Verbundprojekt „TheaterLytics“ erfolgreich abgeschlossen
Vor und während einer Spielzeit müssen Theaterbetriebe viele kaufmännische und künstlerische Entscheidungen treffen, die sich auf die Besucher*innenzufriedenheit, aber auch auf die wirtschaftliche Situation des Betriebs auswirken. Im Projekt „TheaterLytics“ haben der SICP – Software Innovation Campus Paderborn der Universität Paderborn, das Theater Paderborn und die Optano GmbH intelligente Werkzeuge zur Entscheidungsunterstützung für Theaterbetriebe entwickelt. Gefördert wurde das 2019 gestartete Projekt im Rahmen der Digitalen Modellregion OWL mit rund 692.000 Euro durch das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie (MWIDE) des Landes Nordrhein-Westfalen.
Intelligente Entscheidungsunterstützung für Theaterbetriebe
Katharina Kreuzhage, Intendantin des Theater Paderborns, erläutert: „Beispielsweise müssen wir entscheiden, welche Stücke in der nächsten Spielzeit aufgeführt werden, an welchem Wochentag Premieren terminiert werden und ob wir zusätzliche Veranstaltungstermine für besonders erfolgreiche Stücke anbieten. Bisher wurden diese Entscheidungen häufig auf Grundlage von persönlichen Erfahrungen und damit aus dem Bauch heraus getroffen.“ Hier hat das Projekt „TheaterLytics“ angesetzt. Mit den Ergebnissen werden in Zukunft Theaterbetriebe dabei unterstützt, ihre Angebote zielgerichteter auf die Wünsche der Besucher*innen anzupassen und dadurch die Besucher*innenauslastung ihrer Häuser zu steigern. „Zum einen haben wir innerhalb des Projekts Methoden für die gezielte Auswertung des Besuchsverhaltens sowie zur Analyse der Wahrnehmung von Leistungsaspekten bei Nichtbesucher*innen entwickelt. Zum anderen ist ein Entscheidungsunterstützungssystem entstanden, welches den Verantwortlichen von Theatern Hilfestellung bei der systematischen Datenauswertung leistet und Unterstützung bei der Stückauswahl, Premierenterminierung und zum Saalplatzmanagement bietet“, fasst Dr. Jens Peter Kempkes, Geschäftsführer der Optano GmbH, die Ergebnisse zusammen.
Mithilfe der digitalen Werkzeuge zur Entscheidungsunterstützung wird eine effizientere Angebotsplanung ermöglicht, die wiederum zu einer höheren Auslastung von Kulturveranstaltungen führt. Dadurch können Theaterbetriebe Umsatzsteigerungen erzielen, die erstmals auf entsprechende Maßnahmen und Entscheidungen zur Veranstaltungsterminierung, Saalplatzmanagement und Preisgestaltung zurückzuführen sind. „Mit den entwickelten Methoden können wir nun auch viel besser die Wünsche und Bedürfnisse der Besucher*innen ermitteln. Zudem helfen uns die Methoden dabei, heutige Hürden und Hemmnisse von Kulturbesuchen abzubauen, sodass Nichtbesucher*innen in Zukunft das Kulturangebot anders wahrnehmen. Das ist für uns essentiell, um den Zugang zu Kulturangeboten für alle Bevölkerungsschichten weiter zu verbessern“, freut sich Kreuzhage darüber hinaus.
Handlungsleitfaden bereitet Anwendung in weiteren Branchen vor
Auch andere Kulturschaffende wie Kinobetreiber*innen, Orchester oder Veranstalter*innen von Sportevents können von den Ergebnissen profitieren. Dafür wurden die Projektergebnisse systematisch in einem Handlungsleitfaden zusammengefasst und für Interessierte auf der Projektseite veröffentlicht. „Wir möchten Kulturbetriebe mit diesem Transferangebot auf die vielfältigen Chancen der Digitalisierung aufmerksam machen und ihnen einen Einstieg in die intelligente Angebotsgestaltung ermöglichen. Mit dem Leitfaden bekommen sie einen Überblick über die entwickelten Methoden zur Entscheidungsunterstützung und deren Nutzen in der Anwendung“, erläutert Dr. Christoph Weskamp, R&D Manager des Kompetenzbereichs Digital Business im SICP. Der Handlungsleitfaden steht Interessierten zur Verfügung unter: https://blogs.uni-paderborn.de/theaterlytics/. Für einen Schnelleinstieg ins Thema findet sich dort auch ein Erklärvideo, das die Ziele und Vorgehensweise von „TheaterLytics“ zusammenfasst.
Die entwickelten Lösungen zur datenbasierten Angebotsplanung bieten darüber hinaus eine ideale Grundlage für Folgeprojekte. „Eine Stoßrichtung bildet dabei die Weiterentwicklung von digitalen vernetzten Kulturplattformen, sodass offene Datenräume entstehen, die weitere innovative Services zur Angebotsplanung und Besucher*innenansprache ermöglichen. Dazu zählen beispielsweise Services, die Informationen von verschiedenen Kulturbetrieben miteinander verknüpfen, um Nutzer*innen ein personalisiertes Vorschlagssystem für Veranstaltungen zu bieten“, fasst Prof. Dr. Dennis Kundisch, Direktor des Kompetenzbereichs Digital Business im SICP sowie Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik, insb. Digitale Märkte den Ausblick zusammen.