KI-Tool Kom­pe­ten­zen für Spra­chen­ler­nen­de und -leh­ren­de (KITsl)

KI-basierte Tools (Übersetzungstools wie DeepL, Korrekturprogramme wie Grammarly und seit Beginn des Jahres sprachgenerierende Anwendungen wie chatGPT) sind allen Studierenden und den meisten Lehrenden bekannt. Verschiedene Studien (z.B. im Rahmen des Schweizer Projekts DigLit[1][1], eigene Umfragen an den Sprachenzentren der Universitäten Paderborn und Bayreuth u.v.m) geben Aufschluss über Bekanntheitsgrad, Nutzung der Tools und Einstellungen der Nutzer*innen im akademischen Kontext und insbesondere im Bereich des Lernens und Lehrens von Fremdsprachen. Die Studien zeigen unter anderem sehr eindeutig, dass es notwendig ist, Sprachenlernende und –lehrende für den reflektierten Umgang mit KI-Anwendungen zu schulen, ihnen Potenziale aufzuzeigen und sie für Risiken und Grenzen zu sensibilisieren.

Ziel des Vorhabens ist es, diesen Schulungsbedarf im Bereich „KI-Kompetenz“ für Sprachlernende und -lehrende decken. Dies soll in verschiedenen Formaten geschehen, und zwar durch

  1. Self-Access-Kurse in PANDA

  2. Fortbildungen für Lehrende

  3. Handreichungen für Studierende und Lehrende

Alle drei Formate sollen nachhaltig gestaltet werden, indem auch der schnellen Weiterentwicklung und entsprechend zunehmenden Performanz der Anwendungen Rechnung getragen wird. So soll der Fokus nicht auf Schwachstellen (wie z.B. Übersetzung von Redewendungen, geschlechtsbezogene Verzerrungen o.ä.) liegen, die eventuell in Kürze behoben sein könnten – gleichwohl aber die Aufmerksamkeit für bestimmte Aspekte trainiert und ein kritischer Umgang mit den Tools gefördert werden. Außerdem sollen die Kurse (1) und Handreichungen (3) so gestaltet werden, dass sie leicht anzupassen sind. Für die (im Projektzeitraum nur 1-2x stattfindende) Fortbildung soll ein klares Konzept und entsprechende Materialien entwickelt werden, die die Wiederholung und Durchführung durch verschiedene Referent*innen ermöglichen.

Vorarbeiten am Zentrum für Sprachlehre und Kooperationen

Das Team des Zentrums für Sprachlehre hat im Sommersemester 2022 damit begonnen, sich intensiv mit dem Thema „Übersetzungstools“ auseinanderzusetzen. Eine Umfrage im Mai 2022, die ein halbes Jahr später an der Universität Bayreuth und ein weiteres halbes Jahr später noch einmal am ZfS wiederholt wurde – insgesamt nahmen 1144 Studierende teil – gab  Aufschluss über die Gründe für den Einsatz von Übersetzungstools und die genaue Art der Verwendung. Die Ergebnisse decken sich mit denen einer breit angelegten Studie an Schweizer Universitäten (DigLit) und denen einer Umfrage an der Université de Lorraine (Frankreich). Auffällig ist – um nur ein Beispiel zu nennen – die (häufig kontraproduktive) Verwendung von Übersetzungstools zum Nachschlagen einzelner Wörter und die Verwechslung mit anderen Anwendungstypen wie Online-Wörterbüchern. Die Ergebnisse der drei genannten Projekte wurden auf mehreren Konferenzen[1][2] und in einem Webinar des Europäischen Verbandes der Sprachenzentren CercleS[2][3] Interessent*innen aus verschiedenen Ländern präsentiert.

Im Sommersemester 2023 verschob sich der Fokus auf chatGPT. Hierzu führte das ZfS ebenfalls eine Umfrage durch und diskutierte die Ergebnisse mit Teilnehmenden der Fachtagung „KI-Anwendungen beim Lehren und Lernen von Fremdsprachen und im wissenschaftlichen Schreiben“[3][4], die am 02.06.2023 im Rahmen des Projekts KI:edu.nrw an der Ruhr- Universität Bochum stattfand.

In Paderborn und vielen anderen Hochschulsprachenzentren wurden bereits Ideen (und für den Umgang mit Übersetzungstools am ZfS auch eine erste Handreichung für Lehrende) entwickelt und erprobt, wie Lehrende das Thema in ihren Kursen ansprechen und mit den Studierenden den gewinnbringenden Einsatz der KI-basierten Anwendungen trainieren können. Eventuell können das in Kanada entwickelte Trainingsmodul „Atelier de formation sur l’utilisation de DeepL aux cours de FLS“[4][5] (Barysevich et Costaris 2020) oder Online-Kurse auf der Lernplattform KI-Campus[5][6]  als Vorlage herangezogen werden.

Außerdem wird natürlich auch intensiv der Platz der Tools in der Academia hinsichtlich ihres möglichen Eingriffs in academic integrity diskutiert.

Um flächendeckend alle Lehrenden und möglichst viele Studierende zu erreichen und jederzeit verfügbare Schulungsmöglichkeiten zu schaffen, bedarf es der o.g. Formate, in denen sich auch die Diskussion rund um zu academic integrity widerspiegeln soll. Der Zeitaufwand für die Konzeption und Erstellung der Kurse/Fortbildungen und Materialien übersteigt allerdings die Kapazitäten der derzeit am ZfS beschäftigten Mitarbeitenden.

Die begonnene Kooperation mit anderen Mitgliedsinstitutionen des AKS (Arbeitskreis der Sprachenzentren, Sprachlehrinstitute und Fremdspracheninstitute) und des Europäischen Verbandes der Hochschulsprachenzentren CercleS – zum  Beispiel in einer (bereits gebildeten) Arbeitsgruppe des AKS und einer (geplanten) Focus Group von CercleS – soll  als Inspirationsquelle, zur Diskussion von Zwischenergebnissen und später auch für die Verbreitung der Ergebnisse genutzt werden.

 

[1][2] z.B. dem 14th Meeting of Directors of Language Centres in Higher Education in Europe (Wulkow 2.2), 4.-7.5.2023

[2][3] Die Aufzeichnung des Webinars am 08.06. 2023 ist auf dem Youtube-Kanal von CercleS verfügbar: https://youtu.be/4kaAzbKExNE

[3][4] Die Tagungswebseite ist zu finden unter https://learning-aid.blogs.ruhr-uni-bochum.de/fachtagung/

[4][5] verfügbar unter https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLSe-6b8X4F-zIFm8BNreifFvcI8aLg52cWI0pEvF7mOOZTsO2w/viewform

[5][6] https://ki-campus.org/

[1][1] Digital Literacy im Hochschulkontext (DigLit): https://www.zhaw.ch/de/linguistik/digital-literacy-im-hochschulkontext-diglit/