Ju­lia Ter­wald

Musik ist Julia Terwalds Leidenschaft. Die 32-jährige Absolventin hat in Paderborn und Detmold Musikwissenschaft im Bachelor und Master studiert, hat sich im Fachschaftsrat Musik engagiert und studienbegleitend ihr Wissen in den Fächern Französisch und Philosophie vertieft. Heute arbeitet sie als Dramaturgin am Staatstheater Meiningen, betreut Produktionen, schreibt regelmäßig für die Theaterzeitung, entwickelt Programmhefte und gibt Einführungen. Darüber hinaus organisiert, gestaltet und moderiert sie die unterschiedlichsten Sonderformate von italienischen Operngalas, unterhaltenden Show-Acts bis hin zu einem Bühnenball und noch einiges mehr. Aus eigener Erfahrung rät sie Studierenden, das Studium zur Persönlichkeitsentwicklung zu nutzen, ein persönliches Profil zu entwickeln und die eigenen Stärken zu entdecken.

Das Beste aus beiden Welten: Musik- und Kulturwissenschaften in Paderborn und Detmold

Paderborn ist Julia Terwalds Heimatstadt, dort ist sie aufgewachsen und hat an der Universität Paderborn und der Hochschule für Musik in Detmold ihr Studium absolviert. 2011 begann sie im Zwei-Fach-Bachelor Musikwissenschaft und Französisch, doch trotz der großen Leidenschaft für das Fach Französisch, fehlte ihr bald die praktische Musik. So wechselte Julia Terwald 2013 nach bestandener Gesangs-Aufnahmeprüfung in den Ein-Fach-Bachelor Musikwissenschaft, den sie 2016 abschloss. Nebenbei studierte sie aber weiterhin aus Interesse „ein bisschen“ Philosophie und vor allen Dingen Französisch – und nahm dort inhaltlich alles mit „was ging“.

Zu Beginn ihres Zwei-Fach-Bachelors pendelte sie zwischen den Standorten Paderborn und Detmold, ab 2013 studierte sie dann ausschließlich am musikwissenschaftlichen Seminar in Detmold. Die Ehemalige findet, dass sie so „das Beste aus beiden Welten“ mitnehmen konnte: „An der Uni Paderborn erlebt man sehr viel. Das Studium ist aber anonymer. Im wunderschönen Detmolder Palais ist alles viel kleiner und jeder kennt jeden.“

Berufliche Entwicklung: Absolvent*innenförderprogramm, Assistenz für Regie- und Dramaturgie, Dramaturgie

Nach dem bestandenen Masterstudium im Bereich Historische Musikwissenschaften beschäftigte sie sich zunächst an der Musikhochschule Detmold in einem Förderprogramm für Absolvent*innen mit einer Wiener Theaterchronik des 18. Jahrhunderts. Der Wunsch „wieder mehr im Bereich Musiktheater zu machen“ führte im April 2020 – zu Beginn der Corona-Pandemie – an die Hochschule für Musik nach Freiburg.

Als Produktionsleitung sowie Assistentin für Regie und Dramaturgie des Institutsleiters – dem „Hausregisseur“ der Hochschule – habe sie viel gelernt. Ein Jahr lang konnte sie dort in alle Theaterbereiche reinschauen und sammelte intensive Erfahrungen. In dieser Zeit hat sie unter anderem „auf Abstand“ bei der Inszenierung von drei amerikanischen Opern assistiert. Diese wurden in der Corona-Pandemie vor der Prüfungskommission ohne Publikum aufgeführt, um den dortigen Masterstudierenden ihre Abschlüsse zu ermöglichen.

Bereits ein Jahr später bewarb sich die UPB-Alumna erfolgreich auf ihre jetzige Position als Dramaturgin für Musiktheater beim Staatstheater Meiningen. An ihrer jetzigen Tätigkeit schätzt sie besonders die Verbindung des Wissenschaftlichen mit dem Künstlerischen und der Vermittlung von Inhalten. Einen typischen Arbeitstag mit festen Zeiten habe sie nicht. Wenn sie keine Produktion betreut, organisiert sie meist Veranstaltungen, bereitet Moderationen vor und schreibt Texte für die Theaterzeitung. Pro Spielzeit betreut sie drei neue Produktionen, übernimmt dann viele Aufgaben in der Vor- und Nachbereitung und besucht „immer mal wieder“ die Proben. Als Dramaturgin sei sie „das erste Publikum“. Sie muss schauen, ob das Stück logisch aufgebaut und für ein Publikum verständlich ist, und ist Ansprechpartnerin für alle Fragen und Aufgaben rund um das Stück.

Neben ihrer Hauptbeschäftigung als Dramaturgin darf sie sich am Staatstheater in Meiningen auf vielfältige Art „ausprobieren“. Dazu organisiert, gestaltet und moderiert die Ehemalige die unterschiedlichsten Sonderformate: Italienische Operngalas, unterhaltende Show-Acts, einen Bühnenball und noch viel mehr. Letzen Endes sei die Arbeit im Theater aber immer Teamwork und alle arbeiten zusammen, betont sie.

Das Studium zur Persönlichkeitsentwicklung nutzen

Julia Terwald hat das Studium in Paderborn und Detmold zur Persönlichkeitsentwicklung genutzt und einfach „viel Wissen konsumiert“: Sie hat sich im Fachschaftsrat engagiert und Studierende unterstützt, nebenbei Philosophie- und Französischkurse belegt. Das hat ihr Studium zwar einige Semester verlängert, doch die Erfahrungen helfen ihr heute im Beruf: „Für die vergangene Spielzeit habe ich die szenische Uraufführung von ‚Ivan IV‘ des französischen Komponisten Georges Bizet betreut. Dafür habe ich mich intensiv mit dem französischen Text beschäftigt – auch im Original. Und Philosophie? Die hilft eigentlich immer!“

Ihr Rat an Studierende: persönliches Profil entwickeln und Stärken entdecken

Studierenden rät sie, sich schon im Studium mit den eigenen Stärken und Schwächen auseinanderzusetzen und ein eigenes Profil zu entwickeln. Das Bild von der beruflichen Zukunft sollte dabei nicht eindimensional sein: „Viele Studiengänge an der Uni Paderborn sind so vielschichtig, dass man mehrere berufliche Optionen hat – selbst im Lehramt. Man sollte nicht frustriert sein, wenn ein Plan nicht funktioniert. Am Anfang schreibt man viele Bewerbungen und bekommt dann auch Absagen.“ Rückblickend, sagt sie, seien diejenigen Bewerbungen am erfolgreichsten gewesen, bei denen sie sich über ihre Fähigkeiten und Ziele bewusst gewesen sei und authentisch, aber nicht überheblich, rübergekommen sei.

Das Interview wurde im August 2023 geführt.