Dr. Ne­rea Vöing

Dr. Nerea Vöing ist mittlerweile seit fast 20 Jahren ein Teil der Universität Paderborn. Zunächst als Studentin, dann als Promovendin und auch nach ihrer Promotion kehrte sie ihrer Bildungsstätte nicht den Rücken. Als Leiterin der Stabsstelle Bildungsinnovationen und Hochschuldidaktik hat sie sich zu einem großen Teil aus der Wissenschaft zurückgezogen, begegnet ihr aber dennoch täglich in ihrem Berufsalltag.

Zwischen eiligen Mails, klingelnden Telefonen und einem wachsenden Berg von Aufgaben: Stress ist im Berufsalltag von Dr. Nerea Vöing ein ständiger Begleiter. Der Tag startet für die Leiterin der Stabstelle Bildungsinnovationen und Hochschuldidaktik bereits morgens um sieben Uhr zu Hause mit dem ersten Blick in das Mailpostfach. Dann geht es für die gebürtige Hannoveranerin in ihr Büro. Dort steht dann die Teamsitzung mit ihren Mitarbeitenden und den studentischen Hilfskräften an, bevor es erneut an die Bearbeitung der nächsten Mails geht: Veranstaltungsplanungen, Anfragen, Begutachtungen verschiedener Publikationsprojekte – auf dem Schreibtisch der UPB-Alumna landen zahlreiche Projekte. Da bleibt nicht viel Zeit für eigene Publikationen, aber obwohl Nerea Vöing nicht direkt in der Wissenschaft tätig ist, kehrt sie ihr nicht vollends den Rücken: „Wenn Zeit bleibt, forsche ich auch noch selbst und veröffentliche Artikel, weil mein Herz doch noch ein wenig am wissenschaftlichen Arbeiten hängt.“ Sie publiziert viele Paper zum “Scholarship of Teaching and Learning”, also zur Beforschung der Lehre durch die Lehrenden selbst. Bevor es am Nachmittag weitergeht, trifft sich die 38-Jährige zur Mittagspause mit ihrem Team. Denn gemeinsame Gespräche – auch über private Themen – sind ihr trotz des vollen Terminkalenders ein wichtiges Anliegen.

Als Leiterin der Stabsstelle Bildungsinnovationen und Hochschuldidaktik sind Nerea Vöing und ihr Team die Anlaufstelle für Fragen rund um die Gestaltung, Weiterentwicklung und Optimierung von Lehr- und Lernprozessen. Dabei beraten sie Professor*innen, Lehrende und Studierende der gesamten UPB, Einzelpersonen und Gruppen. Aber auch die Organisation von Angeboten wie der „Tag der Lehre“ oder Tutorienprogramme landen auf ihrem Schreibtisch. Nerea Vöing liegt es am Herzen, die Qualität der Lehre an „ihrer“ Universität zu steigern und eine attraktive Lern- und Lehrumgebung für alle zu schaffen. Aufmerksam wurde sie auf ihren ersten PostDoc-Job durch die Teilnahme an einem hochschuldidaktischen Zertifikatsprogramm.

Powerfrau in der Hochschuldidaktik: voller Terminkalender, viele Themen und Engagement für die Fachgesellschaft 

Jeder Tag wie der andere? Das gibt es bei ihr nicht. Und irgendwie erfüllt sie der eng getaktete Terminkalender auch: „Ich kümmere mich gerne um andere und schaffe ein angenehmes Arbeitsumfeld.“ Zwar habe dies zur Folge, dass sie bei zahlreichen Themen immer nur an der Oberfläche kratze und schon wieder zum nächsten Termin switchen muss, „aber ich bekomme die Rückmeldung, dass mir dies sehr gut gelingt“. 

Und weil das der Powerfrau nicht genügt, ist sie seit zwei Jahren auch als Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik (dghd) tätig. „Das ist ein Haufen an zusätzlicher Arbeit“, bringt Nerea Vöing es auf den Punkt. Als wissenschaftliche Fachgesellschaft nimmt die dghd zu allen wichtigen Fragen von Hochschullehre und -studium Stellung. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, trifft sich der Vorstand einmal in der Woche, um Tagungen zu organisieren, Netzwerke aufzubauen und formelle Aufgaben zu besprechen. Aber was war der Antrieb zu dieser zusätzlichen Belastung? „Ganz einfach: Der Drang, Verantwortung zu übernehmen“, erzählt Nerea Vöing. Sie brennt dafür, Dinge anzugehen und mitzugestalten und dafür Anerkennung zu erhalten. „Das ist das Tauschgeschäft, wofür ich gerne viel Zeit und Energie investiere.“

Kulturwissenschaftliches Studium zu Beginn der 2000er 
 
Ein Tauschgeschäft, das ihr in gewisser Weise auch schon aus Studierenden- und Promotionszeiten bekannt ist. Denn auch ihr Bachelor- und Masterstudium absolvierte Nerea Vöing bereits mit Auszeichnung. Ihren Weg an die UPB fand sie durch den Zwei-Fach-Bachelor Deutschsprachige Literaturen und Geschichte und den anschließenden Masterstudiengang Komparatistik. Nach den Vorlesungen und Seminaren verbrachte sie auch gern Zeit im ehemaligen Gownsmen's Pub und in der kleinen Pizzeria auf dem Campus. „Diese Orte gibt es heute leider nicht mehr“, erzählt sie, „allerdings gehe ich heute sowieso von meinem Auto direkt ins Büro. Damals hat man mich auch noch regelmäßig auf dem jährlichen AStA Sommerfestival angetroffen. Den Auftritt von ‚Wir sind Helden’ werde ich nicht vergessen.“ 

Während des Studiums schon mit einem Bein in der Wissenschaft

Wenn sie nicht auf dem Campus unterwegs war, machte Nerea Vöing zahlreiche Praktika und engagierte sich als studentische Hilfskraft in einem Forschungsprojekt – das war zugleich ihre Eintrittskarte in die anschließende Promotion. „Ich hatte ein Thema, für das ich sehr gebrannt habe. Dementsprechend wollte ich auch unbedingt Antworten auf meine Fragen finden“, berichtet sie von ihrer Motivation. Zwar habe sie in der Zeit auch unheimlich viele Seiten „für den Mülleimer“ geschrieben, aber das habe ihr ein hohes Maß an Frustrationstoleranz gelehrt – eine Fähigkeit, die sich bis heute auszahlt. Nach Abschluss ihrer Promotion kehrte die Ehemalige der Wissenschaft zwar erst einmal den Rücken, im wissenschaftlichen Diskurs blieb sie dennoch – bis heute. Der Grund dafür? „Ich kann nur ein gutes Beratungsangebot schaffen, wenn ich auch die Wissenschaft und ihre Hintergründe verstehe.“