Prof. Dr. Jenert will hochwertige Bildungsangebote durch die Einheit von Forschung, Lehre und Verwaltung ermöglichen
Wie kann sich eine Hochschule als komplexe Institution so entwickeln, dass sie selbst den unterschiedlichsten Studierenden gute Bildungschancen ermöglicht? Dieser Fragestellung geht Prof. Dr. Tobias Jenert nach, seit April 2018 Inhaber der Professur für Wirtschaftspädagogik mit dem Schwerpunkt Hochschuldidaktik und -entwicklung.
„Im Fokus meiner Forschung steht die lehr- und lernbezogene Organisationsentwicklung“, erklärt Jenert. „Dabei betrachte ich die Universität als Organisation aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Das kann einerseits Strukturen und Abläufe in der Lehre betreffen. Andererseits kommen an Universitäten viele weitere Aspekte wie die Logiken verschiedener Fachdisziplinen, die Verzahnung von Veranstaltungen und Studienprogrammen oder das Zusammenspiel von Wissenschaft und Verwaltung hinzu.“
Lernprozesse und Curriculumforschung
Der Wirtschaftspädagoge nimmt Bezug auf das Kerngeschäft: Um das Lernen und Lehren an Hochschulen analysieren zu können, beschäftigt sich Jenert mit der pädagogisch-didaktischen Ebene von Lehr- und Lernprozessen, indem er Veranstaltungen qualitativ auswertet. Der Wissenschaftler nimmt aber auch Modelle der Curriculumforschung in den Blick: „Ich schaue mir Studiengänge und Module an und damit auch die Strukturen von Fächern. Forschungsprogramme sind allerdings genauso wichtig, denn sie sind Teil der akademischen Aus- und Weiterbildung.“
Forschung und Lehre: „keine Entweder-oder-Frage“
Um die Rahmenbedingungen von Bildungsprozessen angemessen zu untersuchen, erforscht der Wirtschaftspädagoge die institutionellen Besonderheiten von Hochschulen. Dabei geht es ihm nicht allein um einzelne Lehrveranstaltungen, sondern um das „große Ganze“. Jenert: „Dazu gehört insbesondere auch die Einheit von Forschung und Lehre. Nur wenn Wissenschaftler sich sowohl in der Forschung als auch in der Lehre motiviert engagieren, kann ein hochwertiges Bildungsangebot entstehen. Das ist keine Entweder-oder-Frage.“ Auch die Verwaltung interessiert den Experten: Wo sind Hürden, wie funktionieren Zusammenarbeit und Kommunikation mit den Wissenschaftlern und Studierenden, wie transparent sind die Vorgänge für alle Beteiligten?
Ängste und Sorgen zum Studienstart
„Besonders wichtig ist die kritische Phase des Studienstarts“, sagt Jenert. „Studienanfänger haben bestimmte Annahmen und Ängste, die das Studium betreffen, mit denen wir uns ernsthaft auseinandersetzen müssen. Viele von ihnen gehen zum Beispiel von einer bereits im Vorfeld festgelegten Durchfallquote aus, was natürlich nicht stimmt. Dieses Problem ist zwar nicht individuell lösbar, wohl aber strukturell. Wir müssen überlegen, wie wir dem am besten begegnen und vorbeugen können. Dieser Aspekt ist meiner Meinung nach besonders wichtig, um gute Bildungschancen für alle zu ermöglichen.“
Nina Reckendorf, Stabsstelle Presse und Kommunikation