Deut­sche Li­te­ra­tur der Ge­gen­wart an der Uni­ver­si­tät Pa­der­born (Win­ter­se­mes­ter 2007/2008): Wer­ner Fritsch über­nimmt 26. Gast­do­zen­tur für Schrift­stel­ler

Der in Berlin und in Hendelmühle in der Oberpfalz lebende Autor Werner Fritsch wird am 10.12.2007 die 26. Paderborner Gastdozentur für Schriftstellerinnen und Schriftsteller am Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Paderborn übernehmen. Die seit 1983 durchgeführte Veranstaltung richtet sich sowohl an Studierende als auch an alle literarisch Interessierten in Paderborn und Umgebung. Robert Menasse und Judith Kuckart waren zuletzt als Gastdozenten in Paderborn.

Werner Fritsch wird seine Dozentur unter den Rahmentitel „Mnemosyne: Mutter Sprache“ stellen und am Montag, dem 10.12.2007, eine Auftaktlesung aus seinem Œuvre halten, Titel: „Das Cherubim-Rhizom“. Hinzu kommen drei Vorträge, die der Autor unter die folgenden Einzeltitel gestellt hat: „Enigma Emmy Göring. Hörspielarbeit“ (17.12.2007), „Gedächtnisraum Theater. Theaterschreiben u. Theaterregie“ (07.1.2008), „Die Alchemie der Utopie. Filme und Installationen“ (14.1.2008). Eine weitere Werklesung, unter dem Titel „Das Rad des Glücks / Jetzt Johanna. Prosaprojekte“, beschließt die Gastdozentur am 21.1.2008.

Mit beispielloser poetischer Intensität schaffen die Werke Werner Fritschs – Erzählungen, Dramen, Hörstücke und Filme – Übergänge zwischen den Künsten und Medien. Bilderreich und sprachgewaltig zugleich führen sie den Leser, Zuschauer und Zuhörer gleichsam an den Nullpunkt der Wahrnehmung, dorthin, wo die (Medien-)Bilder implodieren. Fritsch rüstet den Text mit poetischer Kraft aus und behauptet die Kunst (das Erzählen, das Theater, den Film) als Gegen-Ort des Anderen: als Raum der Stille, der nicht durch die Schnelllebigkeit und Geschwindigkeit der Medien definiert ist, sondern durch Konzentration. Er lässt dadurch dem Denken, der Phantasie, der Kreativität nicht nur Raum; er sucht diese vielmehr ganz unmittelbar herauszufordern.

Dahinter steht die Vorstellung, dass Kunst die Wirklichkeit nicht nachstellen darf, sondern sie allererst einmal wieder vorstellbar machen muss: jenseits der in unserer Bildergesellschaft gerasterten Alltagswahrnehmung. Dem liegt die Hoffnung zugrunde, dass eine veränderte Wahrnehmung utopisches Denken wieder möglich macht. Kunst und Literatur leben vom Gespräch, von einer lebendigen Kommunikation – und dieses Gespräch wollen die Texte Werner Fritschs auf immer wieder neue, auf überraschende Weise eröffnen.

Werner Fritsch wurde 1960 in Waldsassen/Oberpfalz geboren. Über das Aktions- und Performancetheater kam Werner Fritsch zur Bühne und zum Film. Unter anderem war er als Regieassistent bei Herbert Achternbuschs „Der Depp“ beteiligt. Als Prosaautor erhielt er für seinen 1987 veröffentlichten und 1988 verfilmten Erstlingsroman „Cherubim“ große Anerkennung. Es folgten bis heute mehrere Erzählungen, Hörspiele und Filme sowie zahlreiche Theaterstücke, die etwa in München, Hamburg, Berlin, Bonn, Darmstadt, Köln und bei der Expo 2000 aufgeführt wurden.

Für seine Werke wurde er unter anderem mit folgenden Preisen ausgezeichnet: Robert-Walser-Preis (für den Roman „Cherubim“, 1987), Preis des Landes Kärnten (vergeben im Rahmen des 11. Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbes 1987), Rauriser Literaturpreis (für den Roman „Cherubim“, 1988), Hörspielpreis der Kriegsblinden für das Hörspiel „Sense“ (1993), Stipendium des Senats von Berlin (für „Stechapfel“, 1995), Else-Lasker-Schüler-Preis (gemeinsam mit Volker Lüdecke, 1997), Theaterstipendium des Landes Baden Württemberg (1999), Hörspiel des Jahres 2006 (für „Enigma Emmy Göring“ 2006). Jüngst wurden ihm der ARD-Hörspiel-Preis sowie der mit 36.000 Euro dotierte Arno-Schmidt-Preis (Zweijahresstipendium) für seine Prosa zugesprochen.

Die von den Dozenten Prof. Dr. Norbert Otto Eke, Prof. Dr. Alo Allkemper und Prof. Dr. Dr. h. c. Hartmut Steinecke geleiteten Veranstaltungen beginnen am Montag, dem 10. Dezember 2007, 16.15-17.45 Uhr, im Hörsaal G (neues Hörsaalgebäude) der Universität, Warburger Str. 100. Der Eintritt ist frei.
 

KURZFASSUNG:

Der Dramatiker, Erzähler, Hörspiel- und Drehbuchautor Werner Fritsch wird die 26. Paderborner Gastdozentur für Schriftstellerinnen und Schriftsteller am Institut für Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Paderborn übernehmen. Werner Fritsch wird seine Dozentur unter den Rahmentitel „Mnemosyne: Mutter Sprache“ stellen und am 10.12.2007 eine Auftaktlesung aus seinem Œuvre halten. Hinzu kommen drei Vorträge sowie eine abschließende Werklesung am 17.12.2007, 7., 14. und 21.1.2008.

Die von den Dozenten Prof. Dr. Norbert Otto Eke, Prof. Dr. Alo Allkemper und Prof. Dr. Dr. h. c. Hartmut Steinecke geleiteten Veranstaltungen beginnen am Montag, 10. Dezember 2007, 16.15-17.45 Uhr, im neuen Hörsaal G der Universität, Warburger Str. 100. Der Eintritt ist frei.