Dr. Da­ni­e­la Ring­kamp 

Daniela Ringkamp schloss 2012 ihr Promotionsstudium im Bereich Philosophie an unserer Universität ab, brachte im Anschluss daran ihr Wissen als wissenschaftliche Mitarbeiterin ein, bis sie 2015 an die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg wechselte. Dort entwickelte sie ihre Forschungstätigkeit weiter und beschäftigte sich mit Themen der Philosophie der Menschenrechte und medizinethischen Fragen vor allem zum Thema Demenz. Vor zwei Jahren kehrte sie der Zeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin den Rücken. Seitdem ist sie als Abteilungsleiterin für Einrichtungen und ambulante Dienste beim Diözesan-Caritasverband für das Bistum Magdeburg tätig. 

"Der Schritt aus dem Elfenbeinturm Universität wird oft von einer gewissen Portion Pragmatismus begleitet."

Die akademische Laufbahn hat klar festgelegte Stationen: Mit Bachelor, Master, Promotion und Habilitation scheinen es wenige Schritte zu sein – doch in der Wissenschaft braucht es Ausdauer, Disziplin und oft auch eine Portion Glück, um die nächste Stufe der Karriereleiter zu erklimmen. Und insbesondere der Schritt zur eigenen Professur ist meist ungewiss. Da ist der Abschied aus dem universitären Leben nicht selten auch mit einer gewissen Portion Pragmatismus begründet, so auch bei Dr. Daniela Ringkamp. „Vor allem die Unsicherheit von Zeitverträgen in der Wissenschaft haben mich letztlich dazu bewogen, mich beruflich umzuorientieren“, blickt die 44-Jährige einige Jahre zurück. Zugleich war ihr die Lehr- und Forschungstätigkeit nach und nach zu eindimensional: „Mein Eindruck war irgendwann, dass viele Diskurse in den Geisteswissenschaften vermehrt um sich selbst kreisen und gesellschaftliche Probleme nur sehr abstrakt zur Kenntnis nehmen.“
 
Promoviert hat Daniela Ringkamp im Bereich der Philosophie der Menschenrechte. Dabei handelt es sich um ein interdisziplinäres Feld, das sich mit ethischen, politischen und rechtlichen Grundlagen von Menschenrechten im Kontext der Philosophie befasst. Das Themenfeld greift auch aktuelle Herausforderungen und Debatten im Bereich der Menschenrechte, wie zum Beispiel Fragen der sozialen Gerechtigkeit, der individuellen Freiheit und der Verantwortung gegenüber anderen auf. Durch die philosophische Analyse werden verschiedene Perspektiven beleuchtet und in einem gewissen Maß auch Möglichkeiten zur Verbesserung der Menschenrechtspraxis aufgezeigt. 

Um erfolgreich zu promovieren sei, so die Alumna, nicht nur Interesse am eigenen Fach wichtig, sondern auch eine sehr organisierte und strukturierte Arbeitsweise. „Ein ausgeprägtes analytisches und problemorientiertes Denkvermögen sowie die Bereitschaft zur intensiven Textlektüre sind ebenfalls von großer Bedeutung“, ergänzt sie. Zum Berufsalltag als wissenschaftliche Mitarbeiterin gehörten für sie die Vor- und Nachbereitung von Seminaren, die Betreuung von Studierenden und die Unterstützung von Professor*innen. „Darüber hinaus musste ich meine eigene Dissertation vorantreiben und in hochrangigen Zeitschriften publizieren“, fasst sie diesen intensiven Lebensabschnitt zusammen – bis 2020 der Abschied aus dem universitären Leben folgte. 

"Der Doktortitel ist rückblickend nicht unbedingt die Eintrittskarte in die Führungsposition gewesen, hat meinen beruflichen und persönlichen Werdegang aber positiv beeinflusst."

Heute arbeitet die gebürtige Paderbornerin als Abteilungsleiterin für Einrichtungen und ambulante Dienste beim Diözesan-Caritasverband für das Bistum Magdeburg – und kehrt damit Wissenschaft und Philosophie auf den ersten Blick den Rücken. Daniela Ringkamp leitet zwei Abteilungen, die für verschiedene soziale Dienstleistungen zuständig sind, wie z. B. Alten-, Eingliederungs- und Erziehungshilfe. Eine Abteilung befasst sich vor allem mit gesetzlichen Entwicklungen und der Beratung von Einrichtungen, während in der anderen Abteilung strategische Entscheidungen getroffen werden und operative Maßnahmen zur Unterstützung von Einrichtungen umgesetzt werden. „Für meine Arbeit benötige ich viel analytisches Sachverständnis und die Fähigkeit, mich schnell in neue Themen einzuarbeiten“, erzählt Daniela Ringkamp. Ihre abgeschlossene Dissertation habe ihr hinsichtlich dieser Anforderungen deshalb einiges erleichtert. „Unterschiede zu meiner Arbeit an der Universität liegen vor allem in der Art von Verantwortung, die ich trage, insbesondere in der Personalverantwortung für die Referent*innen in meiner Abteilung und der fachlichen Verantwortung für die Einrichtungen“, ergänzt sie. 

Der Doktortitel ist rückblickend nicht unbedingt die Eintrittskarte in die Führungsposition gewesen, hat ihren beruflichen und persönlichen Werdegang aber positiv beeinflusst. Die direkte Anwendung der Inhalte aus dem Philosophiestudium sind zwar eher begrenzt, doch in ihrer Tätigkeit setzt sie durchaus Menschenrechtsprinzipien in praktische soziale Dienstleistungen um. Dies erfordert eine interdisziplinäre Herangehensweise, die nicht nur ethische und philosophische Fragen berücksichtigt, sondern auch rechtliche, politische und praktische Aspekte einbezieht. „Mir haben die erworbenen Fähigkeiten, wie schnelles Orientieren und analytisches Denken, geholfen, komplexe juristische und gesellschaftliche Themen zu verstehen und Lösungsansätze zu entwickeln, insbesondere im Bereich der sozialen Dienstleistungen“, so Daniela Ringkamp mit einem Blick auf ihren „sehr stressigen und fordernden Alltag“. Die Motivation dafür liefern ihr insbesondere der Rückhalt, den sie von den einzelnen Einrichtungen erfährt, sowie die Möglichkeit, Veränderungen auf gesetzlicher Ebene direkt in die Praxis umzusetzen – „das ist zugleich eine Herausforderung, die meinen Beruf spannend macht.“

Damit sich die Alumna in ihren verschiedensten Positionen und Lebensabschnitten nie selbst verloren hat, hat sie einen wertvollen Tipp: „Es ist wichtig, sich selbst zu hinterfragen und Rückhalt bei Kolleg*innen zu suchen. Eine gute Kommunikation und die Schaffung von Freiräumen sind ebenfalls entscheidend, ebenso wie ein stabiles privates Umfeld.“

Das Interview wurde im Januar 2024 geführt.