IT-Lö­sun­gen für die Pro­duk­tent­ste­hung: Kon­sor­ti­um ent­wi­ckelt mo­dell­ba­sier­te Aus­wir­kungs­ana­ly­sen

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Viele kennen das Problem von privaten Feiern, der eigenen Wohnungseinrichtung oder vom letzten Heimwerker-Projekt: Der Plan steht, alles ist vorbereitet – und im letzten Moment muss doch noch etwas geändert werden. Für Industrieunternehmen ist diese Unsicherheit besonders kritisch. Denn es wird immer schwieriger, vorherzusagen, wie sich Änderungen an ihren Produkten technisch und finanziell auswirken. Noch kniffliger wird es, wenn mehrere Parteien an der Produktentwicklung beteiligt sind. Ein Verbundprojekt unter der Federführung von Prof. Dr.-Ing. Iris Gräßler am Heinz Nixdorf Institut der Universität Paderborn schafft Abhilfe: Auswirkungsanalysen machen mithilfe neuartiger IT-Lösungen Abhängigkeiten frühzeitig sichtbar, Unternehmen können agieren statt zu reagieren. Das Konsortium aus Forschungsinstituten, Softwareherstellern und Anwenderunternehmen wurde dabei über eine Dauer von drei Jahren vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund vier Millionen Euro unterstützt. Das Forschungsprojekt „ImPaKT“ – die Abkürzung steht für „Informations- und Kommunikationstechnologien-befähigte modellbasierte Auswirkungsanalyse in der Produktentstehung“ – wurde Ende vergangenen Jahres erfolgreich abgeschlossen. Im Juni veröffentlicht das Konsortium den Abschlussbericht. Unternehmen, die Interesse an den Ergebnissen haben, können sich via E-Mail an Dominik Wiechel (dominik.wiechel@hni.uni-paderborn.de) wenden.

IT-gestützte Lösungen zur Bewältigung von Herausforderungen im Änderungsmanagement

„Unternehmen wissen, dass Systemmodelle und Daten extrem wertvoll, aber auch aufwändig zu pflegen sind. Wir vereinfachen es Unternehmen, Systemmodelle zu erstellen, die als Grundlage für Auswirkungsanalysen dienen. Wir bieten eine standardisierte Methodik, um die Folgen von Änderungen am Produkt zu bewerten“, erklärt Wiechel, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Produktentstehung von Gräßler. Durch spezielle Tailoring-Werkzeuge können Unternehmen die Lösungen an ihre individuellen Bedürfnisse anpassen und so das volle Potenzial der IT-gestützten Auswirkungsanalysen ausschöpfen.

Effizienzsteigerung durch Best-Practice-Beispiele und individuelle IT-Services

Das Projektteam setzt in der Praxis bereits Akzente: Die CLAAS Industrietechnik GmbH nutzt die Auswirkungsanalysen, um bei der Entwicklung einer neuen Landmaschine zu ermitteln, welche Komponenten ihres Raupenlaufwerks ersetzt werden müssen. Die Hofmann Mess- und Auswuchttechnik GmbH & Co. KG erkennt mithilfe der Auswirkungsanalyse, welche Rotoren an ihren Maschinen problemlos ausgewuchtet werden können und welche nicht. Die Hadi Plast GmbH kann nachvollziehen, welche Auswirkungen eine Änderung des Kunststoffs für die von ihr hergestellten Kunststoffartikel für ein Ladesystem hat. Die Fallbeispiele bieten praxisnahe Einblicke in die Effektivität der „ImPaKT“-Lösungen. Zusätzlich wurden IT-Services zur Anforderungserhebung und zur Analyse von Abhängigkeiten entwickelt, um Unternehmen bei der Erstellung ihrer Systemmodelle zu unterstützen und den Übergang zum Änderungsmanagement der Zukunft zu erleichtern.

Neue Perspektiven für das Änderungsmanagement im Maschinenbau

 „ImPaKT“ sorgt für einen grundlegenden Wandel im Änderungsmanagement: Unternehmen müssen nicht mehr aufwändig verteilte Daten zusammentragen, sondern ziehen einen direkten Nutzen aus einem durchgängigen Systemmodell. „Diese Herangehensweise ermöglicht es, technische Änderungen effizient zu bewerten – ohne aufwändige Meetings oder umfangreiche Dokumentationen“, so Verbundkoordinatorin Gräßler. Der Fokus liegt auf der Nutzung vorhandener Daten und der Wiederverwendung von modellierten Informationen, um den Arbeitsaufwand zu minimieren und die Effizienz zu steigern.

Die Bestätigung durch die industrielle Praxis belegt den Mehrwert der „ImPaKT“-Ergebnisse. Dazu Gräßler: „Trotz der Notwendigkeit eines organisatorischen Wandels in den Unternehmen, um das Anforderungs- und Änderungsmanagement neu auszurichten, zeigen die Ergebnisse eine klare Zustimmung seitens der Anwenderinnen und Anwender. ‚ImPaKT‘ bietet somit nicht nur technische Lösungen, sondern auch eine Grundlage für zukunftsorientiertes und effizientes Änderungsmanagement im Maschinenbau.“

Foto (Ibrahim Nassar): Deniz Özcan, Sven Rarbach, Dominik Wiechel und Marcel Ebel bei der Projektvorstellung.

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