeiten in klassischen laborexperimentellen Settings haben gezeigt, dass Reaktionen auf fotografisch abgebildete Basketballspieler, die eine Blicktäuschung ausführen, verzögert und fehleranfälliger sind als Reaktionen auf Bilder ohne Blicktäuschungen (sog. Finteneffekt). Die Verarbeitung der Passrichtung bei entgegengesetzter Blickrichtung führt offensichtlich zu einem Verarbeitungskonflikt, der den getäuschten Spieler Zeit kostet und ihn zu Fehlern verleitet. Die zentrale Fragestellung unseres geplanten Projektes betrifft die Wirkmechanismen und die Regulation dieses Konfliktes in Abhängigkeit von Übung, Training und Expertise. Zudem soll der Einfluss unterschiedlicher Instruktionen und der Häufigkeit der Anwendung einer Blicktäuschung auf den Finteneffekt evaluiert werden. Erstmals soll im Rahmen unseres Projektes untersucht werden, ob die Ausführung einer Blicktäuschung selbst auch Kosten verursacht (sog. Produktionskosten).

 

Das beschriebene Vorhaben zeichnet sich dadurch aus, dass die geplanten Experimente in einem ökologisch validen Setting durchgeführt werden. Das bedeutet einerseits, dass das Bildmaterial aus Videoszenen besteht, andererseits, dass die Probanden als Reaktion auf die Stimuli eine realitätsnahe Bewegung, die dem Abblocken eines gespielten Passes entspricht, durchführen sollen. Durch dieses Vorgehen werden wir einen umfassenden Einblick in die für die sportliche Leistung im Basketball relevanten Faktoren der Wahrnehmung und Produktion von Finten erhalten. Die untersuchten Randbedingungen der Fintenwirkung (wie Häufigkeit, Instruktionseinflüsse, lernabhängige Veränderungen) werden unmittelbar zu sportpraktischen Anregungen führen, wie derartige Finten idealerweise auszuführen und einzusetzen sind.

Key Facts

Grant Number:
286523897 (DFG GU/1683/1-1)
Laufzeit:
04/2016 - 03/2019
Gefördert durch:
DFG
Website:
Gepris

Detailinformationen

Projektleitung

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PD Dr. Iris Güldenpenning

Psychologie und Bewegung

Zur Person